Berghausen. . Sorgen um die Zukunft machen sich derzeit viele Beschäftigte der SCS Stahlschmidt Cable Systems GmbH & Co. KG.

Sorgen um die Zukunft machen sich derzeit viele Beschäftigte der SCS Stahlschmidt Cable Systems GmbH & Co. KG. Zwischen 40 und 60 Arbeitsplätze könnten nach Informationen dieser Zeitung von einem Stellenabbau betroffen sein. Es steht ein erneuter Sanierungsprozess mit Stellenabbau bei dem traditionsreichen Unternehmen in Berghausen bevor.

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Von Unternehmensseite gab es dazu gestern keine Bestätigung, sondern lediglich den Satz, dass man die laufenden Verhandlungen nicht kommentieren wolle. Am Freitag ist der bislang geltende Standortsicherungstarifvertrag fristgerecht ausgelaufen. Und am gleichen Tag liefen die Gespräche zwischen der SCS-Geschäftsführung und der IG Metall über einen neuerlichen Sanierungstarifvertrag an. IG-Metall-Gewerkschaftssekretär Marco Schmidt bestätigte dies im Gespräch mit der Redaktion und sprach davon, dass sich Arbeitnehmer und Arbeitgeberseite auf Gesprächstermine bis in den Oktober verständigt haben.

Ehemalige Beschäftigte sind enttäuscht

Unter ehemaligen Mitarbeiterin der Firma Stahlschmidt regt sich Unmut. Sie haben gegenüber dieser Zeitung Zweifel an der ­Sozialauswahl für den Stellenabbau geäußert, die zuvor zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung ausgehandelt worden ist.

Elf Frauen sind in diesem Jahr Aufhebungsverträge angeboten worden. SCS-Geschäftsführer Kai-Uwe Wollenhaupt hatte noch im Juni gegenüber dieser Zeitung gesagt: „Wir streben mit allen Mitarbeitern eine gütliche und faire Einigung an.“ Dennoch zogen acht der elf Mitarbeiterinnen vor das Arbeitsgericht. Am Ende einigten sich die Parteien auf Aufhebungen mit leicht erhöhten Abfindungen.

Jetzt berichten zwei ehemalige, langjährige Beschäftigte, dass unter den elf Frauen sechs Mütter mit unterhaltspflichtigen Kindern gewesen seien. Allesamt sollen sie seit vielen Jahren für die Firma tätig gewesen sein. Trotzdem hätten ihre Namen auf der Liste gestanden. „Wie sozial ist so ein Sozialplan?“, fragt eine der beiden Ex-Mitarbeiterinnen. Und ihre Kollegin unterstreicht, dass sie sich von der Firmenleitung wie auch vom Betriebsrat im Stich gelassen fühlt: „Jahrelang haben wir Überstunden gemacht und auf Weihnachts- und Urlaubsgeld verzichtet, weil es der Firma schlecht ging und dann kommt sowas...“

Ein Sprecher des Unternehmens weist diese Kritik zurück: „Wir kommentieren diese Äußerung von ehemaligen Mitarbeitern nicht.“ Und weiter sagt der Sprecher, der Sozialplan sei mit Betriebsrat und der Gewerkschaft abgestimmt worden. Auch ein Vertreter der IG Metall betonte, dass es sich um einen abgestimmten Sozialplan gehandelt habe.

Konkret gehe es auch um den „Interessenausgleich“, was die Befürchtungen beim Stellenabbau schürt. Nach Informationen dieser Zeitung könnte die Kunststoff-Sparte betroffen sein, deren Verlegung nach Polen in der Diskussion stehe. Dann könnte es vor allem auch ungelernte Mitarbeiter treffen. Auf diese Informationen angesprochen sagt Gewerkschafter Schmidt: „Wir werden uns das sehr genau anschauen. Für die Vereinbarung eines Sanierungstarifvertrages gibt es klare Bedingungen.“ Das war auch bei der vorhergehenden Vereinbarung der Fall.

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Die Gewerkschaft will den Standort und möglichst viele Arbeitsplätze erhalten. Diese Zukunft wird bei einem Abbau von bis zu 60 Arbeitsplätzen aber auch wirtschaftlich schwieriger: Ohne nennenswerte Produktion seien die Kosten für Entwicklung und Verwaltung zu hoch, sagen Insider. Außerdem werde in Zweifel gezogen, ob der Standort in Polen ausreichend groß für diese zusätzlichen Aufgaben sei – und ob dort ausreichen Personal angeworben werden könne, weil sich auch in Polen inzwischen Arbeits- und Fachkräfte-Mangel bemerkbar machten.