Aue-Wingeshausen. . Ortschaften planen Nutzung des kommunalen Geländes. Äpfel, Birnen, Kirschen und Pflaumen in Aue; Hummeln, Bienen und Schmetterlinge in Elsoff.

Wer Euphorie sucht, wer Anpacker und Macher sehen will, der sollte mal hinter die Kulissen beim Dorfverein Aue-Wingeshausen schauen. Seit sechs Jahren setzen die Menschen im Doppeldorf Ideen um, überzeugen davon die Mitbürger, die überwiegend mitziehen und das Leben in Aue-Wingeshausen lebens- und liebenswerter machen. Neben den geführten, kulinarischen Wanderungen steht aktuell eine nagelneue Idee vor der Umsetzung. Eine Obstplantage mit 50 Bäumen soll angelegt werden.

Kompletter Vorstand muss noch zustimmen

Voraussetzung für die Umsetzung ist noch, dass der komplette Vorstand des Dorfvereins das Vorhaben absegnet. Vorgeplant ist es schon – zumindest im Kopf von Ortsvorsteher Christian Schneider. Er resümiert: „Unsere Überlegung in diese Richtung ist schon älter. Vor zwei, drei Jahren haben wir der Stadt eine Umnutzung der überflüssigen Friedhofsflächen vorgeschlagen. Damals gab es eine Begehung des Friedhofs mit der Stadt. Danach passierte aber erstmal nichts mehr.“

Jetzt ist das Thema „Nachhaltige Friedhofsentwicklungsplanung“ bekanntlich in den politischen Gremien beraten und verabschiedet worden. Demnach sollen Überhangflächen auf den kommunalen Friedhöfen in Aue, Bad Berleburg, Richstein und Elsoff reduziert werden.

Helmut Keßler, Vorsitzender des Dorfvereins Aue-Wingeshausen begründet die Maßnahme ganz plausibel: „Wir wollen es schön haben bei uns. Deswegen machen wir das.“ Und Ortsvorsteher Schneider ergänzt: „Wir planen die Streuobstwiese mit 50 Bäumen, Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen. Das Fallobst ist ein prima Futter für Rehe, Wildschweine und für Igel.“ Der Verein gibt, so der Plan, etwa zehn Euro pro Baum, der Rest soll möglichst über das Umweltprogramm des Kreises gefördert werden.

Bereits in den kommenden Tagen werden Mitarbeiter des Bauhofes die rund 3500 Quadratmeter Fläche in Aue mulchen, die Birken entfernen und für die Neupflanzung vorbereiten. Und wenn’s passt, könnten dort demnächst auch noch zwei Ziegen grasen...

Nur einmal im Jahr mähen

Und wie sieht es auf den anderen drei Friedhöfen mit einer neuen Konzeption für die freien Flächen aus? – Die Richsteiner wollen künftig ohne die 800 qm Fläche auf dem Friedhof über dem Dorf verzichten. Allerdings: „Für die Trasse haben wir bislang keine Nutzung vorgesehen“, sagt Ortsvorsteher Michael Sittler. Fest stehe, „dass wir das Gelände weiter extensiv bearbeiten, vielleicht nur einmal im Jahr mähen wollen.“ Die Richsteiner begrüßen das Konzept, sagt Sittler, denn weniger Fläche bedeute ja weniger Mäharbeiten für die Stadt.

Eine Bebauung ist nicht ausgeschlossen

Nichts anderes gilt für die 8000 qm am städtischen Friedhof in Bad Berleburg. Ortsvorsteherin Ulla Belz hält es für „richtig die obere Fläche in Richtung Reithalle freizugeben.“ Vor einigen Jahren hätte „man dort vielleicht vorausschauend Bäume pflanzen und als alternative Bestattungsform eine Art Friedwald anlegen können“. Doch das ist nun kein Thema mehr. Zwar sieht die Ortsvorsteherin „noch kein Baugebiet“, kann sich aber vorstellen: „Vielleicht findet sich ja auch ein Kauf-Interessent für das Grundstück“. Bei einer anderweitigen Nutzung müsse natürlich die unmittelbare Nähe des Friedhofes berücksichtigt werden. Andererseits betont Ulla Belz aber auch, dass „ein Umgang mit der Fläche für uns als Global Nachhaltige Kommune auch eine Option sein könnte.“

Insektenwiese mit Bienenstöcken

Auf dem Friedhof in Elsoff gelten 1600 qm als Überhangfläche (Markierung). Dort favorisiert Ortsvorsteher Bernd Marburger eine Insektenwiese.
Auf dem Friedhof in Elsoff gelten 1600 qm als Überhangfläche (Markierung). Dort favorisiert Ortsvorsteher Bernd Marburger eine Insektenwiese. © Stadt Bad Berleburg

Bleibt noch Elsoff: Dort ist die Konstellation so, dass die Stadt die Friedhofsfläche langfristig von der Kirchengemeinde gepachtet hat. Nach Informationen der Westfalenpost hat es auch bereits Gespräche über eine Rückgabe der etwa 1600 qm großen Überhangfläche gegeben. In jedem Fall favorisiert aber Ortsvorsteher Bernd Marburger eine bunte Blumenwiese als Tummelplatz für Insekten wie Hummeln, Bienen und Schmetterlinge. „Das wäre bestimmt ein schönes Bild“, ist Marburger sicher und kann sich sogar vorstellen, dass ein Hobby-Imker aus dem Dorf dort auch Bienenstöcke aufstellen kann.

Über alternative Bestattungsformen nachdenken

Die Projektgruppe „Friedhofsentwicklung“, in der neben Vertretern der Verwaltung und der Fraktionen auch Mitglieder des Kirchenkreises arbeiten, tagt zum ersten Mal am Mittwoch, 18. Juli, im Sitzungssaal des Rathauses. Neben den Flächenreduzierungen soll in diesem Arbeitskreis auch über alternative Bestattungsformen nachgedacht und überlegt werden, wie kommunale Friedhofskapellen in der Anzahl reduziert werden können.