Bad Berleburg. Das Angebot für Berleburger Tagestouristen kann nicht optimal ausgenutzt werden. Und Fachkräftemangel ist weiterhin ein Thema in der Branche.

  • Pluspunkte: Kneipp-Heilbad, reichlich „wanderbare“ Natur, Wisente, das Schloss und noch viel Gastronomie
  • Minuspunkte: Zu wenig Gästebetten, fehlendes WC am Goetheplatz, Parkplatz-Engpässe
  • Fazit: Hotel garni könnte gut ins Anforderungsprofil der Kurzurlauber und Wandertouristen passen

Bad Berleburg hat fast alles, was eine Kleinstadt braucht, um attraktiv zu sein etwa für Kurzurlaube, die immer mehr in Mode kommen. Und trotzdem gibt es ein Problem.

Das Positive

> Fast unberührt wirkende Natur
> ein bewohntes barockes Residenzschloss mit Museum
> mehrere bekannte Premiumwanderwege
> die Wisente als ein bedeutsames Naturschutzprojekt mit europäischer Strahlkraft
> ein durchaus noch reichhaltiges Angebot an Geschäften und sogar an Gastronomie-Betrieben.
> Darüber hinaus führt die Stadt sogar noch den öffentlichkeitswirksame Titel eines Kneipp-Heilbades.

Das Negative

> Eines aber fehlt: Es gibt zu wenig Gästebetten. Vor allem mangelt es an einem zusätzlichen Hotel, am besten in der Kernstadt.
> Es fehlt am Anziehungspunkt Oberstadt/Goetheplatz/Schloss ei­ne öffentliche Toilette.
> Und: Es gibt zu wenig Parkmöglichkeiten für Busse.

1325 Betten

werden für Bad Berleburg ausgewiesen. Davon gehören 829 aber zu den Kliniken. Mit 496 Hotelbetten ist Berleburg beispielsweise der Nachbarkommune Bad Laasphe (545) klar unterlegen (Wir berichteten).

13201 Gästeankünfte weniger

als Bad Laasphe zählte Bad Berleburg 2016 – und lag damit erstmalig hinter der Nachbarstadt, die insgesamt 43 982 Ankünfte zählte.

Die Lösung

Ein Hotel garni könnte besonders gut in das Anforderungsprofil der Kurzurlauber und Wandertouristen passen, weiß der Geschäftsführer der BLB Tourismus GmbH, An­dreas Bernshausen.

Die Hoteliers

Michael Müller vom Hotel-Restaurant „Laibach“ bei Bad Berleburg
Michael Müller vom Hotel-Restaurant „Laibach“ bei Bad Berleburg © Heiner Lenze

Auch aus der Gastronomie und Hotellerie bekommt das Thema Rückenwind: „Wir haben zuwenig Betten und brauchen noch ein Hotel. Einen Betrieb so um die 50 Betten“, bestätigt Michael Müller, Besitzer des Hotels Erholung Laibach und Vorstandsmitglied des Bad Berleburger Vereins Markt und Tourismus. Müller selbst betont: „An manchen Wochenende könnte ich 20 Zimmer mehr vermieten.“

Die Lösung mit einem Hotel garni findet Müller ebenfalls sehr gut, weil das gastronomische Begleitangebot auf das Frühstück beschränkt sei und so die anderen Restaurants und Gaststätten eher profitierten. An­dreas Bernshausen bestätigt diese Theorie, dass ein Mehr an Angebot automatisch auch ein Mehr an Gäste nach sich ziehe. Der Geschäftsführer von BLB Tourismus ist inzwischen mit der Wisenthütte bei Wingeshausen selbst Gastronom und hat dort ein gutes Beispiel direkt vor der Tür: Dort verbinde der Wisentpfad gleich mehrere Cafés und Restaurants, die allesamt vom Angebot profitieren.

Das Problem

Bislang gibt es weder einen Betreiber noch einen Standort für einen solchen Hotelbetrieb in der Kernstadt. Was es außerdem definitiv nicht gibt, ist Personal. Fast alle Betriebe im Stadtgebiet suchen Mitarbeiter in der Küche im Service oder der Hauswirtschaft.

Die Politik

Auch die heimische CDU-Landtagsabgeordnete Anke Fuchs-Dreisbach hat sich bereits mit diesem Problem vertraut gemacht. Sie hat sich auf Initiative dieser Zeitung mit Vertretern der Gastronomie, der BLB Tourismus GmbH und dem Berufskolleg Wittgenstein getroffen.

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„Es brennt“, sagt die Abgeordnete und hat sich am Freitag frische Zahlen aus der Agentur für Arbeit besorgt: Aktuell werden in Wittgenstein elf Köche, sechs Hotelfachleute und sechs Hilfskräfte gesucht. „Und das sind nur die offiziell gemeldeten Stellen“, weiß Fuchs-Dreisbach auch um eine hohe Dunkelziffer von Gastronomie-Betrieben, die gar nicht mehr inserieren.

Der Image-Wechsel

Für die Politikerin ist klar, dass auch ein Imagewandel bei den Berufen her muss: „Ich stelle mir auch vor, dass Azubis, die für ihren Beruf brennen, in die Schulen gehen und Werbung für die Ausbildung in Gastronomie-Betrieben machen“. Auf diese Ausbildungsbotschafter setze sie. Die Idee, Fachkräfte im Ausland anzuwerben, hält Fuchs-Dreisbach dagegen für falsch. „Dafür sind wir nicht attraktiv genug.“ Die jungen Spanier beispielsweise zieje es eher in Hotels und Restaurants in den Ballungsräumen.