Berghausen. . Es gibt ein Profitabilitätsproblem in Berghausen. Das will das Unternehmen mit der Gewerkschaft lösen. Aber dafür fehlt noch ein Detail.

  • Der Standortsicherungstarifvertrag muss noch warten
  • SCS Stahlschmidt will bis Ende des Monats die verlangten Zahlen vorlegen
  • Das Unternehmen setzt aber auf Berghausen und Deutschland

„Wir wollten den Standortsicherungstarifvertrag öffnen, um den Anforderungen des Standortes des gerecht zu werden“, sagt der SCS-Geschäftsführer Kai-Uwe Wollenhaupt in einem Gespräch mit dieser Zeitung im Stahlschmidt-Stammwerk in Berghausen. Doch es gibt Probleme: Eine erste Frist für die Vorlage von Unternehmenskennzahlen ist am Freitag abgelaufen. Das hatte die IG Metall aber zur Bedingung für den neu verhandelten Standortsicherungstarifvertrag gemacht.

„Wir haben nicht alle Unterlagen zeitgerecht zusammengeführt und haben deshalb eine Fristverlängerung bis Ende des Monats beantragt“, sagt Wollenhaupt. Aber er ist optimistisch, die von der Gewerkschaft und deren Sachverständigen geforderten Zahlen schon bald nachliefern zu können. In Siegen bestätigt auch der zuständige Gewerkschaftssekretär Marco Schmidt, dass man sich auf eine Fristverlängerung geeinigt habe. Schmidt ist ärgerlich, dass SCS erst einen Tag vor Ablauf des Zeitfensters um Fristverlängerung gebeten hat. Schmidt macht deutlich, dass ohne die fehlenden Unterlagen keine Tarifeinigung zustande kommt.

Transferzahlungen aus Polen

Kai-Uwe Wollenhaupt erläutert das Problem: „Die Zahlen des Standortes Berghausen sind nicht losgelöst von denen der Gruppe zu sehen. Wir haben am Standort Berghausen ein Profitabilitätsproblem.“ Hintergrund ist, dass man zwischen dem Produktionsstandort und der Dachgesellschaft unterscheiden muss, die von allen Produktionsstandorten mitfinanziert wird. Aufgrund der Konzernstruktur, bei der die Dachgesellschaft in Berghausen sitzt, wirkt sich dies auch auf den Standort Berghausen aus. Dafür hat SCS eine Lösung: „Es werden üblicher weise Transferzahlungen von Polen nach Deutschland geleistet“, sagt Wollenhaupt. SCS ist der Auffassung, dass dies rechtlich zulässig und unproblematisch sei. Sofern die IG Metall und deren Sachverständige zur gleichen Auffassung kommen, könnte der Standortsicherungstarifvertrag in Kraft treten.

Zukunftsprognose

Als Geschäftsführer ist sich Kai-Uwe Wollenhaupt der schwierigen Situation bewusst, hat aber auch eine klare Vorstellung von der Zukunft des Unternehmens: „Unser Wachstumsziel für die kommenden fünf Jahre liegt bei 100 Millionen Euro Umsatz.“

Diese Teile werden künftig als Sitzschienenverkleidung in Autos eingebaut. Die Maschinen aus der sie stammen, ist eine neu angeschaffte 300 Tonnen starke Spritzgussmaschine der Firma Engel.
Diese Teile werden künftig als Sitzschienenverkleidung in Autos eingebaut. Die Maschinen aus der sie stammen, ist eine neu angeschaffte 300 Tonnen starke Spritzgussmaschine der Firma Engel. © Lars-Peter Dickel

Die Kunden, speziell aus dem Automotive-Sektor, wollen, dass sich SCS genauso global aufstellt, wie sie selbst. Trotzdem setzt das traditionsreiche Wittgensteiner Unternehmen auch nach seiner Übernahme durch die Peter Möhrle-Holding aus Hamburg auch langfristig auf den Standort Berghausen. „Wir wollen Produkte herstellen, die Knowhow erfordern und nicht mit Schwellenländern in Konkurrenz treten“, antwortet Wollenhaupt auf Ängste in der Belegschaft und dem Umfeld, die ein Abschöpfen des Fachwissens oder gar einen erneuten Verkauf des Unternehmens fürchten. Welche Bedeutung Berghausen und Deutschland für SCS hat beschreibt Wollenhaupt so: „Wir arbeiten hier mit einem guten, effizienten und innovativen Team. Das Knowhow in Fertigung, Werkzeugbau und Verfahrenstechnik ist unsere herausragende Stärke. Das an einem anderen Standort neu aufzubauen würde Jahre dauern.“