Erndtebrück/Bad Laasphe. . Heimische Politiker zu Plänen der AWO zur Erweiterung des Seniorenzentrums Erndtebrück: Die Idee begeistert, Zurückhaltung bei der Realisierung.
- Wörster (UWG): „Da sprechen wir nach der Bundestagswahlen nicht mehr drüber“
- Saßmannshausen (SPD): „Es kann nur Vorteile haben, wenn man das Areal Soldatenheim aufwertet“
- Grebe (FDP): „Das Essen war immer ein Ärgernis. Das war ein Kritikpunkt in der Einrichtung“
Das AWO-Seniorenzentrum an der Struthstraße als Herzstück, erweitert um neue Wohn-, Beratungs- und Betreuungsangebote für Senioren Richtung Ortskern – das ist die Vision des AWO-Bezirksverbandes für ein „Quartier Erndtebrück“, das den Bedürfnissen der Zielgruppe entspricht. Politiker in Erndtebrück und Bad Laasphe sind von der Idee grundsätzlich begeistert, halten sich mit Blick auf die Realisierung aber eher zurück.
Die Skeptiker
„Ich bin da sehr, sehr skeptisch“, meint Heinrich-Wilhelm Wörster, Chef der Erndtebrücker UWG-Fraktion. „Das sind im Moment doch nur Wunschträume.“ Er fürchtet: „Da sprechen wir nach der Bundestagswahlen nicht mehr drüber.“ Und Wörster verweist auf die immensen Baukosten: „Was die AWO da vorhat – da wird eine Million Euro nicht reichen.“ Und so spricht AWO-Kreisverbandsvorsitzender Karl-Ludwig Völkel auch von „mehreren Millionen“.
Die Kritiker
Die Erndtebrücker CDU begrüße das Projekt, so Fraktionsvorsitzender Heinz-Josef Linten – „ich habe aber auch kritisch angemerkt, dass der Ruf der AWO in Wittgenstein schon ein bisschen ramponiert ist“. Damit spielt Linten etwa auf Versprechungen der AWO seit Jahren an, sich im Erndtebrücker Seniorenzentrum um ein stabiles Kurzzeitpflege-Angebot zu kümmern. „Es kann ja nicht sein, dass die Erndtebrücker, wenn sie mal in Urlaub fahren, hier im Altenheim nichts für ihre Angehörigen finden“, bedauert Linten, man gar bis Winterberg oder Schmallenberg ausweichen müsse. Dass hier etwas verbessert werde, darum wolle sich Reinhold Strüwe vom Bezirksverband aber jetzt wohl bemühen.
Völkel Optimist: Grundstein in wenigen Jahren
„Wenn alles gut läuft, könnte in zwei bis drei Jahren die Grundsteinlegung sein.“ Karl-Ludwig Völkel, Vorsitzender des AWO-Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein, ist „sehr optimistisch gestimmt“, dass es mit dem geplanten „Quartier Erndtebrück“ zügig weitergeht.
Immerhin sei das AWO-Projekt zum Umbau des Seniorenzentrums Struthstraße und die Erweiterung um barrierefreies Wohnen für ältere Menschen oder Bewohner mit Behinderung schon seit etwa einem Jahr in der Planung – und von Henning Gronau als seinem Nachfolger im Amt des Erndtebrücker Bürgermeisters „immer wieder aktiv vorangetrieben“ worden, so Völkel weiter. Damit würde dann im Kernort auch „eine Baustelle seit 2004 verschwinden“, meint der Vorsitzende – denn so lange steht das Soldatenheim neben dem Dorfplatz schon leer.
Quartier lockt Senioren des Umlands
Der AWO-Vorsitzende hofft, „dass wir die ersten konkreten Pläne Ende 2017/Anfang 2018 vorlegen können“ – erfolgreiche Wirtschaftlichkeitsberechnung vorausgesetzt. Natürlich begleite der Kreisverband das Projekt wohlwollend, sagt Völkel, weil er sich als Organisation ja auch selbst engagieren wolle – und überlege, eine Tagesstation anzubieten, in das geplante Café einzusteigen, Behinderten-Arbeitsplätze zu schaffen.
Völkel glaubt, dass das geplante Quartier mit seiner breiten Angebotspalette auch viele Senioren aus dem Umland in den Erndtebrücker Kernort lockt, der zum Beispiel kurze Wege in die Läden biete. Und: „Wir hätten mit dem Quartier in Erndtebrück etwas, was in einer Gemeinde dieser Größenordnung auch noch nicht existiert“ – ein echtes Alleinstellungsmerkmal.
Einen Zusammenhang der verschiedenen Aktivitäten des AWO-Bezirksverbandes in Erndtebrück und Bad Laasphe sieht Völkel übrigens nicht. Die AWO werde ja mit geplanten Senioren-Wohnungen in der Lahnstadt vertreten bleiben.
Sehr gut findet Linten den Plan, bis zu 36 barrierefreie Wohnungen für Senioren zu schaffen, verbunden mit der ebenfalls angedachten neuen Zentralküche für das gesamte Seniorenzentrum.
Die Optimisten
„Es kann für die Gemeinde nur Vorteile haben, wenn man das Areal Soldatenheim aufwertet“, sagt SPD-Fraktionschef Tim Saßmannshausen. Wenn sich die Planer mit dem Quartier für die Senioren ganz bewusst in Richtung Kernort orientierten, werde der ganze Bereich rund um den Dorfplatz auf ideale Weise wiederbelebt.
Ist die Realisierung eines solchen Projekts zeitnah möglich? „Das ist ja schon ein großes Projekt, das nicht auf die Schnelle entstehen kann“, meint dazu Saßmannshausen. Aber die Ideen, die der Bezirksverband der Erndtebrücker Politik bereits präsentiert habe, „hören sich schon relativ konkret an“. Der SPD-Chef geht mit Blick auf das Projekt davon aus, dass sich die Politik „der Entwicklung nicht verschließen“ und dafür „an einem Strang ziehen“ werde.
Eine mögliche Hürde sieht FDP-Fraktionschef Heinz Georg Grebe noch in den Verhandlungen mit den Eigentümern des Soldatenheims, dessen Areal für die geplante Erweiterung des Seniorenzentrums benötigt wird. Aus Sicht des Liberalen in den Planungen besonders wichtig ist die zentrale Küche, denn: „Das Essen war immer ein Ärgernis“, sagt Grebe. „Das war ein Kritikpunkt in der Einrichtung, ich habe da mit mehreren älteren Leuten gesprochen.“ Bislang wurde der Standort Erndtebrück von der Küche des Bad Laaspher AWO-Seniorenzentrums an der Pfingstweide aus mitversorgt, das aber bekanntlich Ende März geschlossen wurde. Mit der neuen Küche ergebe sich nun die Chance, auch Senioren in den umliegenden Wohnungen ein gutes Mittagessen anzubieten. Und die Idee, das Caféteria-Angebot zu erweitern, hält Grebe ebenfalls für einen Fortschritt.
Die Laaspher
Wie sieht man die umfassenden Quartier-Pläne der AWO in Bad Laasphe? Für Günter Wagner von der CDU-Fraktion ist es „offensichtlich“, dass man in Erndtebrück etwas aufbaue – und in Bad Laasphe mit dem Seniorenzentrum „etwas zu Ende gehen lasse, obwohl bei uns Bedarf besteht“. Damit meint der Politiker vor allem den Bedarf an Pflegeplätzen, der ja nun leider auch nicht in der Emmaburg gedeckt werde. Und dass es auf absehbare Zeit neue Seniorenwohnungen der AWO an der Pfingstweide gebe, glaubt Wagner auch noch nicht wirklich.
Bad Laasphes SPD-Fraktionsvorsitzender Nils Wacker denkt, dass in der Lahnstadt mit der AWO kaum noch etwas in Sachen Pflegeplätze zu machen ist. Er ist aber zuversichtlich, dass schon bald andere potenzielle Träger in die Bresche springen werden. Schließlich gehe es dabei ja auch ums Geschäft.