Erndtebrück. . Die Pläne für Erndtebrück sind groß und auch das leerstehende Soldatenheim könnte in absehbarer Zeit Geschichte sein.

  • Arbeiterwohlfahrt plant Pilotprojekt für Erndtebrück
  • Neues Quartier umfasst viele ambulante und stationäre Elemente
  • Auch das leer stehende Soldatenheim kann bald Geschichte sein

Die AWO denkt groß. In Erndtebrück entsteht ein Projekt, das laut Reinhard Strüwe „Modellcharakter“ nicht nur für die Arbeiterwohlfahrt haben wird. Vergleichbares gibt es bereits in größeren Städten, aber eben noch nicht im ländlichen Raum. Der Stellvertretender Geschäftsführer des AWO-Bezirksverbandes Westliches Westfalen stellte die Idee, die dahinter steckt, in einem Hintergrundgespräch mit der Westfalenpost vor.

Stichwort heißt Quartierplanung

Das Stichwort heißt Quartierplanung: „Wir haben über Erndtebrück neu nachgedacht“. Dafür soll nicht nur das erst 2006 eröffnete Seniorenzentrum in der Struthstraße umgebaut werden. Die Pläne gehen weiter. Sie umfassen das gesamte Areal, auf dem heute noch das ehemalige Soldatenheim und der Dorfplatz stehen.

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„Es ist mir eine Herzensangelegenheit, dass diese Fläche im Zentrum Erndtebrücks wieder lebendig wird“, sagt Henning Gronau, Bürgermeister der Gemeinde Erndtebrück. Gronau formuliert seine Hoffnungen: „Dieses Projekt kann eine unglaubliche Bereicherung für Erndtebrück sein - es würden sich mehrere Herausforderungen in einem Zuge lösen lassen“, sagt Gronau im Gespräch:

Kaufverträge stehen noch aus

Reinhard Strüwe bleibt indes vorsichtig. Noch sei kein Vertrag mit dem Grundstücks- und Gebäudebesitzer Buderus-Klute unterschrieben. Aber auch Strüwe bekennt, dass die Planungen der AWO für Erndtebrück raumgreifend sind. Begonnen haben diese Pläne mit der Schließung des AWO-Seniorenzentrums auf der Pfingstweide in Bad Laasphe. Von dort aus war auch das Erndtebrücker Haus mit Essen versorgt worden, erläutert Reinhard Strüwe. Eine Lösung musste her.

Reinhard Strüwe.
Reinhard Strüwe. © VON STAEGMANN, Lutz

„Wir haben das Quartier Erndtebrück genauer betrachtet und festgestellt, dass es noch Bedarf für einige soziale Dienstleistungen gibt“, sagt Reinhard Strüwe. Herausgekommen ist ein Plan, der „auch für die nächsten Generationen Modellcharakter hat“.

Zunächst wird das Seniorenzentrum um eine Küche erweitert. Gleichzeitig soll die Kapazität der Betten des Hauses von 72 auf 80 steigen. Was nach wenig klingt, mache aber einen deutlichen Unterschied, bekräftigt Strüwe. Die neue Küche soll nicht nur Hausbewohner mit Essen versorgen, sondern auch ein Café. Ein öffentlicher Raum, in dem nicht nur ältere Menschen mit warmen Mahlzeiten versorgt werden können. Später kann sich Strüwe auch vorstellen, einen Lieferservice nach dem Vorbild Essen auf Rädern anzubieten.

Darüberhinaus sollen in den Bereichen der hauswirtschaftlichen und pflegerischen Versorgung Angebote gemacht werden, die nach Analyse der Arbeiterwohlfahrt in Erndtebrück bestehende Lücken schließen können. Neben der stationären Pflege, sollen ein ambulanter Dienst und eine Tagespflege mit zwölf Plätzen geschaffen werden. Abgerundet wird das Ganze dann noch durch barrierefreie Wohnungen für ältere Menschen oder Bewohner mit Behinderung. Hier werde der Bedarf steigen, ist sich die AWO sicher. Das gleiche gelte auch für Wohngruppen oder Senioren-WGs.

Beispiel „Fünf10“ aus Siegen

Komplettiert werden könne das Angebot auch durch umfassende Beratungen zu Pflegedienstleistungen. Hier strebt die AWO eine Partnerschaft mit den Dienststellen des Kreises Siegen-Wittgenstein an.

Das AWO-Seniorenzentrum und das Soldatenheim aus einer anderen Luftbild-Perspektive.
Das AWO-Seniorenzentrum und das Soldatenheim aus einer anderen Luftbild-Perspektive. © Hans Blossey

Wichtig sei auch das inklusive Angebot, das in Erndtebrück für die AWO bereits mit den Werkstätten in Schameder stark vertreten ist, wie der Geschäftsführer des AWO-Kreisverbandes Dr. Andreas Neumann unterstreicht. Der betreibt mit dem Café „Fünf10“ eine Gastronomie, deren Konzept auch für das neu geplante Café im Seniorenzentrum passen kann. Dort arbeiten bereits Menschen mit Beeinträchtigungen aus Wittgenstein, die dann in der Heimat einen neuen Arbeitsplatz finden könnten. Auch das Konzept der Wohngruppen für Menschen mit Behinderung ist Neumann sehr wichtig.

Neumanns Kollege Christian Dohmen unterstreicht, dass das gerade geänderte Bundesteilhabegesetz genau in diese Richtung von Inklusion argumentiert und man außerdem auch Altersforscher, so genannte Gerontologen der Universität Dortmund, hinzugezogen habe, die ein Quartiersprojekt auf dem Dorf einerseits bislang für „einmalig“ aber eben auch „für innovativ“ halten.

Quartierprojekte der Arbeiterwohlfahrt

Die AWO führt zurzeit bereits an 13 Standorten Projekte durch, in denen ein Quartiersmanager die Seniorenzentren mit sozialen Dienstleistern, Gruppen und Nachbarn vernetzt.

 

Ziel ist es, mit den verschiedenen Dienstleistungsanbietern zusammen zu arbeiten, die Kompetenzen zu bündeln und somit einen Mehrwert für ältere Menschen zu schaffen. „Nur durch ein funktionierendes Netzwerk werden wir den Herausforderungen einer zunehmend alternden Gesellschaft gerecht“, so Reinhard Strüwe.

 

Es sei wichtig, Dienstleistungsangebote zu schaffen, die lebenslanges Wohnen in der Gemeinde ermöglichen.

 

Eine Schlüsselrolle kommt dabei auch den örtlichen Vereine und Institutionen zu, mit denen die AWO in Gesprächen das Quartierskonzept weiter entwickeln will.

 

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Zeitplan noch offen

Einen Zeitrahmen gibt es noch nicht: Das Konzept wird nun dem Investor vorgelegt und vom Architekten überplant. Ende diesen Jahres könnten konkrete Pläne der Öffentlichkeit und den Behörden vorgestellt werden.

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