Bad Berleburg. Die Berleburger Genossen kämpfen mit dem demografischen Wandel, auch wenn sie Zulauf haben, wie Bodo Hüster erklärt.
- Der Stadtverbandsvorsitzende der Bad Berleburger SPD erläutert den Sinn der Umstrukturierung.
- Aus vier Orstvereinen wird einer. Das setzt personelle Ressourcen frei.
- Außerdem spricht Hüster über das, was die Bad Berleburger SPD politisch antreibt.
Die SPD steckt trotz des anfänglichen Martin-Schulz-Effektes im Umfragetief und hat wichtige Landtagswahlen verloren. Genau in diese Zeit vor der Bundestagswahl im September fällt für die Bad Berleburger Genossen eine ganz wichtige Phase der Erneuerung und Umstrukturierung. Wir sprechen mit dem Vorsitzenden des SPD-Stadtverbandes, Bodo Hüster, über den geplante Zusammenschluss der vier Ortsvereine, die Gewinnung neuer Mitglieder und die Motivation sich politisch zu engagieren.
Auf dem Stadtverband der SPD mit seinen Ortsvereinen soll nun ein einzelner Ortsverein Bad Berleburg werden. Was erhoffen Sie sich von diesem Zusammenschluss?
Bodo Hüster:Zur Zeit haben wir vier Ortsvereine: Berleburg-Mitte mit 59 Mitgliedern, Aue-Wingeshausen mit 36 Mitgliedern, Eder- Elsofftal mit 28 Mitgliedern und Dotzlar-Raumland-Sassenhausen mit 18 Mitgliedern. Dafür benötigen wir vier Vorstände mit jeweils mindestens vier Vorstandsmitgliedern und daneben noch den Stadtverbandsvorstand als Dachorganisation. Sie sehen, hier wird sehr viel Personal gebunden. Wir erwarten von der Fusion eine Straffung der Vorstandsarbeit.
Ganz neu ist diese Idee nicht...
Auch in der Vergangenheit hat es bereits Zusammenschlüsse im Stadtgebiet gegeben. So haben Schüllar-Wemlighausen, Girkhausen, Berghausen und Hemschlar-Rinthe-Weidenhausen sich mit Berleburg Mitte zusammengeschlossen. Schwarzenau und Elsofftal haben ebenso fusioniert. Das Thema einen gemeinsamen Ortsverein zu bilden ist also nicht neu. Ich gehöre seit 2004 dem Stadtverbandsvorstand an und kenne die Problematik seit vielen Jahren. Andere Kommunen haben diesen Schritt schon getan, wie Wilnsdorf oder Netphen zum Beispiel. Attendorn vollzieht zur Zeit den gleichen Schritt.
Kritische Stimmen fürchten um die Rücksicht auf Eigenheiten der bisherigen Ortsvereine. Wie können Sie die Vielfalt der lokalen Stimmen berücksichtigen?
Genau diese Regionalität wollen wir auf jeden Fall beibehalten. Daher soll sich diese Regionalität in dem neuen Vorstand widerspiegeln. Auch sollen Aktionen, wie zum Beispiel die Altpapiersammeln in Aue-Wingeshausen, wo der Erlös den örtlichen Vereinen und Institutionen zu Gute kommt, unbedingt in der Regie der Genossinnen und Genossen aus dem oberen Edertal bleiben.
Die Mitgliederzahlen der SPD insgesamt sind mit dem Schulz-Effekt wieder gestiegen. NRW verzeichnet ein Plus von 3,4 Prozent auf über 14 000 Mitglieder. Im ländlichen Raum und in Bad Berleburg scheint dieser Effekt noch nicht zu greifen. Woran liegt es?
Wir haben im Frühjahr fünf neue Mitglieder bekommen. Da liegen wir mit 3,5 Prozent genau im Landestrend. Es ist jedoch auch nicht zu leugnen, dass der demografische Wandel auch an den Parteien nicht Halt macht. Gerade hier im ländlichen Raum haben die Zahlen abgenommen, da junge Leute nach ihrem Studium oft nicht zurückkehren. Auch wir werden weniger und der Altersdurchschnitt steigt.
Im aktuellen Vorstand des Stadtverbandes sitzen drei Frauen und ein Mann. Das klingt danach, als sei Frauenquote kein Thema in der Bad Berleburger SPD, oder?
Dies ist reiner Zufall und der letzten Vorstandswahl geschuldet. Da ich Nachfolger von Dietmar Beuter wurde und somit der Posten des Schatzmeisters neu zu besetzen war, haben wir zum Glück Iris Gerstmann dafür gewinnen können. Sandra Peiser und Ulrike Dirkmann gehörten bereits dem vorherigen Vorstand an. Mit der Frauenquote ist das nicht so einfach, wie es sich in unserer Fraktion zeigt. Dort sitzen in der Stadtverordnetenversammlung zehn Männer und nur drei Frauen.
Wähler oder sogar Mitglied einer Partei zu sein, ist die eine Sache. Sich selbst politisch in der Partei oder auch als Mandatsträger zu engagieren, ist eine andere. Warum haben Sie entscheiden, sich politisch einzusetzen?
Ich gehöre der alten Tante SPD seit 1979 an. Ich habe mich bereits in Juso-Zeiten in der Kommune eingesetzt – damals gab es übrigens noch Altpapiersammlungen im gesamten Stadtgebiet. 2001 wurde ich gefragt, ob ich als Ortsvorsteher meinen Nachbarn Manfred Beuter, der das Amt 27 Jahre innehatte ablösen möchte. Dem habe ich damals zugesagt und mich daraufhin in 2004 um das Ratsmandat erstmals beworben. In 2004 und 2009 habe ich meinen Wahlkreis Beddelhausen/Schwarzenau und in 2014 Elsoff und Schwarzenau jeweils als Direktkandidat gewonnen. Die Bürgerinnen und Bürger haben mir das Vertrauen geschenkt. Aber ich verstehe meine Arbeit in Fraktion und Rat im Interesse aller Berleburger und Berleburginnen. Hier müssen oftmals regionale Interessen hinter den Interessen der gesamten Stadt zurückstehen.
Wie können Sie andere Menschen davon überzeugen, sich politisch zu engagieren?
Das kann man eben nur durch seine politische Arbeit in der Gemeinschaft von Ortsverein, Fraktion und natürlich Stadtrat mit seinen Gremien. Das gilt im Übrigen auch für die Kolleginnen und Kollegen der anderen politischen Parteien und Gruppierungen.
Unabhängig vom Ausgang der Bundestagswahl im September – Was sind die für Wittgenstein und Bad Berleburg entscheidenden Themen?
Das sind die Themen, die die Menschen hier in Berleburg und Wittgenstein besonders berühren – und so möchte ich auch selbstkritisch anmerken von uns im Landtagswahlkampf nicht so gut rübergebracht wurden. Das gilt für die Themen Windkraft, Route 57, Schulen, Kindergärten und Tagesstätten. Ganz besonders wichtig scheint mir das Thema demografischer Wandel und Wohnen und Leben im Alter hier im ländlichen Raum zu sein. Infrastruktur – und dazu gehören nicht nur Straßen, sondern auch schnelles Internet, die ärztliche Versorgung gerade hier auf dem Land.