Wingeshausen. . Wenn Landwirte ihre Felder mähen, kann das für Rehkitze lebensgefährlich sein. Mit modernster Technik sollen die Tiere nun gerettet werden.

  • Die Landwirte beginnen mit den Vorbereitungen für die erste Mahd. Genau da wird es nun kompliziert
  • Sie müssen Kitze und Rehe aus der Weide vertreiben, um sie nicht zu töten
  • Eine schonende Art der Ortung bietet Sebastian Fischer mit seiner Wärmebildkamera an einer Drohne an

Die Wiesen rechts und links neben der Straße sind saftig grün und mit blühenden Blumen geschmückt, soweit das Auge reicht. Überall in der Natur gibt es bereits Nachwuchs, die Landwirte beginnen mit den Vorbereitungen für die erste Mahd. Genau da wird es nun kompliziert: Viele Landwirte, aber nicht alle, treffen auch Vorbereitungen, um das Mähen von in den Wiesen abgelegten Rehkitzen oder anderen Wildtieren zu verhindern. Immer wieder kommt es zu sehr Zwischenfällen, bei denen Wildtiere den Messern des Mähwerks zum Opfer fallen. In den allermeisten Fällen endet dieser Kontakt für das Tier tödlich.

Ein schönes Bild: Rehmutter und Kitz in einer Wiese. Vor der Mahd ist es wichtig, Vorbereitungen zu treffen, damit die Tiere den Messern nicht zum Opfer fallen.
Ein schönes Bild: Rehmutter und Kitz in einer Wiese. Vor der Mahd ist es wichtig, Vorbereitungen zu treffen, damit die Tiere den Messern nicht zum Opfer fallen. © Matthias Böhl

Selbst, wenn das Rehkitz nach dem Anmähen noch lebt, ist es meist so schwer verletzt, dass es noch vor Ort stirbt, oder von einem Jäger erlegt werden muss. Grausame Geschehnisse, die vermeidbar wären.

Die Heimatzeitung trifft Sebastian Fischer. Der 35-jährige Wingeshäuser hat eine Idee, wie die Tiere vor einem solchen Schicksal bewahrt werden können. Die Wiesen abzulaufen, Pfähle mit Plastiktüten in die Wiesen zu stellen, beim Mähen die Augen offen halten - All das sind Möglichkeiten, die die Landwirte selbst haben, um einen Mähunfall zu verhindern. Doch das ist oft sehr zeitintensiv und auch nicht immer zuverlässig, wenn die Tiere sich beispielsweise an die raschelnden Plastiktüten gewöhnt haben.

Wärmebild aus der Luft

Sebastian Fischer nimmt vorsichtig seine Drohne aus dem Auto. Zwei Drohnen besitzt der Mann, der sich mit den „Flugdiensten“ selbstständig gemacht hat. Ein Check der Geräte und der Fernbedienung und dann kann es losgehen. Wie bei einem Hubschrauber produziert die Drohne einen kräftigen Abwind, bevor Fischer sie haargenau in die Luft steuern kann.

Auf einem Monitor sieht Sebastian Fischer die Wärmequellen deutlich - auch in den Wiesen abgelegte Rehkitze.
Auf einem Monitor sieht Sebastian Fischer die Wärmequellen deutlich - auch in den Wiesen abgelegte Rehkitze. © Matthias Böhl

Damit er andere Luftfahrzeuge nicht stört, hat er genaue Flughöhen, an die er sich halten muss. Das Luftfahrtbundesamt hat ihm eine Fluggenehmigung erteilt. Die Drohne kann aber weitaus mehr, als nur fliegen und Fotos machen: „Hier ist eine Wärmebildkamera verbaut. Dieselbe wie die, die unter Polizeihubschraubern angebracht sind“, erklärt Fischer, während er mit der Drohne Kurs auf die erste Wiese nimmt. „Wärme wird in diesem Bild weiß dargestellt“, zeigt er auf seinem Monitor an der Funkfernbedienung. Je nachdem, welche Bildeinstellung er wählt, kann eine Wärmequelle auch in anderen Farben erscheinen. Außerdem kann der gelernte Maschinenbautechniker auf einem zweiten Bild auch die Originalbedingungen sehen, die grüne Wiese aus der Vogelperspektive also.

In etwa 75 Metern Höhe dreht er seine Runden am Waldrand und über den Feldern. Dann plötzlich eine weiße Wärmequelle auf dem Monitor. „Da ist etwas!“ Schon geht Fischer etwas tiefer, um zu erkennen, um was es sich handelt. Auf dem Monitor ist ein Reh, am Boden liegend, zu erkennen und nicht weit davon entfernt ein Feldhase. Mit bloßem Auge auf dem „Normalbild“ immer noch nicht zu sehen. Auf dem Wärmebild exakt abgebildet. „Die Tiere stört es nicht einmal“, freut sich Sebastian Fischer.

Mit Ergebnis sehr zufrieden

Fischer ist zufrieden, er könnte diese Tiere vor einer großen Gefahr bewahren. Er dreht mit der Thermographiedrohne wieder ab und landet direkt neben seinem Auto. Denn eine Mahd stand hier an diesem Abend nicht bevor. „Aber ich wollte mich nochmals von den Möglichkeiten überzeugen“, erklärt er.

Naturschützer retten Kitze aus Wiesen

Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen.
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen. © Kevin Winterhoff
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen.
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen. © Kevin Winterhoff
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen.
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen. © Kevin Winterhoff
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen.
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen. © Kevin Winterhoff
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen.
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen. © Kevin Winterhoff
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen.
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen. © Kevin Winterhoff
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen.
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen. © Kevin Winterhoff
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen.
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen. © Kevin Winterhoff
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen.
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen. © Kevin Winterhoff
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen.
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen. © Kevin Winterhoff
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen.f
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen.f © Kevin Winterhoff
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen.
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen. © Kevin Winterhoff
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen.
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen. © Kevin Winterhoff
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen.
Rehkitze werden von Jägern und Naturfreunden in Breckerfeld von den Wiesen getragen, bevor die Landwirte die Flächen mähen. © Kevin Winterhoff
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Im Realfall würde er nach einem Fund eine weitere, handgeführte Wärmebildkamera zusätzlich einsetzten, um die Tiere unmittelbar vor der Mahd aus der Wiese in Sicherheit zu bringen. Diesmal ist es nur eine Probe und die Tiere können weiter auf ihren Plätzen liegen bleiben. In Panik geraten, oder weggelaufen sind sie beim Einsatz der Drohne nicht.

Diesen „Wildtierservice“ bietet der Wingeshäuser nun an, um bei der kommenden Mähsaison den Landwirten und Jagdpächtern, vor allem aber den Wildtieren eine Hilfe zu sein.

Doch nicht nur Wildtiere kann seine Drohne erkennen, mit der Wärmebildkamera oder der zweiten Videodrohne lassen sich auch ganz andere Arbeiten erledigen, auf die Sebastian Fischer mit seiner Selbstständigkeit auch seinen Schwerpunkt gelegt hat: „Überprüfung von Photovoltaikanlagen, Leckortung, Vermessungen, oder Kontrolle von Lüftungsanlagen“, zählt er auf. Aber auch „ganz normale Fotos von Gebäuden, Grundstücken, oder Events sind natürlich möglich“, fährt er fort.

Letzte Startvorbereitungen: Gleich hebt die Drohne von Sebastian Fischer ab.
Letzte Startvorbereitungen: Gleich hebt die Drohne von Sebastian Fischer ab. © Matthias Böhl

Ob er schon mal etwas Besonderes mit seiner Thermographie lösen konnte, fragen wir ihn. Er lächelt kurz und erzählt: „Bei einem versprungenen Pferd, da konnte ich mit der Handkamera durch den Temperaturunterschied die Entzündung im Gelenk eindeutig lokalisieren.“ Denn die Diagnostik zu solchen Anlässen, ist ein weiterer Service, den er anbietet.

>>> Hintergrund: Jungtiere sind nicht allein
Immer wieder kommt es vor, dass vermeintlich verlassene Jungtiere in Wiesen gefunden werden. Diese wurden aber nicht verlassen. Sie werden von den Alttieren zum Schutz dort abgelegt.

Mehrmals täglich kommen die Mütter zu ihrem Nachwuchs zurück, um ihn zu säugen, oder bei Bedarf den Platz zu wechseln. Deshalb sollten solche Jungtiere auf keinen Fall angefasst, oder mitgenommen werden.

Hundehalter sollten ihre Vierbeiner während der Brut- und Setzzeit von Vögeln und Wildtieren unbedingt anleinen, da diese sonst eine Gefahr für die Jungtiere darstellen, was zum Tod führen kann.