Bad Laasphe/Duisburg. . Der Künstler Otto Piene (1928 - 2014) war immer mit seinen Wittgensteiner Wurzeln verbunden. Jetzt ermöglicht posthum ein Künstlerbuch Einblicke in sein Wirken.
Das Künstlerbuch „The Light Silo – Das Licht Silo“ lag Otto Piene sehr am Herzen. Doch der 1928 in Bad Laasphe geborene Wegbereiter der Licht- und Feuerkunst hat die Vollendung dieses Werks nicht mehr erlebt, denn er starb kurz vor der Veröffentlichung in Berlin am 17. Juli 2014 im Alter von 86 Jahren. Nun ist das ,Licht-Silo’ posthum von der Witwe Elizabeth Goldring-Piene und dem Kunsthistoriker Ante Glibota fertiggestellt und in der Duisburger Cubus-Kunsthalle vorgestellt worden.
Anwesend war auch Vinzenz M. Becher aus Bad Laasphe, der als Lehrer für Deutsch, Philosophie und Kunst am Städtischen Gymnasium im Jahr 1998 die Bedeutung Pienes als großen Sohn Wittgensteins erst wiederentdeckt hat und von dem Künstler selbst zu vielen Ausstellungen und Feiern eingeladen wurde.
Ein privates Fenster
„Das Besondere am ,Licht-Silo’ ist, dass in diesem Buch zum ersten Mal ein privates Fenster geöffnet wird“, schildert Becher. „Seinen Wohnsitz auf seiner Farm in Groton/Massachusetts kennt man nur von Fotos. Jetzt lässt sich dieser Lebensmittelpunkt anhand von Skizzen erkunden.“ Zwei Silos gab es auf der Farm, als Otto Piene sie kaufte. Eines davon hat er zum Kunst-Ort umgestaltet, zum Licht-Silo.
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Neben den Skizzen von Otto Piene erhellen 37 Gedichte seiner Frau Elizabeth den kreativen Geist des Ortes. „Das sind sehr intime Momentaufnahmen des gemeinsamen Lebens auf der Farm“, schildert Becher das Zusammenspiel von Zeichnung und Dichtkunst.
Den Bad Laaspher fasziniert vor allem, dass Otto Piene mit ganz normalen Filzstiften zeichnete, „er hat seine Skizzenbücher immer dabei gehabt“. Das Format der Skizzen bestimmt das Format des Buches.
Pienes Vater Dr. Otto Piene war kommissarischer Gründungsrektor des Städtischen Gymnasiums in Bad Laasphe, sein Sohn wurde hier am 18. April 1928 geboren. Doch schon bald zog die Familie nach Lübbecke. Dass der inzwischen weltberühmte Künstler Wurzeln in Wittgenstein hat, erfuhr Vinzenz M. Becher 1998, als er für eine Jubiläumsschrift zum 75-jährigen Bestehen der Schule recherchierte. Otto Piene freute sich über die Kontaktaufnahme, und so begann eine langjährige Beziehung, die unter anderem im Jahr 2003 die Ausstellung „Die Sonne kommt näher“ im Museum für Gegenwartskunst in Siegen zur Folge hatte.
Aus diesem Anlass besuchten Otto und Elizabeth Piene auch Bad Laasphe. „Er wollte seine Wurzeln kennenlernen“, erinnert sich Becher. „Er hat sich in sein Haus in Groton das alte Biedermeier-Wohnzimmer seiner Großeltern verschiffen lassen. Er war immer mit seinen Wurzeln verbunden. Das finde ich interessant.“
Piene ist weit hinausgezogen in die Welt
Die Erlebnisse der dunklen Kriegsjahre haben Piene im wahrsten Sinne des Wortes zum Licht als Medium seines Schaffens geführt. „Er wollte mit seiner Kunst den Himmel erobern, er war Mond-begeistert, aber er hat auch seinen Garten bepflanzt und ist letztlich wieder zurück auf den blauen Planeten gekommen, auf das Stückchen Erde seiner Farm.“
Der Bad Laaspher Piene ist weit hinausgezogen in die Welt. Er gründete die Künstlergruppe Zero, bis zuletzt bildeten Düsseldorf und Groton seine Lebensmittelpunkte. Das berühmte MIT in Boston machte ihn schon 1974 zum Direktor des Labors für künstlerisch-optische Experimente. Aber seine Kontakte in der Heimat hat er immer gepflegt. Becher: „Das Buch ,Licht-Silo’ ist sein Vermächtnis.“
Das in Deutsch und Englisch gestaltete Künstlerbuch liegt in zwei Formaten vor: Als bibliophile Sammlerausgabe in nur 50 Exemplaren Auflage und als normaler Druck. Dieser ist im Verlag Delight Edition Hongkong / Paris erschienen und kostet 80 Euro. Kontakt: distribution@delighteditions.com