Soest. . Wie konnte in Soest ein Baby verhungern, dessen Mutter doch vom Jugendamt betreut wird? Jetzt informierte die Behörde über ihre Bemühungen um Mutter und Kind im Vorfeld. Die 21 Jahre alte Mutter soll das Mädchen ab Ende Oktober vier Tage lang allein in der Wohnung gelassen haben.

Nach dem Hungertod eines drei Monate alten Mädchens in Soest hat sich am Mittwoch das zuständige Jugendamt zu den Hintergründen des Dramas geäußert. "Wir hatten keinerlei Veranlassung, Gefahr für das Kindeswohl zu sehen", sagte der Soester Jugendamtsleiter Meinhard Esser.

Verdacht auf Totschlag

Die 21 Jahre alte Mutter soll den Säugling ab Ende Oktober vier Tage lang allein in der Wohnung gelassen haben. Das Kind war in dieser Zeit verhungert. Am Montag wurde die Leiche von der Polizei nach einem Hinweis des Jugendamtes entdeckt. Bereits am Dienstag war die Frau wegen des Verdachts des Totschlages durch Unterlassen in Untersuchungshaft genommen worden.

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Seit der Schwangerschaft sei die junge Frau auf ihren Wunsch vom Jugendamt betreut worden, sagte Esser weiter. Im Auftrag des Amtes war der 21-Jährigen für sechs Stunden pro Woche eine Sozialarbeiterin zur Seite gestellt. Außerdem unterstützte eine Familienhebamme die Mutter bei der Versorgung des Babys. "Das lief alles einwandfrei, der Umgang der Mutter mit ihrem Kind war liebevoll", sagte Esser.

Am 30. Oktober mit Kind zum Termin

Letztmals habe die Frau am 30. Oktober einen Termin mit ihrem gesetzlichen Betreuer gehabt. "Da hatte sie das Kind dabei", sagte Esser. Als die Frau dann weder für die Sozialarbeiterin noch für die Hebamme erreichbar war, habe man sich zunächst keine Sorgen gemacht. "Es war auch zuvor schon mehrfach vorgekommen, dass sie nicht zu Hause war", sagte Esser.

Auch gesundheitlich ging es dem kleinen Mädchen bis Ende Oktober gut. "Am 16. Oktober gab es noch einen Kinderarzt-Termin, bei dem keine Auffälligkeiten festgestellt wurden", sagte Esser.

Mehrfach vor verschlossener Tür

Die Sozialarbeiterin habe sich Ende vergangener Woche gemeldet und mitgeteilt, dass sie schon mehrfach vor verschlossener Tür gestanden habe. "Auch telefonisch konnten die Mitarbeiter die Frau nicht erreichen", sagte Esser. Da aber zuvor alles in Ordnung gewesen sei, habe man keine Notwendigkeit gesehen, die Polizei einzuschalten, bis am Montag der gesetzliche Betreuer einen Hinweis auf eine mögliche Gefahr für das Kind gegeben hätte. (dpa)