Soest. Eine 21-Jährige soll ihre drei Monate alte Tochter in Soest mehrere Tage lang allein in ihrer Wohnung zurückgelassen und so den Tod des Babys in Kauf genommen haben. Polizisten fanden am Montag die Leiche des kleinen Mädchens. Ersten Erkenntnissen zufolge ist es verhungert und verdurstet.

Ein drei Monate altes Mädchen ist in einer Wohnung im westfälischen Soest wahrscheinlich mehrere Tage lang alleingelassen worden und verhungert. Das teilte die Polizei am Dienstag mit. Die 21 Jahre alte Mutter, die vom Jugendamt betreut wurde, hatte bei einem Gespräch selbst angedeutet, dass ihrem Kind etwas zugestoßen sei. Das Jugendamt schaltete die Polizei ein, die die Leiche des Babys am Montag fand.

"Das Mädchen ist anscheinend verhungert und verdurstet", sagte ein Polizeisprecher in Soest. Die Obduktion ergab keine weiteren Hinweise auf Gewalt. "Das Kind starb infolge von Vernachlässigung", sagte der ermittelnde Staatsanwalt in Arnsberg. Gegen die Mutter soll Haftbefehl wegen Totschlags durch Unterlassen beantragt werden.

Junge Mutter wurde vom Jugendamt betreut

Das Kind sei vermutlich schon vor etwa zwei Wochen gestorben, als die Mutter nach eigenen Aussagen viereinhalb Tage lang nicht zuhause war, berichtete der Staatsanwalt. Die 21-Jährige habe mit ihrer Tochter allein in einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus gelebt. Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft hatte die junge Mutter eine gesetzliche Betreuung und wurde zudem von einer Familienpflege im Auftrag des Jugendamtes betreut.

"Ich bin fassungslos, dass so etwas in unserer Stadt passieren kann", sagte der Soester Bürgermeister Eckhard Ruthemeyer (CDU). Er bestätigte, dass die Frau beim Jugendamt bekannt sei und eine Familienpflege eingerichtet wurde. "Wir müssen nun genau klären, was da gelaufen ist."

Die Staatsanwaltschaft hat bislang keine Hinweise auf Versäumnisse der Behörde. Sollten sich Anhaltspunkte dafür ergeben, werde auch in diese Richtung ermittelt. (dpa)