Warstein. . Der vorbeigehende Spaziergänger mag ihn leicht übersehen, den jüdischen Friedhof Warsteins, gelegen am Verbindungsweg zwischen den Straßen Am Mühlenbruch und Unterm Hagen. Damit genau das nicht passiert und heute vielleicht der ein oder andere Bürger ganz bewusst diesen Ort aufsucht, stattete Bürgermeister Manfred Gödde der Gedenkstätte am Vortag des 9. Novembers einen Besuch ab.
„Wir alle sollten heute einmal inne halten und gedenken. derer gedenken, denen hier so viel leid passiert ist“, sagte Gödde auf dem Friedhof, „denn die Pogrome sind 1938 nicht nur in den großen Städten passiert, nicht nur in Berlin und Frankfurt haben Synagogen gebrannt und wurden geplündert – das alles ist auch bei uns, ist hier in Warstein passiert.“
Auf dem jüdischen Friedhof stehen noch heute Grabsteine der drei großen jüdischen Familien auf Warsteiner Stadtgebiet: Die Familien Kaufmann, Cohn und Arensberg wurden in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 Opfer der nationalsozialistischen Truppen. Ihre Häuser wurden zerstört, waren vernichtet. „Man muss ich mal versuchen, bewusst zu machen, was damals für ein leid passiert ist“, so Gödde, „das waren Menschen wie du und ich, die schlagartig alles verloren.“ Insgesamt 13 Grabsteine erinnern an die jüdische Gemeinde, um die 30 Mitglieder gehörten ihr einst an. Der kleine Friedhof wurde 1664 erstmals urkundlich erwähnt, die ältesten noch erhaltenen Gräber stammen aus dem 18. Jahrhundert. heute steht der Friedhof unter Denkmalschutz und gehört der jüdischen Kultusgemeinde Dortmund.
Gödde brachte bei seinem Besuch auf dem Friedhof ein Siegel der jüdischen Gemeinde Warsteins mit. „Das hat mir jemand geschenkt, der es in seinem Haus gefunden hat. Die Erinnerungen sind überall da. Wir müssen nur innehalten.“ Heute wäre eine gute Gelegenheit dazu.