Wickede-Wimbern. Das Regierungspräsidium sieht keine Alternative: In Wickede-Wimbern soll eine dritte “Zentrale Unterbringungseinrichtung“ für Asylsuchende entstehen, neben den Häusern in Hemer und Schöppingen. Bis zu 500 Menschen sollen hier für maximal drei Monate wohnen. Wimberns Begeisterung ist begrenzt.
In Wimbern ist die Welt noch in Ordnung. 860 Menschen wohnen in dem südlichsten Ortsteil der Gemeinde Wickede, inklusive etwa 100 Ordensschwestern im Kloster der Steyler Missionarinnen. Doch die Beschaulichkeit hat Risse bekommen. Die Landesregierung will im ehemaligen Marienkrankenhaus eine „Zentrale Unterbringungseinrichtung“ (ZUE) für Asylsuchende errichten, die dritte im Land nach Hemer und Schöppingen. Die Dorfgemeinschaft will das verhindern.
Pläne der Landesregierung stoßen auf Ablehnung
In der Schützenhalle hat die St. Johannes Schützenbruderschaft von 1891 noch Anfang des Monats ihr Fest der Feste abgehalten. Wie immer sehr harmonisch, auch wenn die Gefühlswelt der Wimberner durcheinander geraten ist. Die Pläne der Landesregierung haben Ängste und Ablehnung hervorgerufen.
„Ich gehe davon, dass die ZUE nicht kommt“, sagt Ortsvorsteher Edmund Schmidt in der „Informations- und Diskussionsveranstaltung mit Stammtischcharakter“ (offizielle Bezeichnung) des Fördervereins „Dorf Wimbern“ und blickt auch in Richtung Hallenausgang, über dem ein Transparent der Jungschützen hängt. Die Aufschrift: „Bis zum bitteren Ende.“ Gemeint ist das gesellige Beisammensein, es ist aber auch auf das ZUE übertragbar. Es sieht danach aus, dass der Rat der Gemeinde Wickede Anfang Juli den Antrag auf Nutzungsänderung der Klinik ablehnt und die Sache gerichtlich geklärt werden muss.
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„Dass das für Sie eine bittere Pille ist, ist mir klar“, sagt der Arnsberger Vize-Regierungspräsident Volker Milk in der Versammlung, die ohne Stammtischparolen und erhöhter Lautstärke des gesprochenen Wortes auskommt. Die Fragen sind sachlich, die Emotionen kochen nicht hoch. Das Murmeln und Raunen bei einigen Antworten zeigt dann doch, was die Dorfbewohner von dem Thema halten.
Marienkrankenhaus als Unterkunft optimal geeignet
Man habe landesweit einen zusätzlichen Bedarf von 1600 Plätzen im Monat, verweist Milk auf die starke Zunahme Asylsuchender. Wo es um eine menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen, um die Vermeidung von Obdachlosigkeit gehe, stehe die Bezirksregierung mit dem Rücken an der Wand. „Wir brauchen dringend weitere Einrichtungen.“ Zu Wimbern gebe es keine Alternative: „Sie haben das Pech, dass das Marienkrankenhaus optimal geeignet und kurzfristig verfügbar ist.“ Was nicht für die ins Spiel gebrachte Geisterklinik in Meschede gelte, die kernsaniert werden müsste.
Flüchtlinge kommen in Notunterkunft in Unna-Massen an
Bis zu 500 Menschen sollen für maximal drei Monate auf dem dann umzäunten Gelände des Marienkrankenhauses in Nähe zu einem Altenheim und einer Kindertagesstätte wohnen, bevor sie auf Städte und Gemeinden in NRW verteilt werden.
Verein Dorf Wimbern hat Unna-Massen in die Diskussion gebracht
Der Verein „Dorf Wimbern“ hat die ehemalige Landesstelle Unna-Massen in die Diskussion gebracht und zeigt in der Veranstaltung Bilder des Geländes. In Unna ist man über diese Initiative nicht glücklich – und schon gar nicht über die NRW-Landesregierung. Die hat Anfang Juni verfügt, dass die Kreisstadt für fünf Jahre etwa 500 Asylsuchende aufnehmen muss.
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Am 10. Juni kamen die ersten Flüchtlinge an, mehr als 30. Am vergangenen Donnerstagmorgen sind 70 Flüchtlinge aus Syrien, Serbien, dem Kosovo, der Russischen Föderation und Afrika zur Erstaufnahmestelle nach Dortmund gebracht worden. Am Donnerstagabend erreichten bis zu 75 neue Asylbewerber Unna-Massen. Auf einem Teilbereich der 2009 geschlossenen Landesstelle hat sich eine private Hochschule angesiedelt.
Frühestens im Oktober könnten die Asylsuchenden einziehen
Die Stadt Unna wehrt sich dagegen sowohl im einstweiligen Verfahren als auch im Klageverfahren vor dem Verwaltungsgericht Gelsenkirchen. „Es ist nicht so, dass wir keine Asylbewerber aufnehmen wollen“, sagt Stadtsprecherin Katja Sahmel. Man verschließe sich nicht der Notsituation von Flüchtlingen. Aber: „Es muss zeitlich befristet sein.“
Stichwort Zeit: Sollte es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung kommen, könnten die ersten Asylsuchenden frühestens im Oktober in Wimbern einziehen. Das schätzt Regierungsvizepräsident Milk und hofft irgendwie schon, dass die Welt in dem Ortsteil von Wickede bald wieder in Ordnung ist: „Wir sind doch nicht aus Spaß hier, um die Bürger von Wimbern zu quälen.“