Warstein. Als erste Stadt in Südwestfalen reagiert Warstein auf die Folgen des Klimawandels. Der Stadtrat hat jetzt den Klimanotstand ausgerufen.

Die Stadt Warstein hat in ihrer Ratssitzung als erste südwestfälische Kommune den Klimanotstand erklärt. Ziel ist es, Maßnahmen auszuarbeiten, die dazu beitragen, die menschengemachte globale Erwärmung aufzuhalten. Diese Maßnahmen sollen über den derzeitigen Stand hinausgehen, kündigt die Stadtverwaltung nach dem Beschluss an.

„Das wird nicht einfach, denn wir haben bereits erhebliche Anstrengungen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung unternommen“, teilt Bürgermeister Thomas Schöne mit. „Aber wir werden den Schwung, der mittlerweile in unsere Stadt Einzug gehalten hat, nutzen, um kreative Ideen für noch mehr Klimaschutz zu entwickeln und umzusetzen.“

Von Mensch gemachte Klimakrise offiziell anerkannt

Die Ausrufung des Klimanotstandes war im März aus der Bürgerschaft heraus angeregt worden. „Es ist dringend erforderlich, jetzt auf allen Ebenen von Gesellschaft und Politik zu effizienten und konsequenten Maßnahmen zu greifen, um die Katastrophe noch aufzuhalten. Es ist Zeit zu handeln“, hatte es in der Begründung geheißen.

Mit dem Ausrufen des Klimanotstandes erkennen Kommunen offiziell an, dass es eine Klimakrise gibt und mehr getan werden muss, um sie zu begrenzen. Künftige relevante Vorhaben sollen darauf abgeklopft werden, welche Folgen sie für das Klima haben. Nach einer ausführlichen Diskussion schlossen sich 34 Ratsmitglieder dem Antrag an, drei stimmten dagegen.

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In ihrer Ratsvorlage hatte die Stadtverwaltung darauf hingewiesen, welche Anstrengungen zum Klimaschutz die Stadt Warstein bereits unternimmt. Allein schon aufgrund der enormen Waldfläche im Stadtgebiet von knapp 9000 Hektar ist die Bezeichnung Klimastadt vertretbar, denn dieser Wald neutralisiert ein Drittel des Kohlendioxids, den die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Warstein produzieren. „Unser Forstbetrieb ist seit 2002 als nachhaltig in ökonomischer, ökologischer und sozialer Hinsicht PEFC-zertifiziert“, unterstreicht Bürgermeister Schöne.

Zahlreiche ökologisch wertvolle Blumenwiesen angelegt

Im Jahr 2004 wurde zudem ein Jahrtausende altes Hochmoor renaturiert, das aufgrund seiner außerordentlichen natürlichen Bodenbeschaffenheit freigesetztes Kohlendioxid speichert. Weiterhin wurden in der Stadt Warstein umfassende Renaturierungsmaßnahmen von Flusslandschaften durchgeführt.

Seit 2018 hat die Stadt 4000 Quadratmeter städtische Flächen in ökologisch wertvolle Blumenwiesen angelegt und hat Mähbereiche und -frequenzen für andere Flächen reduziert, um Insekten Lebensräume zurück zu geben. Bei einer Vielzahl von städtischen Gebäuden hat die Stadt Sanierungen unter energetischen Gesichtspunkten durchgeführt oder Beleuchtungen auf LED-umgestellt und so den CO2-Ausstoß entscheidend minimiert.

Größte Dichte an Ladepunkten für E-Mobilität

„Herausragend sind unsere Aktivitäten in Sachen E-Mobilität: In der Stadt Warstein gibt es 27 öffentliche Ladepunkte. Mit gut 900 Einwohnern pro Ladepunkt haben wir wohl die größte Dichte an Ladepunkten bundesweit“, betont Manfred Ahlers, städtischer Ansprechpartner für alle Fragen rund um die Elektromobilität. Die Stadt am Nordrand des Sauerlandes hat 2017 den ersten Südwestfälischen Elektromobilitätstag ausgerichtet und ist im kommenden September erneut Standort der zweiten Veranstaltung dieser Art, zu der die drei südwestfälischen IHKs Arnsberg, Hagen und Siegen in Kooperation mit Infineon Technologies in den Ortsteil Belecke einladen.

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Gleichzeitig prüft die Stadt alternative Mobilitätskonzepte: Das Projekt „Fahrradfreundliche Stadt Warstein“ ist soeben angelaufen und soll Bürgerinnen und Bürger ebenso wie Gäste und Touristen ermuntern, noch häufiger als bisher auf (E-)Fahrräder umzusteigen. Um in Zukunft der Ausrufung des Klimanotstandes weitere konkrete Maßnahmen folgen zu lassen, hat der Stadtrat vereinbart, einen „Runden Tisch für Klima- und Naturschutz“ einzurichten, der ab dem Herbst regelmäßig mit zahlreichen Akteuren aus verschiedensten Bereichen zusammen kommt.

Feuerwehrhaus soll aus Holz errichtet werden

Sabine Leitner, Chefin des Technischen Rathauses, erklärt: „Historisch gesehen sind von unserem Stadtgebiet, das stets auch industriell geprägt war, immer wieder bahnbrechende Innovationen ausgegangen. Deshalb bin ich mir sicher, dass wir angesichts des Klimanotstands zukünftig mit unseren Ideen und der typisch sauerländisch pragmatischen Umsetzung auch in Sachen Klimaschutz vorangehen. Sei es, Gebäude wie unser neues Feuerwehrhaus aus Holz zu errichten - was bereits geplant ist - oder in Kooperation mit unseren ansässigen Unternehmen, von denen sich viele im Bereich E-Mobilität engagieren, völlig neue Wege zu gehen.“