Warstein. Ein Drittel der Co2-Emission kann durch die Klimaschutzleistung von Warsteins Wäldern abgezogen werden. Das ist bundesweit ein Spitzenwert

  • Ein Drittel des CO2-Verbrauchs des Menschen wird von den Wäldern absorbiert
  • Damit liegt Warstein bundesweit weit vorn
  • Klimaschutzwert eines Waldes kann mit Software-Tool berechnet werden

Warsteins Wälder tragen in weit überdurchschnittlicher Weise zum Klimaschutz bei. Ein Drittel des Co2-Verbrauchs von 10 Tonnen pro Bürger und Jahr können durch die Klimaschutzleistung von kommunalem und Privatwald abgezogen werden, bundesweit sind das nur 14 Prozent. Damit dürfte Warstein unter Deutschlands Kommunen in der Spitzengruppe beim Klimaschutz liegen.

Software-Tool

Das ist das Ergebnis eines neuen Software-Tools (BEKLIFUH), mit dem man die Klimaschutzleistung einer Kommune berechnen kann. Und da ist Warstein neben Warburg, Ibbenbüren und Essen Pilotkommune. Vorgestellt wurden die Ergebnisse jetzt am Rande eines regelmäßig stattfindenden Fachgesprächs der Regionalforstämter.

Ergänzung

„Das überrascht mich in dieser Größenordnung“, kommentierte Warsteins Bürgermeister Thomas Schöne das Resultat. Klimastadt Warstein – das sei eine wunderbare Ergänzung zur Energiekommune, als die die Stadt vor drei Wochen ausgezeichnet worden war. „Ich habe viel gelernt. Zum Beispiel, dass die Vereinbarkeit von Ökologie und Ökonomie gelingen kann“, ergänzte der Bürgermeister.

Nutzung hilft der Bilanz

Das Überraschende: Nachhaltige Nutzung des Waldes wie in Warstein hilft bei der Energiebilanz, wie Dr. Marcus Knauf von der Beratungsfirma Knauf Consulting erklärte. Früher habe die Ansicht vorgeherrscht, der Wald habe die beste ökologische Funktion im Rahmen des Klimaschutzes, wenn er nicht genutzt werde. Aber jetzt habe sich herausgestellt, dass „nachhaltige Nutzung hilft, deutlich höhere C02-Absorbierungen zu erreichen.“

Kohlenstoff gebunden

Denn, und das wurde zuvor offenbar auch nicht in ausreichendem Maß gesehen: Der Kohlenstoff bleibt im Holz gebunden, auch dort, wo es etwa in Dachstühlen oder Möbeln verbaut wird. Und durch die Holzverwendung werden fossile Energieträger wie etwa die klimaschädliche Braunkohle oder auch Öl eingespart.

Hackschnitzel statt Öl

„Wir sparen 185 000 Liter Heizöl im Jahr, indem wir in unseren Heizkraftwerken Holzhackschnitzel einsetzen statt Öl“, rechnete Bürgermeister Schöne vor. Auch ein Beitrag zum Klimaschutz. Die positiven Effekte der Holzwirtschaft auf den Klimaschutz hätten sich bis jetzt andere zugerechnet, etwa die Industrie, ergänzte Marcus Knauf, wie Forstamtsdirektor Edgar Rüther und Dr. Berthold Mertens vom Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald als Experten anwesend.

2016 bis 2030

Knauf zufolge hatte die Simulation die Jahre von 2016 bis 2100 im Blick. Im ersten Zeitraum, bis 2030, sei der Klimaschutz in Warstein besonders hoch. Grund: Die Stadt habe sich entschieden, den Wald zu nutzen und hohe Holzvorräte abzubauen. 46 000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr würden bis 2100 allein im Stadtwald gebunden.

Nadelhölzer erhalten

Brisant: Ein hoher Nadelholzanteil hilft offenbar beim Klimaschutz. Seit Kyrill heißt aber das Credo: Laubwälder sind unempfindlicher gegen Orkane. Knaufs Rat: Nadelholz in Warsteins Wäldern erhalten. „Nur Buche ist aus Kimaschutzsicht nicht gut.“

Mischkulturen

Edgar Rüther rät zu Mischkulturen, auch vor dem Hintergrund des Klimawandels: „Douglasie, Lärche, Weißtanne werden stärker werden. Nur auf eine Baumart zu setzen, ist ein Risiko.“

Zweitgrößter Waldbesitzer

Warstein besitzt rund 5000 Hektar Kommunalwald , dazu kommen 4000 Hektar Privatwald. Warstein ist daher die Stadt mit dem zweitgrößten Waldbesitz in NRW nach Brilon.

Mit dem neuen Software-Tool BEKLIFUH können kommunale und private Waldbesitzer die Klimaschutzwirkung ihres Waldes berechnen. Für die Stadt Warstein hat das der Landesbetrieb Wald und Holz übernommen. Federführend war Dr. Berthold Mertens.