Warstein. . Die Warsteiner Brauerei hat ein Freiwilligenprogramm aufgelegt, um den geplanten Stellenabbau umzusetzen. Einen Sozialplan gibt es noch nicht.

Sieben Wochen nachdem die Warsteiner Brauerei ihr selbst ernanntes Zukunftsprogramm und damit auch einen deutlichen Stellenabbau angekündigt hat, sind jetzt die ersten Mitarbeiter darüber informiert worden, dass es für sie keine Zukunft im Unternehmen geben wird.

Edeka will Herforder übernehmen

Für die zur Warsteiner-Gruppe gehörende Herforder Brauerei, die auf der De-Investitionsliste des Unternehmens steht, gibt es nach Angaben der Lebensmittel-Zeitung offenbar einen ernsthaften Interessenten: Edeka Rhein-Ruhr.

Eine Bestätigung über Gespräche mit Edeka war von der Warsteiner-Gruppe am Montag nicht zu bekommen. Aus dem Umfeld von Edeka Rhein-Ruhr wird der Kontakt allerdings bestätigt.

Dabei sind die Motive, die den Lebensmittel-Großhändler antreiben, eigentlich ein Kompliment für Warsteiner: Edeka Rhein-Ruhr lässt in Herford seine Marken Traugott Simon und Oscar Maxxum brauen; der Warsteiner-Tochterbetrieb in Ostwestfalen agiert dabei als Lohn-Brauerei. Edeka schätzt diese Zusammenarbeit offenbar außerordentlich: Von hoher Zuverlässigkeit und Flexibilität ist die Rede. Edeka hat also ein großes Interesse daran, dass das so bleibt.

Ob Edeka selbst als Käufer auftritt, ist wohl noch unklar. Sicher scheint nur: Warsteiner will den Ableger in jedem Fall abstoßen.

Auch die Warsteiner Distribution, unter der die Getränkefach- und -großmärkte der Brauerei zusammengefasst sind, weckt in der Branche offenbar Begehrlichkeiten. Wie das Fachmagazin „Inside“ berichtet, gibt es gleich fünf Interessenten. Die Warsteiner-Konkurrenten Radeberger und Krombacher prüfen eine Übernahme ebenso wie die Handelsgruppen Getränke Waldhoff, Fako M und Splendid Drinks.

Die Warsteiner Distribution mit vier Einzelgesellschaften, darunter Sauerland-Getränke, soll einen Umsatz von 87 Millionen Euro erwirtschaften. Warsteiner äußerte sich dazu am Montag nicht.

„Die Stimmung im Betrieb ist nicht gut, das ist doch normal in dieser Situation“, sagt Betriebsratsvorsitzender Thomas Gierhard im Gespräch mit der WESTFALENPOST. Allerdings seien noch keine Kündigungen ausgesprochen worden.

Aufhebungsverträge gegen finanzielle Entschädigung

Die Pressestelle der Brauerei spricht von einem „Ansprache- und Freiwilligenprogramm“, mit dem eine gewisse Anzahl von Mitarbeitern gegen eine finanzielle Entschädigung einen Aufhebungsvertrag schließen soll.

Zur Zahl der Gespräche macht die Brauerei keine Angaben – „mit Rücksicht auf unsere Mitarbeiter werden wir keine weitere Stellungnahme abgeben“, hieß es auf WP-Anfrage. Insgesamt sollen allein in Warstein mehr als 80 Stellen abgebaut werden, in der gesamten Unternehmensgruppe stehen bis zu 240 Arbeitsplätze auf der Kippe

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Parallel zu den Mitarbeitergesprächen laufen die Verhandlungen zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat über einen Sozialplan weiter. Auch eine Transfergesellschaft sei denkbar, erklärt Thomas Gierhard. Wann der Plan vorliegen soll, steht allerdings noch nicht fest.

Verbleibende Arbeitsplätze für die Zukunft sichern

„Das ist ein riesiger Blumenstrauß“, sagt der Mitarbeitervertreter. Denn es gehe nicht nur um das Schicksal der Betroffenen. „Wir müssen auch gucken, dass das Unternehmen weiterleben kann.“ Die Arbeitsplätze der verbleibenden 550 bis 600 Mitarbeiter müssten dauerhaft gesichert werden.

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Zugleich stehe der Betriebsrat mit dem Arbeitsamt, aber auch mit privaten Anbietern von Qualifizierungsmaßnahmen in Verbindung. „Die Lage am Arbeitsmarkt ist ja zurzeit nicht die Schlechteste, vielleicht können wir einigen Mitarbeitern damit Alternativen ermöglichen“, hofft Thomas Gierhard auf sozial verträgliche Lösungen.

Brauerei reagiert auf sinkende Absatzzahlen

Mit dem Personalabbau reagiert die Warsteiner Brauerei auf die sinkenden Absatzzahlen der vergangenen Jahre. Anfang Februar kündigte das Unternehmen an, sich auf das Kerngeschäft fokussieren zu wollen. Betroffen sind Mitarbeiter in fast allen Abteilungen.

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