Warstein. . Die Warsteiner Brauerei will mithilfe einer Unternehmensberatung ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern. Entlassungen sind nicht ausgeschlossen.
Nach Jahren des Absatzrückgangs will die Warsteiner Brauerei mit Hilfe der Unternehmensberatung Roland Berger ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. „Wir werden jeden Stein umdrehen, damit Inhaberin Catharina Cramer das Geschäft in einigen Jahrzehnten gesund an die zehnte Generation übergeben kann“, sagt Martin Hötzel, Geschäftsführer für Marketing/Vertrieb im Gespräch mit der WESTFALENPOST.
Geschäftsführung wird erweitert
Um die Unternehmensentwicklung künftig mit größerer Kontinuität zu betreiben, schafft die Warsteiner Brauerei zum 1. Oktober einen zusätzlichen Geschäftsführerposten für Strategie und Unternehmensentwicklung.
Wer die Stelle besetzt, soll in den kommenden Tagen bekannt gegeben werden.
Bislang besteht die Geschäftsführung aus der geschäftsführenden Gesellschafterin Catharina Cramer, Martin Hötzel (Vertrieb und Marketing), Peter Himmelsbach (Technik) und Carsten Rockholtz (Finanzen).
Die WP beantwortet die wichtigsten Fragen zum selbst ernannten „Zukunftsprogramm“.
Warum hält es die Geschäftsführung für nötig, eine Unternehmensberatung zu beauftragen?
Der Absatz der Dachmarke ist drei Jahre in Folge – teils deutlich – zurückgegangen. Und es deutet sich keine Trendwende an, das Minus lag im ersten Halbjahr 2017 bei rund fünf Prozent. „Wir hatten in den vergangenen Jahren keine großen Erfolge, weil wir vielleicht zu langsam auf Entwicklungen reagiert haben“, stellt Hötzel fest, richtet den Blick nun aber nach vorn: „Wir sind in den Top 10 und haben gute Chancen, noch weiter nach vorne zu kommen.“ Mit der Arbeit an der Positionierung der Marke in den vergangenen zwei Jahren – unter anderem durch ein neues Logo – sei die Voraussetzung für das „Zukunftsprogramm“ gelegt worden.
Welche Ziele gibt das Unternehmen vor?
Das Programm ist auf zwei Säulen ausgelegt. Zum einen soll der Absatz wieder steigen. „Wir wollen uns im Tagesgeschäft positiv entwickeln“, erläutert Martin Hötzel. Auf konkrete Kennzahlen legt sich die Brauerei nicht fest. Zum anderen soll die Wettbewerbsfähigkeit steigen, indem Strukturen verbessert und Kosten optimiert werden. „Damit wollen wir die Kraft für Investitionen schaffen“, betont Carsten Rockholtz.
Kommentar: Brauerei braucht klaren Kurs
Seit Jahren schon fährt die Warsteiner Brauerei durch raue See. Von den Rekordabsatzzahlen aus den 90er Jahren ist das Unternehmen inzwischen weit entfernt. Der Trend um Mixbiere wurde verschlafen, die Marke nicht gut genug gepflegt. Ebenfalls schon seit Jahren will die Unternehmensführung gegen diese Entwicklung angehen. Da wird hier eine Führungskraft ausgetauscht, dort das Logo verändert – doch ruhiges Fahrwasser, Kontinuität bleiben weit entfernt.
Da war es nun unvermeidlich, mit einer Unternehmensberatung nach Kosteneinsparungen zu suchen. Wenn die Absatzzahlen sinken, müssen auch die Strukturen schrumpfen. Bei der Aussicht, dass damit Stellen in Gefahr geraten, müssen die Mitarbeiter nun noch stärker strampeln, um sich über Wasser zu halten. Ein Kraftakt.
Dass zwei Geschäftsführer statt der Inhaberin vor die Presse treten, um diese Nachricht zu verkünden, schafft da nicht unbedingt Vertrauen. Auf rauer See braucht ein Schiff einen klaren Kurs, stabile Strukturen, eine erfahrene Mannschaft und einen starken Kapitän. Manches davon muss die Brauerei erst wieder aufbauen.
Thorsten Streber
An welchen Stellen soll gespart werden?
Das Unternehmen gibt auf diese Frage noch keine Antwort. „Wir haben keine vorgefertigten Lösungen in der Schublade“, erläutert Carsten Rockholtz, der im April als kaufmännischer Geschäftsführer bei der Brauerei angefangen hat, „wir möchten uns mit den Mitarbeitern auf einen gemeinsamen Weg machen.“ Ende des Jahres sollen erste Ergebnisse vorliegen.
Welche Folgen hat das „Zukunftsprogramm“ für die Mitarbeiter?
Ob Stellen gestrichen werden, lässt die Geschäftsführung offen. „Wir werden heute noch keine Ergebnisse präsentieren, die werden wir in den nächsten Monaten erst erarbeiten“, erklärt Carsten Rockholtz. „Strukturen und Prozesse intern zu verändern ist nie leicht, aber wir wollen die Mitarbeiter auf diesem Weg mitnehmen.“ Das gesamte Programm sei darauf ausgerichtet, die Zukunft des Unternehmens zu sichern, hofft er auf eine Aufbruchstimmung in der Belegschaft.
Was macht der Geschäftsführung Hoffnung?
Carsten Rockholtz schwärmt vom „Potenzial dieser Marke“, die Martin Hötzel mit Zahlen unterlegt: Warsteiner sei in ganz Deutschland ein Begriff, 80 Prozent halten die Marke für sympathisch. Außerdem sei ein Klopp-Effekt spürbar: Der Absatz der alkoholfreien Biere stieg im ersten Halbjahr um 14 Prozent. „Das sind kleine Schritte und wir sind noch lange nicht am Ziel“, betont Hötzel, „aber der Biermarkt ist eben kein Sonntagsspaziergang.“ Während der Markt kleiner werde, wachse die Zahl der Marken. „Immerhin konnten wir die Lücke zwischen unseren Absatzzahlen und der Entwicklung des gesamten Biermarktes zuletzt schon verkleinern.“
Steht auch die Montgolfiade auf der Kippe?
„Die Montgolfiade gehört zu uns“, sagt Martin Hötzel. Als wichtiges Alleinstellungsmerkmal sei das Ballonfestival von immenser Bedeutung. „Bei aller Ergebnisoffenheit: Die WIM wird es auch im nächsten Jahr wieder geben.“
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