Sichtigvor. . Die Stadt soll das Kloster Mülheim als Schloss vermarkten. Das ist das Ergebnis einer Studie. Der Grund liegt in der Geschichte des Gebäudes.
- Machbarkeitsstudie für das Kloster Mülheim liegt vor
- Gebäude soll wegen seiner Geschichte und Architektur als Schloss Mülheim vermarktet werden
- Im Innern könnten zwölf Einheiten für Wohnungen oder Büros entstehen
Das bisher als „Kloster Mülheim“ bekannte Gebäude-Ensemble soll künftig als „Schloss Mülheim“ vermarktet werden. Diesen Schluss zieht Architekt Eckhard Lohmann, der im Auftrag der Stadt Warstein eine Machbarkeitsstudie für das Baudenkmal erstellt hat.
„Dass wir die Einstufung als Kloster verlassen, ist wirklich neu“, freut sich Stefanie Luse von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Warstein über die Ergebnisse der Studie, die der Architekt jetzt im Warsteiner Rathaus präsentierte.
Kommentar: Neustart kann gelingen
Dass die Stadt jetzt für das Schloss und nicht mehr für das Kloster Mülheim wirbt, ist mehr als bloße Wortklauberei. Es ist der einzig richtige Schritt, um für das Gebäude wieder einen ernst zu nehmenden Investor zu finden.
Dabei spielt die Geschichte des Baudenkmals nur eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist die Wirkung nach außen. Das Kloster Mülheim ist mit Vandalismus und Verfall, mit einem Rechtsstreit und unseriösem Geschäftsgebaren verbunden. Das schreckt ab. Die Marke ist verbrannt.
Natürlich: Die Besitzverhältnisse und der Zustand des Gebäudes machen einen Verkauf auch nach einer Namensänderung schwierig. Niemand der Beteiligten gibt sich da Illusionen hin. Aber ein Neustart kann eben nur als Schloss Mülheim gelingen.
Bei der Vermarktung als „Schloss Mülheim“, so hofft die Stadt, könne womöglich mehr Interesse bei möglichen Investoren geweckt werden. „Wir finden die Idee sehr gut und wollen jetzt daran weiter arbeiten“, kündigt Stefanie Luse bereits an.
Heutiges Denkmal ab dem Jahr 1677 errichtet
Der Briloner Architekt begründet die neue Ausrichtung mit der Geschichte des ab 1677 errichteten Denkmals. „Es sollte damals als neues Prinzipalhaus für den Landkomptur Franz Wilhelm von Fürstenberg und somit als ,Schloss’ dienen“, führte Eckhard Lohmann aus. Auch die folgenden Landkompture residierten dort.
„Das Deutschordensritterschloss diente in den Folgejahren dem vornehmen Wohnen, der geistigen Arbeit und der Repräsentation“, erläuterte der Architekt bei der Vorstellung der Studie.
Erst 1809 sei das Gesamtvermögen in Mülheim vom Deutschen Orden an Hessen-Darmstadt übergeben worden. „Danach ergaben sich wechselnde Nutzungen, auch beispielsweise als Kloster“, klärte Lohmann auf, „allerdings sind im Wesentlichen die Raumstrukturen des Ritterschlosses erhalten geblieben.“
Möglichkeiten für künftige Nutzung aufgezeigt
Die Machbarkeitsstudie zeigt zugleich Möglichkeiten auf, wie das historische Baudenkmal künftig genutzt werden kann. Der Briloner Architekt erläuterte, dass das Hauptgebäude, das frühere Prinzipalhaus, in zwölf Einheiten mit einer Größe von 85 bis 160 Quadratmetern eingeteilt werden könnte. Dort könnten sowohl Wohnungen als auch Büros oder Beratungsräume untergebracht werden.
Die ehemalige Rentei und das Pfarrhaus sowie das Sockelgeschoss müssen dem Haupthaus verbundene und dienende Nutzungen erhalten. „Diese Teile sollen nicht als einzelnes Objekt gesehen werden, sondern an die Nutzung des Klosters angegliedert werden“, erklärt Stefanie Luse im Gespräch mit der WP.
Gebäude-Ensemble nur im Ganzen vermarkten
Dort könnten demnach – je nach Nutzung des Hauptgebäudes – weitere Büros oder Wohnungen untergebracht werden. In jedem Fall soll das Ensemble als Ganzes vermarktet werden.
Eine Arbeitsgruppe mit Vertretern des Arbeitskreises für Heimatpflege im Kirchspiel Mülheim/Möhne, der Stadtverwaltung und des Architekturbüros soll die Vermarktung nun weiter vorantreiben, damit sich möglichst noch vor der Zwangsversteigerung des Gebäudes neue Interessenten finden.
„Das größte Problem sind die Besitzverhältnisse“
Als einer der Vertreter des Arbeitskreises für Heimatpflege Mülheim/Möhne nahm Helmut Fröhlich an der Vorstellung der Machbarkeitsstudie im Rathaus teil. Im Interview mit der WESTFALENPOST erklärt er, wie er sich die Zukunft des Klosters vorstellt.
1 Hat die Machbarkeitsstudie Ihre Erwartungen erfüllt?
Dass der Architekt so deutlich auf die Geschichte des Hauses zurückgreift, unterstützen wir voll und ganz. Denn in der Hinsicht hat das Gebäude wenig mit einem Kloster zu tun, sondern ist eindeutig eher ein Schloss. Damit kann man schon was anfangen – wenn die Besitzverhältnisse endlich geklärt werden. Die sind nämlich nach wie vor das größte Problem.
2 Die Stadt hat eine Zwangsversteigerung in die Wege geleitet. Wie schätzen Sie die Erfolgschancen ein?
Ob sich bei der Zwangsversteigerung ein Käufer findet, kann man nicht sagen. Der Erfolg ist in meinen Augen höchst fraglich. Aber wir begrüßen es sehr, dass die Stadt mit dem neuen Bürgermeister jetzt endlich Verantwortung für das Gebäude übernimmt. Das ist grundsätzlich anders geworden.
3 Der Architekt schlägt Büros oder Wohnungen vor. Was würden Sie vorziehen?
Da haben wir keine Präferenz, auch weil wir die Pläne noch gar nicht so intensiv diskutiert haben. Uns war wichtig, dass wir den festen Willen gespürt haben, das Gebäude zu erhalten.