Warstein. . Das Einzelhandelskonzept sorgt mit missverständlichen Aussagen für Aufregung im Möhnetal. Aber auch die Aldi-Zukunft in Suttrop steht im Fokus.

Schwere Vorwürfe und entschiedener Widerspruch – selten hat man die Warsteiner Politik in den vergangenen Monaten hitziger streiten gesehen als am Mittwoch im Stadtentwicklungsausschuss. Dirk Riedel vom Beratungsinstitut GMA aus Köln stellte das neue Einzelhandelskonzept für die Stadt Warstein vor und löste damit eine heftige Debatte aus, die sich vor allem auf zwei Streitfragen konzentrierte.

Entwicklungen in Sichtigvor

„Reine Planwirtschaft“ und ein „sehr Belecke-lastiges Konzept“ warf Manfred Weretecki (Linke) dem Gutachter vor. Der Grund für die Aufregung: Im Konzept wird die Möglichkeit dargestellt, dass der Aldi-Markt aus Sichtigvor nach Belecke zieht, womit Platz für einen Drogeriemarkt geschaffen würde.

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Im Möhnetal sei dadurch der Eindruck aufgekommen, dass „uns Aldi genommen werden soll, damit die Drogerie kommt“, führte auch Sichtigvors Ortsvorsteherin Heike Kruse (SPD) aus. „Dabei sollten vorhandene Strukturen, die gut funktionieren, nicht zerschlagen werden.“

Dirk Riedel betonte, dass ein möglicher Aldi-Umzug allerdings keine Bedingung für die Ansiedlung eines Drogeriemarktes sei. „Sie verwechseln Planwirtschaft mit dem Aufzeigen von Optionen“, konterte er. Gleichwohl erläuterte der Gutachter, dass für eine Drogeriekette ein Standort direkt an der Bundesstraße attraktiver sei als ein Platz „in zweiter Reihe“.

Alexander Happe (CDU) lobte das Papier – vor allem auch für die Vorschläge zu Sichtigvor, denn während im bestehenden Gutachten noch jede Erweiterung rund um die Fritz-Joseph-Straße ausgeschlossen werde, sei die Fläche nun als „zu entwickelndes Nahversorgungsgebiet“ ausgewiesen. „Das ist ein himmelweiter Unterschied.“

Um Missverständnisse auszuschließen, sagte Riedel zu, die Passagen über eine mögliche Verlagerung des Aldi-Marktes aus dem Konzept zu streichen.

Discounter in Suttrop

Aldi will in Suttrop erweitern.
Aldi will in Suttrop erweitern. © Thorsten Streber

BG-Fraktionschef Jochen Köster warf dem Gutachter vor, den Aldi-Standort an der Alten Kreisstraße zu gefährden. GMA empfiehlt, eine Ausweitung um 300 auf 1100 Quadratmeter zu gestatten. Aldi wünscht sich 1200 Quadratmeter.

Riedel verteidigte seine Empfehlung mit Verweis auf die „sehr fragile Innenstadt, die geschützt werden muss“ – und sprach insbesondere den Netto-Markt an. „Ich bin sicher, dass Aldi sich mit 1100 Quadratmetern arrangieren kann.“ Auch Warsteins Ortsvorsteher Dietmar Lange (CDU) warnte vor negativen Auswirkungen auf die Innenstadt.

Dem angepassten Konzept stimmte der Ausschuss schließlich – bei Gegenstimmen von BG und Linken – zu.

Schmitt-Nüse: „Innenstadt statt Ränder stärken“

Im WP-Interview erklärt Einzelhändler Christoph Schmitt-Nüse, Vorsitzender des Verkehrs- und Gewerbevereins, warum das Einzelhandelskonzept aus seiner Sicht am Ziel vorbeigeht.

1 Das Risse-Gelände gehört nach dem Entwurf des neuen Einzelhandelskonzepts nicht mehr zum Zentralen Versorgungsbereich in der Innenstadt. Unterstützen Sie diese Entscheidung?

Ausgehend von den Erkenntnissen aller Gutachten der vergangenen 15 Jahre gilt es, den Einzelhandel zu konzentrieren. Das soll grob gesagt rund um die Kirche passieren, also zwischen Volksbank und Cremer. Damit die Innenstadt wirklich attraktiv wird, dürfen wir nicht ständig neue Flächen für Einzelhandel entdecken, auch nicht das Risse-Gelände.

2 Wie stehen Sie vor diesem Hintergrund zur geplanten Erweiterung von Aldi und Lidl an der Kreisstraße?

Die Händler in der Innenstadt sehen das skeptisch. Wenn beide um 50 Prozent größer werden, entsteht quasi ein neuer Markt. Viele reden davon, die Innenstadt aufwerten zu wollen und jetzt werden doch wieder die Ränder gestärkt. Damit verbauen wir uns das eigentliche Ziel.

3 Aber wäre Warstein denn geholfen, wenn die Discounter schließen, weil ihnen keine ausreichenden Flächen zur Verfügung gestellt werden?

Ich will nicht die Filialisten aus der Stadt verdrängen. Aber wir brauchen doch den Mut, zu den strategischen Entscheidungen zu stehen. In den Plänen von Bövingloh und auch von Zakowski spielte ein großflächiger Lebensmittelmarkt im Domkarree eine bedeutende Rolle. Das Potenzial ist also auch in der Innenstadt da.