Warstein/Hagen. . Die Brauerei Warsteiner ärgert Beck's mit einer Riesen-Werbefläche, die auf Qualität “Made in Germany“ hinweist. Keine Angaben zu Kosten.

Der Bier-Markt gilt als gesättigt, der Konsum in Deutschland geht seit Jahren zurück. Umso heftiger wird um die letzten Nischen gekämpft. Manche sehen ihr Heil im Export. So hat die Warsteiner Brauerei den Konkurrenten Beck's jetzt mit einer riesigen Werbefläche auf dem Times Square in New York geärgert und darauf hingewiesen, dass deutsches Premium-Bier aus Deutschland stammen sollte. Beck's braut für den US-Markt seit zwei Jahren in St. Louis, Missouri.

In der Fußballersprache würde man sagen: Der Ball lag auf dem Elfmeterpunkt. Und die Warsteiner Brauerei hat ihn verwandelt. Und das ausgerechnet am berühmten Times Square in New York.

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Gut eine Woche prangte dort ein riesiges digitales Billboard, eine 15 Stockwerke hohe Anzeigentafel und wies jeden, der es wissen wollte, darauf hin: „Warsteiner. Deutsches Premium Bier aus, du weißt schon, Deutschland. Mach’s richtig.“ Zu den Kosten an einem der belebtesten und teuersten Werbestandorte der Welt wollte Warsteiner keine Angaben machen.

Diskussion in den USA

„Das passte genau in die Zeit“, ist sich Christiane Willeke von der Warsteiner Brauerei sicher. „Es geht schließlich um Qualität aus Deutschland.“ Hintergrund ist eine Diskussion in den USA um die mengenmäßig kaum ins Gewicht fallenden Import-Biere.

Wo werden sie abgefüllt, woher kommen die Zutaten? Und da schauen die Verbraucher genau hin. Warsteiner ist selbst in den USA aktiv - mit einer Vertriebsniederlassung. 25 Mitarbeiter arbeiten bei der Warsteiner Importers Agency in West Chester Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio.

Durch Werbeaussage getäuscht

Vorgelegt hatte die Brauerei Beck’s aus Bremen, Teil des belgisch-amerikanischen Anheuser-Busch Inbev-Konzerns (Budweiswer, Bud light und in Deutschland neben Beck’s unter anderem Franziskaner, Spaten, Löwenbräu, Hasseröder.) Beck’s war vor zwei Jahren von Bierliebhabern aus Florida verklagt worden, sie sich durch die Werbeaussage „Originated in Germany“ getäuscht fühlten. Denn gebraut wird das in den USA getrunkene Beck’s nicht mehr in Bremen, sondern seit 2013 in St. Louis/Missouri. Rund 600.000 Hektoliter im Jahr. Bis zu 50 Dollar gibt es als Entschädigung für alle, die Beck’s nach 2011 gekauft haben und dies nachweisen können.

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Zusätzlich musste Beck’s 3,5 Millionen Dollar Buße zahlen. Da sah die Warsteiner Brauerei, die ausschließlich in Deutschland produziert, offenbar ihre Stunde gekommen und beauftragte die Kreativagentur Amsterdam Worldwide mit einer Kampagne von Durchschlagskraft. „Wir nehmen das mit Humor. Warsteiner hat den Punkt gemacht“, sagt Beck’s-Sprecher Oliver Bartelt. „Um die Dimensionen klarzumachen: Ein mittelständisches Unternehmen ist nicht zu vergleichen mit einem Weltmarktführer.“ Die Amerikaner fragten sich jetzt: Wer ist eigentlich Warsteiner?

Ein Unternehmen, das zu Hause eine Menge Probleme hat und gleichzeitig auf dem Times Square in New York ausgerechnet dem Weltmarktführer Paroli bieten will, wird hinter vorgehaltener Hand geflüstert. Zuletzt machten Gerüchte um den Verkauf der hauseigenen Hotelkette die Runde. Und im August wird die Brauerei sich personell erneut verstärken. Robi Bisanti, seit fast vier Jahren Exportchef beim Gebäckhersteller Bahlsen, soll diese Position nach Informationen dieser Zeitung künftig in Warstein übernehmen. Das könnte darauf hindeuten, wo Warsteiner künftig Schwerpunkte setzen will.

Importbier in den USA beliebter

Bisher ist Martin Hötzel nach wie vor Exportchef der Brauerei und war zu Jahresbeginn als neuer Geschäftsführer für den Bereich Vertrieb und Marketing der Warsteiner Gruppe im In- und Ausland präsentiert worden.

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Die Brauerei hat eine zunehmende Beliebtheit von Importbier in den USA beobachtet. In den ersten vier Monaten dieses Jahres sei die Nachfrage um elf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen, teilte das Unternehmen mit. Zwei Drittel kommen aus Mexiko, gefolgt von den Niederlanden, Belgien Kanada und Irland. Deutsches Bier belegt den Angaben zufolge den sechsten Platz. Die Ausfuhr aus Deutschland in die USA ist allerdings von 1,49 Millionen Hektoliter im Jahr 2005 auf 1,04 Millionen Hektoliter im vergangenen Jahr zurückgegangen. Deutsche Brauereien sind in den USA ganz kleine Lichter - keine außer Beck’s hat dort einen Brau-Standort.

Deutsche Markenvielfalt

Auch umgekehrt spielen US-Biere auf dem deutschen Markt keine nennenswerte Rolle - zu finden sind sie zumeist als Einzelflaschen in Spezialitätenläden, wie Marc-Oliver Huhnholz vom deutschen Brauerbund berichtet. Das liege an der Markenvielfalt in Deutschland. Aber: Es gibt immer mehr US-Spezialitätenbiere in Deutschland. „Die Craftbier-Welle ist jetzt auch bei uns angekommen“, so Huhnholz. Craft-Biere werden anders hergestellt, stark gehopft etwa. Das entspreche nicht dem Mainstream-Geschmack. In den USA sind die einst kleinen Craft-Brauereien gewachsen und werden für noch mehr Vielfalt auf dem deutschen Markt sorgen. Aber nicht für große Mengen.