Warstein. . Die Warsteiner Brauerei hat zehn Millionen Euro in eine neue Sortieranlage investiert. Das Unternehmen reagiert damit auf die Entwicklung hin zu vielen individuellen Flaschen-Designs.

Kurze Blitze, fast wie ein Stroboskop in der Disco – sie dringen aus einem mehrere Meter hohen, aber doch unscheinbaren Kasten am Rand der Fabrikhalle. „Das ist das Herzstück unserer neuen Sortieranlage“, sagt Ulrich Brendel, Technischer Direktor der Warsteiner Brauerei, „jeder Kasten mit Leergut wird dort aus mehreren Perspektiven beleuchtet.“ Zehn Millionen Euro hat die Brauerei insgesamt in die neue Anlage und ihre Anbindung an den Gesamtbetrieb investiert.

Das Kamerasystem ermittelt dort, welche Flaschensorte in den einzelnen Kästen steckt. Diese Info wird an einen Roboter weitergeleitet. „Der weiß dann, in welcher Ecke welche Flasche steht und kann sie entsprechend sortieren“, erklärt Brendel.

Viele neue Designs

Das Leergut zu ordnen, war in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden. Noch vor einem Jahrzehnt haben fast alle Brauereien eine Einheitsflasche verwendet. „Inzwischen kommt bald jede Woche eine neue hinzu“, macht Ulrich Brendel die Ausmaße deutlich. Von den großen Brauereien nutzen nur noch Warsteiner, Krombacher und König Pilsener diese Flaschenart, alle anderen haben eigene Designs auf den Markt gebracht. „Das ist ein immer größeres Durcheinander“, sagt Brendel.

Bevor die Flaschen wieder in die Abfüllung geleitet werden können, müssen sie daher sortiert werden. Geschah dies bislang vor jeder der drei Abfülllinien separat, wurde die Sortierung nun an einem Standort gebündelt. Zwei Ströme – je eine für Halb- und Drittel-Liter-Flaschen stehen direkt nebeneinander. An jedem Strang sind drei Roboter im Einsatz. „Ein Roboter schafft rund 3000 Kästen pro Stunde“, sagt Brendel, „wenn wir im Drei-Schicht-Betrieb arbeiten, können wir also bis zu 130 000 Kisten am Tag sortieren.“

Seltene Flaschen von Hand sortiert

Auf Kästen, in denen die Kameras Fremdmaterial feststellen, etwa die Kartonverpackung von Six-Packs, wartet am Ende des Laufbands ein Mitarbeiter zur Handsortierung. Er entfernt die Verpackung und schickt die Kiste zurück zum Kamerasystem. Auch seltene Flaschenarten werden von diesen Mitarbeitern entnommen und weiterhin per Hand sortiert.

Regelmäßig werden dann etwa mit Veltins Leergutflaschen getauscht. „Aus ökologischer und logistischer Sicht wäre eine Einheitsflasche sinnvoll“, erklärt Ulrich Brendel – auf die Tausch-Fahrten könnte dann nämlich verzichtet werden.

Bei den Halbliter-Flaschen besteht rund 20 Prozent des Leerguts, das die Brauerei erreicht, aus fremden Flaschen. Bei den kleineren liegt der Anteil sogar noch etwas höher. „Das ist aber auch regional unterschiedlich“, hat Brendel beobachtet, „wenn ein Kasten im Sauerland verkauft wird, kommt er auch sortenrein zurück – in Berlin werden dagegen eher Einzelflaschen gekauft, da ist die Mischung größer.“

Arbeitsplätze weggefallen

Durch die zentrale und weitgehend automatisierte Sortierung sind in der Brauerei einige Arbeitsplätze weggefallen, eine genaue Anzahl kann Brendel nicht nennen. Betroffen waren Zeitarbeitsfirmen und Dienstleister, die nun nicht mehr in Anspruch genommen werden. „Gleichzeitig ist die Qualität der Arbeitsplätze deutlich gestiegen“, erklärt er, „wir brauchen zum Beispiel niemanden mehr, der Kisten vom Band auf eine Palette hebt.“ Denn auch das wird in der neuen Sortieranlage inzwischen von Robotern übernommen.