Brenschede. Anja Schulte und Tim Schwermann sind mit ihrem Schwarzwälder Fritz im Wald unterwegs. Was das Hobby ihnen bedeutet und wie das Pferd verbindet.

Im Wald ist es ruhig. Der Boden zwischen den hohen Fichten, einem kleinen Bestand, der bisher vom Borkenkäfer verschont geblieben ist, ist überwuchert von Moos, Farn und einigen anderen kleinen Büschen. Es ist kühler zwischen den Bäumen als in der Sonne, ein leichter Wind geht. Das Vogelgezwitscher wird unterbrochen von dem rhythmischen Klappern von Ketten. Sie rasseln mit jedem Schritt, den Fritz macht. Er bewegt sich vorsichtig und sicher über den unebenen Boden, hier und da knacken alte Äste unter seinen Hufen.

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Fritz ist ein Schwarzwälder Kaltblut, 13 Jahre alt, und arbeitet schon sein halbes Leben als Holzrückepferd – für ihn ist es Beschäftigung, für seine Besitzer Hobby und Leidenschaft. Er gehört Tim Schwermann und seiner Freundin Anja Schulte. Zu dritt sind sie oft im Wald unterwegs: Zu Fuß, im Sattel, mit der Kutsche oder auch mit Zuggeschirr, einem Kummet, zum Holzrücken. „Mein Opa ist früher auch immer mit Pferden in den Wald, der hatte da ein Händchen für“, erinnert sich Tim – daher hat der gelernte Kfz-Mechatroniker seine Leidenschaft für die mächtigen Kaltblüter. Er führt die Tradition mit Anja und Fritz vor: Wenn im Wald seines Vaters etwas anfällt, wo man mit Maschinen nicht gut hinkommt, dann kommt Fritz zum Einsatz.

Holzrücken ist Teamwork – das setzen sie um

Anja Schulte und Tim Schwermann sind mit dem Schwarzwälder Kaltblut in den heimischen Wäldern zum Holzrücken unterwegs.
Anja Schulte und Tim Schwermann sind mit dem Schwarzwälder Kaltblut in den heimischen Wäldern zum Holzrücken unterwegs. © WP | Katharina Kalejs

Das Holzrücken ist für die Drei Teamwork. „Schau mal da hinten, wo wir neulich schon waren, da ist noch ein Windbruch, den wir rausholen können“, sagt Tim zu Anja. Anja hat die Leinen in der Hand – ihre einzige Verbindung zu Fritz, der sein originales Sauerländer Kummet mit den zwei grünen Hörnern an hat und den Schwengel, die Zugstange, hinter sich herzieht. Er stapft wacker voran, kennt seinen Weg, folgt den unauffälligen Hilfen und leisen Stimmkommandos von Anja. Tim hat den Stamm bereits entastet und auf Länge geschnitten. „Der Stamm muss am besten komplett glatt sein. Jeder Ast wirkt beim Rücken wie ein Widerhaken im Boden“, erklärt Tim. Anja befestigt die Kette am Ende des Stamms. „Und zu lang und damit zu schwer dürfen die Stämme auch nicht sein.“ Denn Fritz ist nicht der Größte, und natürlich können Pferde nur ein gewisses Gewicht so ziehen, wie sie es beim Holzrücken tun.

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Ausgebildet haben die Beiden Fritz zusammen: Tim hatte sich den Schwarzwälder damals mit fünf Jahren gekauft. „Eigentlich sollte er schon geritten und gefahren sein – davon hat man hier dann nicht viel gemerkt.“ Das Kaltblut wohnt bei Tim hinterm Haus, hat dort eine geräumige Box mit Paddock, sowie Zugang zum Garten und zu den Wiesen, wenn das Wetter stimmt. Tim hat ihm eigentlich alles beigebracht: Vom ruhigen Stehen am Anbinder bis hin zum Holzrücken. Unterstützung hat er dabei von Anja bekommen, als sie sich kennen und lieben lernten. Fünf Jahre sind die beiden schon ein Paar. „Pferdeausbildung geht halt auch zu zweit besser als alleine“, Tim schmunzelt.

Über Kurse und Lehrgänge bis hin Meisterschaft

Auf den NRW-Meisterschaften im Holzrücken in Cobbenrode vergangenen Mai sind Anja Schulte und Fritz gemeinsam angetreten.
Auf den NRW-Meisterschaften im Holzrücken in Cobbenrode vergangenen Mai sind Anja Schulte und Fritz gemeinsam angetreten. © Katharina Kalejs

Anja ist selbst Pferdenärrin – und holzrückebegeistert. „Ich habe die Waldarbeit mit Pferden bei meinem Ausbildungsbetrieb kennengelernt und konnte dort auch eine Menge übers Rücken lernen.“ Sie ist Landwirtin. Gemeinsam mit Fritz hat sie schon verschiedene Kurse und Lehrgänge in der Region untergebracht. „Wir haben einfach Spaß daran und freuen uns, mehr zu lernen.“ Tim und sie haben zum Beispiel auch ein Fahrabzeichen im letzten Jahr gemacht, um sich immer weiter zu bilden. In diesem Jahr stand dann das erste Highlight für Anja und Fritz als Team an: Die beiden sind bei den NRW-Holzrückemeisterschaften angetreten, die Anfang Mai in Cobbenrode bei Eslohe stattfanden. „Das war natürlich was ganz anderes für uns, eine ganz andere Atmosphäre“, erinnert sich Anja. Die beiden haben es gut gemacht, findet Tim – und auch die Preisrichter auf dem Event: „Sie haben uns gesagt, wir haben gutes Potenzial, auf dem wir aufbauen können.“

Das ist auch der Plan: Sie wollen sich weiterentwickeln, noch besser werden, noch feiner in der Kommunikation zwischen Gespannführer und Pferd. „Das Wichtigste ist natürlich, dass das Pferd Spaß an der Sache hat“, sagt Anja. „Du hast verloren, wenn er von der Wiese kommt und schlechte Laune hat, weil er keine Lust auf die Arbeit hat, weil sie ihm zu eintönig ist.“ Deswegen arbeiten sie vielseitig mit ihm: Anja reitet gern mit ihm aus, sie haben einen Roundpen für Bodenarbeit; gemeinsam fahren die drei auch gern eine Runde gemütlich mit der Kutsche. Oder es geht eben in den Wald, zum Holzrücken.

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