Cobbenrode. In Cobbenrode fanden die Landesmeisterschaften im Holzrücken statt: Große Pferde und viel Pferdestärke prägten den Tag. Mit Bildergalerie.
Holzrücken ist entschleunigt. Das ist das Erste, was wohl allen pferdesportbegeisterten Zuschauerinnen und Zuschauern an diesem Wochenende auffällt. Ein paar Schritte Trab sind bei den unruhigeren Pferden das höchste der Gefühle; denn bei den nordrhein-westfälischen Landesmeisterschaften im ein- und zweispännigen Holzrücken geht es nicht um Geschwindigkeit. Nicht nur zumindest. Vielmehr spielt die Präzision eine große Rolle, und die Fähigkeit, das zu zeigen, was die Rückepferde und ihre Gespannführer im Wald tagtäglich zeigen müssen.
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Trotzdem ist das Sport. Hier bedeutet Geschwindigkeit, zehn Aufgaben binnen von 15 Minuten zu bewerkstelligen – und das voller Kraft und Konzentration, bei Pferd und Gespannführer. „Die Aufgaben haben wir so erarbeitet, dass sie möglichst nah an dem sind, was bei der Rückearbeit im Wald ständig abgefragt wird“, erklärt Gerhard Aschoff, Mitglied des Landesverbandes NRW der Interessengemeinschaft Zugpferde, und Hauptorganisator der Meisterschaft. Er hat die Gespanne eingeladen, die Anmeldungen entgegengenommen und auch mit einigen Kollegen den Parcours erarbeitet. Der ist für die Einspänner und die Zweispänner nahezu identisch, nur die Breite der Tore wird angepasst. Machbar für Profis und Amateure, denn „wenn er zu schwierig ist, wird der Nachwuchs vergrault“, so Aschoff.
Eindrücke der Landesmeisterschaften im Holzrücken 2023
Der Parcours muss in Teilen mit einem angehängten Baumstamm bewältigt werden, in Teilen ohne. Der Stamm ist ungefähr zehn Meter lang, hat einen Durchmesser von etwa 30 Zentimetern an der breitesten Stelle, für die Zweispänner sogar noch mehr. Er muss durch ein schmales Tor gezogen werden, ohne dass die Klötze, die auf den Holzpfosten stehen, umgeschmissen werden – direkt danach folgt eine enge Ecke, die besonders mit den großen Pferden ein feines Manövrieren benötigt. Einige der teilnehmenden Kaltblüter haben ein Stockmaß von mehr als 1,80 Meter und wiegen fast eine Tonne.
Die Hindernisse sind nicht leicht zu bewältigen
Danach muss der Stamm einen Hang hinaufgezogen werden. „Auf der Mitte der Böschung muss das Pferd einmal zum Stehen kommen – so richtig, ohne Spannung auf den Zugleinen“, erklärt Gerhard Aschoff. Dann wird wieder angezogen: Die Pferde gehen im wahrsten Sinne des Wortes in die Knie, um die Kraft zu haben, den steilen Hang mit angehängtem Stamm hinaufzukommen. Ein schweißtreibender Kraftakt. Dann wird abgespannt, das Pferd wird den Hang hinabgeführt, unten wird wieder angespannt und der Stamm wieder auf die Gerade gezogen. Der Boden ist weich, nachgiebig, bei manchen Teilnehmern stemmt sich das Ende förmlich in die Erde, bevor das Pferd den Stamm bewegt bekommt.
Dann geht es an die Aufgaben, die die Kommunikation des Teams zeigen soll: Das Pferd muss rückwärts durch ein Tor gerichtet werden, ohne die Querstange zu berühren, und dann durch einen Wassergraben gehen – bestenfalls alleine. Aber wenn sich ein Pferd weigert, dann gibt es eben auch nasse Füße für den Gespannführer.
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Es folgt eine weitere Ausgabe „direkt aus dem Wald“: Bei einem Pfosten, der einen „Zukunftsbaum“ symbolisieren soll, muss auf 20 Zentimeter oder weniger herangerückt werden – berührt werden darf er jedoch nicht. Das gleiche gilt für das „L“ aus zwei langen am Boden liegenden Stämmen mit einem Pfosten im Scheitelpunkt: Holz darf nicht Holz berühren, um Schäden zu vermeiden. Da geht es um Zentimeterarbeit, nur die erfahrensten Gespanne können da fein genug agieren, um ohne Fehlerpunkte durchzukommen. Zwei Aufgaben, der Aufliegstamm und die Wippe, rücken wiederum die Feinheiten der Arbeit mit Pferd in den Vordergrund – hier geht es um Präzision, Geduld und Kommunikation.
Vom „Zukunftsbaum“ zum Aufpoltern – Aufgaben aus dem Arbeitsalltag
Danach geht es um das Schieben des Stammes: Das Pferd zieht den Stamm nicht hinter sich her, sondern bewegt sich entlang des Stammes, um ihn fortzubewegen. Die letzte Station ist eine, die einige Teilnehmende aus Zeitmangel schon gar nicht mehr angehen: Es muss aufgepoltert werden. Zwei Stämme sind gerade nebeneinander auf dem Boden so fixiert, dass sie nicht wegrollen, und Pferd und Gespannführer müssen den Stamm nicht nur darauf manövrieren, sondern auch parallel und ohne Überstand auf die beiden vorhandenen stapeln.
Platzierungen
Einspänner:
1. Bernhardt Ungermann (Monschau) mit Richard
2. Dirk Potthoff (Netphen) mit Freddy
3. Guido Kreutz (Monschau) mit Elli
Zweispänner:
1. Guido Kreutz (Monschau) mit Manni und Elli
2. Dieter Kleiber (Aachen) mit Milo und Michl
„Ein gutes Rückepferd, das dazu gezüchtet wurde, das denkt mit“, erzählt ein Zuschauer. Der ältere Herr ist früher selbst mit Kaltblütern in den Wald gegangen. Er verfolgt das Spektakel begeistert.
Fürs Sauerland jedoch gibts trotz ein paar weniger sauerländischer Starter keinen Erfolg bei den Meisterschaften: Der erste Platz der Einspänner geht an Bernhardt Uckermann mit seinem Hengst Richard aus Monschau, der Titel bei den Zweispännern geht an Guido Kreutz mit Manni und Elli. Bei den Zweispännern gab es nur fünf Starter, eine davon aus Sachsen – und ausgerechnet sie, Ines Bucholt mit Camü und Carlos mit dem längsten Anfahrtsweg, hat an dem Tag das beste Ergebnis gebracht.
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