Langscheid. Wer die Freizeit auf dem Wasser verbringen möchte, sollte einiges beachten. Eine gute Vorbereitung und Kenntnisse zur Gefahrenabwehr retten Leben
Das schöne Wetter lockt die Menschen nach draußen. Besonders beliebt in diesen Tagen ist ein Ausflug ans Wasser. Und wer den weiten Weg an Ost- oder Nordsee scheut, der kann auch an den heimischen Flüssen und Seen seine Freizeit genießen. So zum Beispiel am Sorpesee.
Und wem das Schwimmen bei den derzeitigen Temperaturen noch ein wenig zu kühl ist, der kann auf dem Tret- oder Segelboot durch die Wellen gleiten. Um nur zwei der vielen Wassersportmöglichkeiten zu nennen. Was bei all diesen Aktivitäten oft und gerne unterschätzt wird, sind die Sicherheitsaspekte.
Das hat sich auch Matthias Liebscher, Gründer der Segel-Community „Segelmitmir.com“ gedacht. Deswegen hat der 1968 in Hamm geborene und heute in Langscheid lebende Liebscher die DLRG in den Nordic Ferienpark eingeladen, wo sich der Hauptsitz der Community befindet. „Wir bieten unseren Mitgliedern, aber auch Gruppen und Firmen solche Sicherheitsseminare und Fortbildungen an, weil das Thema Sicherheit auf dem Wasser von vielen Menschen immer noch nicht wirklich ernstgenommen wird. Meine Erfahrung als aktiver Segler zeigt mir aber, dass es zu sehr gefährlichen Situationen kommen kann, wenn jemand nicht richtig vorbereitet oder ausgerüstet ist“, erklärt Liebscher. „Bei uns in der Szene sagt man auch gerne, dass Segeln ernster Spaß ist. Und ich finde, dass das in diesem Satz schon etwas Wahres drinsteckt“, so Liebscher.
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Das sehen auch Wolfgang Lübke und Carsten Schultz so. Beide sind Mitglieder der DLRG-Ortsgruppe Langscheid und kümmern sich gemeinsam mit anderen Mitgliedern um den Wachdienst am Sorpesee. Heute stellen die beiden Experten einer kleinen Gruppe, die auf Einladung von Matthias Liebscher zum Stützpunkt der Segelcommunity am Sorpesee gekommen sind, wichtige Informationen rund um die Sicherheit auf dem Wasser vor.
„Wer auf dem See unterwegs ist, sei es im Segelboot oder anderweitig, sollte sehr achtsam sein und auf alles achten, was um ihn herum passiert. Draußen sind ja möglicherweise noch andere Personen unterwegs. Das können Schwimmer sein oder auch Menschen, die Stand-up-Paddling betreiben. Es könnte ja auch passieren, dass die in Not geraten und um Hilfe rufen“, mahnt Carsten Schultz.
Aktiv mithelfen
Matthias Liebscher, der von einigen in der Community einfach nur „Matt“ genannt wird, ergänzt: „Wir können die DLRG aktiv unterstützen und somit mit viel mehr Menschen den See überwachen!“
Doch auf für die Personen, die auf einem Segelboot fahren, gilt „Safety First“, wie die Männer von der DLRG betonen. Allerdings existiere in Deutschland ein Paradoxon. Es bestehe die Pflicht, auf einem Wasserfahrzeug eine ausreichende Anzahl von Rettungswesten in passender Größe für alle Menschen an Bord mitzuführen. Aber gleichzeitig gebe es keine Pflicht diese Rettungswesten an Bord zu tragen, so Schultz und Lübke. Ob man die Westen im Boot trage, obliege der Eigenverantwortung des Einzelnen.
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Wolfgang Lübke, der Technischer Leiter Ausbildung bei der Ortsgruppe Langscheid ist, rät aber dringend zum Tragen solcher Westen. „Dabei gibt es die Auswahl zwischen sogenannten Feststoff-Westen und Automatik-Westen. Die Feststoff-Westen haben Beingurte und sind etwas sperriger, wenn man sie auf dem Schiff trägt. Speziell bei Kindern sollte man die Beingurte anlegen, damit sie nicht rausrutschen können“, erklärt Lübke.
Wolfgang Lübke bevorzugt selbst Automatik-Westen. Diese seien etwas leichter beim tragen und sei darin beweglicher. „In der Weste befindet sich eine CO2-Patrone. Der Auslösemechanismus der Automatikweste besteht aus einer unter Spannung stehenden Feder, die mit Hebelwirkung einen Bolzen in die Mündung der CO2-Patrone treibt, sie öffnet und damit das Gas zum Aufblasen des Auftriebskörpers der Weste frei gibt. Sobald man ins Wasser fällt, wird der Mechanismus ausgelöst“, verspricht der erfahrende Lebensretter.
Signalfarbe als Hilfe
Die Feststoff-Westen sind in Signalfarben wie orange, gelb oder rot, damit man sie auch von weitem besser sehen kann. Und auch die Automatik-Westen sind im aufgeblasenen Zustand in einer Signalfarbe. „Es gibt sogar Westen, die mit Licht ausgestattet sind“, erklärt Matthias Liebscher.
Auch an die Nachhaltigkeit ist bei den Automatik-Westen gedacht. Wurde sie einmal ausgelöst, kann sie später wiederverwendet werden, man muss dann nur eine neue CO2-Patrone einsetzen lassen.
Wichtig ist auch die Wartung der Westen. Sie sollten spätestens alle zwei Jahre überprüft werden. In der Regel läuft die Lebensdauer nach zehn Jahren ab, dann muss die Weste ausgetauscht werden.
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Wie schnell ein Hineinfallen in Wasser gefährlich sein kann, erklären die beiden Experten der DLRG. „Sobald die Extremitäten des Menschen unter Wasser sind, wird der Blutkreislauf durch die Kälte des Wassers beeinflusst. Man sollte das Thema Wassertemperatur nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wenn der Sorpesee beispielsweise 5 bis 10 grad Celsius kalt ist, dauert es rund zehn Minuten bis der menschliche Körper unterkühlt ist“, warnt Carsten Schultz.
Gefahr der Panikreaktion
Sehr häufig passiere es dann, dass der Mensch dann in völliger Panik hyperventiliere. Die Muskulatur zittere und man würde verkrampfen. Selbst wenn die betroffene Person dann eine Rettungsweste trage, wäre es für die anderen Insassen im Boot oftmals gar nicht möglich, ihn aus dem Wasser zu fischen. Schultz rät, die Person dann am Boot zu befestigen und schnell die Rettungskräfte zu alarmieren. „Wir übernehmen dann den Rest“, versichert Schultz.
Und auch wenn der Betroffene an Land ist, gibt es noch wichtige Dinge zu beachten. „Bitte lassen sie die Person in ihrer Kleidung liegen. Sprechen sie mit ihm und geben sie ihm nichts Warmes zu trinken. Die Person sollte sich an Land auch nicht großartig bewegen. Die Gefahr eines Kreislaufkollaps ist zu groß“, richtet er sein Wort an das Auditorium. „Bleiben Sie bei der Person und warten Sie bis sich Ärzte und Sanitäter um das Unfallopfer kümmern!“
Mehr Informationen
Wer sich für das Thema Segeln interessiert und den Austausch mit Gleichgesinnten sucht, kann sich online bei der Community www.segelmitmir.com informieren. Dort werden auch zahlreiche Kurse, Fortbildungen und weitere Events angeboten.
Mehr rund um die Arbeit der DLRG Ortsgruppe Langscheid findet man unter https://langscheid.dlrg.de
Die Ehrenamtler der DLRG suchen noch Unterstützerinnen und Unterstützer für ihre Arbeit. Details zu den Mitmachmöglichkeiten gibt es dort.