Röhrenspring. Das Diözesanzentrum Kloster Brunnen bietet Schulklassen an, Zusammenhalt zu lernen. Ein Blick hinter die Kulissen

Tief versteckt im Wald, kilometerweit entfernt von Siedlungen, liegt Kloster Brunnen. Nicht einmal Handy-Empfang gibt es hier. „Das ist eine der ersten Erkenntnisse, die unsere Gäste hier gewinnen“, erklärt Carsten Spiegel. Er ist Geschäftsführer des Trägervereins Thomas-Morus-Kreis Paderborn, der sich um das angrenzende Diözesanzentrum kümmert.

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Mit Gästen meint Spiegel nicht nur, aber überwiegend, vor allem Schulklassen, die regelmäßig an den abgelegenen Ort kommen, um dort für einige Tage zu bleiben. Das Diözesanzentrum der Katholischen jungen Gemeinde am Kloster Brunnen bietet Schulklassen an, die Grundlagen für ein „Prima Klima in der Klasse“ zu schaffen. Seit 1987 verbringen Klassenverbände, mehrheitlich fünfte Klassen von weiterführenden Schulen, unter bestimmten Mottos eine Woche der Gemeinschaft und des Kennenlernens im Sauerland. Dafür kommen dann extra junge Erwachsene in das Diözesanzentrum, um eben jene Gemeinschaft der Schülerinnen und Schüler bewusst gezielt zu fördern.

Einer von ihnen ist Jonathan Verhoven. Er ist extra aus Paderborn angereist, um als sogenannter PK5-Teamer die Kennenlern-Woche zu organisieren und inhaltlich zu begleiten. Vier- bis fünfmal im Jahr ist Jonathan in Kloster Brunnen anzutreffen. Für ihn ist es fast schon wie ein „Nachhausekommen“, wie er erklärt.

Die gute Seele im Haus: Leiterin Irina Abraham.
Die gute Seele im Haus: Leiterin Irina Abraham. © Eric Claßen

Seit 2017 ist Jonathan als Teamer dabei. „Die Gruppe der Teamerinnen und Teamer besteht in der Regel aus vier Personen. Ein bis zwei von ihnen sind schon erfahren, eine Person bringt ein wenig Erfahrung mit und eine Person ist ganz neu dabei“, berichtet Verhoven. „Im Vorfeld der Klassenfahrt nach hier, besuchen wir die Schulen vor Ort. Dann besprechen wir organisatorische Dinge wie die Verpflegung der Kinder, etwaige Unverträglichkeiten, aber natürlich auch inhaltliche Schwerpunkte, die wir in den fünf Tagen hier thematisieren möchten. Es ist auch immer wichtig, sich bereits mit den Lehrkräften ausgetauscht zu haben und wenn Fragen der Kinder oder Pädagoginnen und Pädagogen vorhanden sind, diese zu beantworten“, macht der Teamer deutlich.

Sehr zeitnah plant man dann in der Gruppe der Teamenden das Programm für die Schulanfangstage. „Natürlich stellen wir uns selbst auch Fragen. Was lässt das Wetter zu, was können wir mit der Klasse überhaupt machen?“, erklärt Verhoven. Wie in einem Baukasten stehen den jungen Erwachsenen Methoden und Spiele zur Verfügung, um diese dann anzuwenden.

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Trotzdem seien jede Klasse und die dort anzutreffenden Probleme jedes Mal unterschiedlich. Nach Schema F könne man die Angebote nicht abarbeiten, betont Jonathan Verhoven. „Von Schule zu Schule ist es jedes Mal anders. Aber das ist auch eine Bereicherung für uns selbst durch diese Vielfalt.“

Dieses Mal betreut Jonathan Verhoven eine Schulklasse aus dem Ruhrgebiet. Die Lehrkräfte halten sich im Hintergrund auf, während der Teamer den Kindern erklärt, wie sie als Gruppe gemeinsam eine Herausforderung meistern. Die Aufgabe ist in diesem Fall, mit einzelnen Rohren eine Murmelbahn aufzubauen, damit die Murmel über einen möglichst langen Zeitraum rollen kann, ohne auf dem Boden zu landen. Nach den ersten Erklärungen stellen sich die Kids in einer Reihe auf und verbinden die Rohre miteinander. Sie geben sich gegenseitig Anweisungen und Kommandos, jeder will mithelfen, dass die Murmel rollt. Am Ende sind alle glücklich, dass es funktioniert hat.

Geschützter Raum

Die Abgeschiedenheit von Kloster Brunnen und der schlechte Handyempfang sind für dieses Kennenlernen nahezu ideal, wie Carsten Spiegel andeutet. „Die Kinder befinden sich in einem geschützten Raum, gleichzeitig sind sie aber automatisch auch gezwungen miteinander zu kommunizieren. Daher gibt es auch durchaus Schulen, die im Vorfeld die Handys einkassieren für die Zeit hier in Kloster Brunnen. Aber der schlechte Empfang macht diesen Schritt im Grunde überflüssig.“

Los geht es morgens mit dem Wecken um 7.45 Uhr. Danach folgt ein kleiner Morgenimpuls, ehe es zum Frühstück geht. Bis zum Mittagessen gibt es ein erstes inhaltliches Programm zum Teambuilding.

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Nach der Mittagspause geht es mit den Spielen und Aktionen weiter bis um 18 Uhr. Auch abends sitzt man noch zusammen. Bettruhe ist gegen 22 Uhr angesagt. Für Langeweile ist da keine Zeit. Allerdings bekommen die Jungen und Mädchen durchaus auch mal Freiräume, wenn sie etwas Zeit für sich selbst und die Selbstreflexion benötigen. „Es gibt durchaus auch Kinder, die für manche Methoden nicht zugänglich sind, weil sie einen schlechten Tag haben oder keine Lust auf etwas haben. Wir suchen dann das persönliche Gespräch und den Kontakt. Oft hilft das schon“, so Jonathan Verhoven.

Damit neben der inhaltlichen Methodik auch rundherum alles stimmt, ist die Hausleiterin Irina Abraham die gute Seele des Diözesanzentrums. Sie kümmert sich mit ihrem Team darum, dass alles sauber und gepflegt ist. Viel wichtiger noch ist aber auch das Essen. „Wir kochen hier selbst, bereiten jeden Tag Frühstück, Mittagessen, Abendessen sowie nachmittags noch Kuchen zu. Schulklassen und andere Gruppen haben aber auch die Möglichkeit, sich selbst zu versorgen. Wir bieten da verschiedene Varianten an“, erklärt Abraham.

Die Zeit in Kloster Brunnen kommt bei vielen Schulkindern dermaßen gut an, dass es nicht wenige Fälle gibt, in denen die Kids das Gelände mit Wehmut verlassen und am liebsten noch länger bleiben würden.