Dörnholthausen. In unmittelbarer Nähe zum Dorf soll ein Windpark entstehen. Das Projekt sorgt für Unverständnis. Und es könnte noch größer werden als gedacht
Die Stimmung ist angespannt, es herrscht große Wut in der Bevölkerung. Schon beim Betreten des kleinen Veranstaltungssaals im Hotel Landhaus Klöckener spürt man direkt, dass es bei den anwesenden Anwohnerinnen und Anwohner regelrecht brodelt. Die rund 20 Männer und Frauen tauschen sich lautstark über das Thema Windkraft aus.
Mehr zu den Plänen in Stockum>>>
Auf Initiative von Andreas Richter – einem der Anwohner – sind die Dörnholthausenerinnen und Dörnholthausener zusammengekommen, um sich ihrer Unzufriedenheit Luft zu verschaffen. Etliche von ihnen hatten Tage zuvor die Infoveranstaltung von Projektierer Trianel besucht. „Das war keine Informationsveranstaltung, das war eher eine Farce“, beschwert sich einer der betroffenen Bürger lautstark.
Abstand von 1000 Metern eingehalten
Der Plan des Aachener Unternehmens Trianel sieht den Bau von gleich zwölf Windrädern im Gebiet zwischen Hagen/Wildewiese, Stockum und Dörnholthausen vor (wir berichteten). Doch besonders der Ort Dörnholthausen wäre bei einer Genehmigung des Projekts vonseiten des Hochsauerlandkreises von den Bauplänen betroffen. Besonders die Straßenzüge Wintrop und Ehu würden nach derzeitigem Stand die volle Wucht aus Schlagschatten und Schallemissionen abbekommen. Und das, obwohl der vom Gesetzgeber vorgegebene Abstand von 1000 Metern zur Wohnbebauung auch dort eingehalten werde.
So ist es dann auch kein Wunder, dass es überwiegend Anwohnerinnen und Anwohner dieser beiden Straßen sind, die an der Diskussionsrunde im Landgasthof Klöckener teilnehmen. Etliche von ihnen sind über die Grundstückseigentümer enttäuscht, die hinter dem Rücken ihrer Nachbarn Kontakt mit dem Projektierer aufgenommen und schon vor geraumer Zeit den Verkauf ihrer Flächen angeboten hatten. „Natürlich kann ich auf der einen Seite verstehen, dass man aus finanzieller Sicht so etwas in Erwägung zieht. Aber es spaltet unser Dorf und treibt hier einen regelrechten Keil hinein. Vor allem vor dem Hintergrund, dass wir anderen darunter zu leiden haben, dass einige wenige davon profitieren“, kritisiert Anwohner Hartmut Kiel, der im Ehu wohnt.
Manuel Andrack kommt nach Arnsberg>>>
Das Thema Grundstücke bewegt auch Axel Wahle. Der 54-Jährige wohnt im Wintrop und würde künftig von seinem Haus aus direkt auf gleiche mehrere Windräder am Horizont blicken. „Die Grundstücke, auf denen unsere Häuser stehen, werden an Wert verlieren. Das hat man bereits in der Vergangenheit bei anderen Standorten in Deutschland feststellen können. Wir müssen die Zeche zahlen, während einige wenige sich die Hände reiben!“ In der Tat haben Experten wie das Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung herausgefunden, dass das Aufstellen von Windkraftanlagen oftmals zu sinkenden Preisen von Einfamilienhäusern in der unmittelbaren Umgebung führt. Im Durchschnitt ist von sieben Prozent Wertverlust die Rede. Das würde bei einem konkreten Rechenbeispiel bedeuten, dass ein Haus samt Grundstück, was aktuell 400.000 wert ist, nach der Installation des Windparks wahrscheinlich nur noch mit rund 370.000 Euro bewertet würde.
Kritik an Kommunikation
Generell ist man im Ort unzufrieden über die Kommunikation, die den geplanten Windpark betreffen. „Die Antragsunterlagen sind sehr umfangreich. Das seriöse Sichten und Verstehen dieser Unterlagen erfordert einen hohen Zeitbedarf, weshalb der Erörterungstermin zu Jahresbeginn, zu dem die Bewohnerinnen und Bewohner des Dorfs eingeladen waren, viel zu kurzfristig war. „Viele von uns haben sich auch darüber geärgert, dass die Projektleitung Fragen, die wir gestellt haben, nicht beantworten konnte oder wollte. Wir hatten regelrecht das Gefühl, dass eine wirkliche Kommunikation in der Thematik überhaupt nicht gewollt war“, klagt Anwohner Andreas Richter.
Die Mehrzahl der Bürgerinnen und Bürger macht zugleich aber auch deutlich, dass sie bei aller Kritik nicht generell gegen ein solches Windparkprojekt sei. „Uns stört die extreme Dichte an Windkraftanlagen. Warum müssen es zwölf Anlagen hier bei uns in der Nähe sein? Wieso kann man die Zahl der Windräder nicht reduzieren?“, fragt sich beispielsweise Reinhard Gees aus Dörnholthausen. Das sieht auch Barbara Klöckener-Schraml so. „Wir sind keine Windkraftgegner. Nur die Dimensionen mit den extrem großen Anlagen und der hohen Konzentration passt uns nicht. Wenn sie wenigstens etwas weiter weg vom Dorf wären.“
So gelingt der Start in die Grillsaison>>>
Nun fragt man sich in Dörnholthausen, wie man das „in den Brunnen gefallene Kind wieder rausbekommt“, ohne dass die Emotionen hochkochen. Besonders die Belastungen durch Schall und Schattenwurf sind den Anwohnern ein Dorn im Auge. Aber auch die Anlieferung der Materialien zum Bau der Anlagen sowie die Vorbereitungen im Wald mit dem Anlegen von Wegen wird kritisch beobachtet.
Debatte um Ausgleichsmaßnahmen
Man hoffe, dass es Ausgleichsmaßnahmen im Ort dafür gebe, wenn die Anlagen genehmigt und dann auch tatsächlich errichtet würden, ist der Tenor aus der Bürgerschaft. Sowohl für die Eingriffe in die Natur wie auch für den wirtschaftlichen Nutzen, der aus den Windrädern künftig gezogen werden soll.
Ob es dann letztlich die zwölf Windkraftanlagen bleiben, die von Trianel beantragt wurden, oder ob sich die Anzahl noch verändert, steht derzeit noch nicht fest. Nach Informationen unserer Zeitung soll es seit wenigen Tagen sogar Pläne für mindestens zwei weitere Windräder im Windpark geben. Diese müssen aber nicht zwingend von Trianel geplant werden. Möglicherweise steckt ein anderer Projektierer dahinter.