Sundern. Verkehr und Lärm belasten die Anwohnerinnen und Anwohner im Ort. Nun greift die Stadtverwaltung durch.

Fast schon im Minutentakt donnern die Lkw und Sattelzüge durch das kleine und beschauliche Hagen. Die Sperrung der A45 bei Lüdenscheid aufgrund der Schäden an der Rahmedetalbrücke sind zu einer regelrechten Belastung für das Straßendorf geworden.

Messungen von Straßen.NRW haben ergeben, dass das Gesamtaufkommen am Fahrzeugverkehr in Hagen von Mai 2019 bis Januar 2022 um 13 Prozent zugenommen hat. Betrachtet man die Zahlen für den LKW- und Lastzugverkehr, dann wird der Anstieg sogar noch einmal deutlicher. Der Lkw-Verkehr in Hagen hat um 39 Prozent zugenommen, der Lastzug-Verkehr sogar um 58 Prozent. Nahezu der gesamte Verkehr aus Südwestfalen nach Sundern führt über Hagen.

Topographie spielt eine Rolle

„Die Lärmbelastung der Hagener Bevölkerung, die direkt an der Straße wohnt, hat ein Maß erreicht, dass unzumutbar und sogar gesundheitsgefährdend ist“, erklärt Stephan Urny von der Stadt Sundern. Hagen sei dahingehend auch Sonderfall, weil auch noch die Topographie sowie die städtebauliche und infrastrukturelle Situation Probleme darstellten. „Der Straßenkörper ist schmal, wir haben im Ort überwiegend giebelständige, straßenrandnahe Bebauung und nordöstlich direkt hinter der Bebauung befindet sich steilaufsteigend der Justenberg. Das hat zur Folge, dass sich der Schall der Kraftfahrzeuge staut. Die Fahrgeräusche prallen von den Gebäuden ab, werden von diesen sowie dem Justenberg wieder zurückgeworfen“, so Urny. Mittlerweile sei es kaum noch möglich, sich auf dem Gehweg zu unterhalten, so laut sei es in Hagen.

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Die Aufenthaltsqualität des Ortsteils sei derart in Mitleidenschaft gezogen, dass die seit Jahren erfolgreiche Dorfentwicklung gefährdet sei. Und das vor dem Hintergrund, dass es in den letzten Jahren einen erheblichen Zuzug junger Familien im Ort gebe, die sich dort niederließen und nach Studium und Berufswahl bewusst dazu entschieden hätten, in die Heimat zurückzukehren. Noch sei kein Wegzug aus dem Ort aufgrund der erhöhten Verkehrsaufkommens zu verzeichnen, heißt es aus dem Sunderner Rathaus.

Große Anstrengungen

Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke weiß um die Verkehrsprobleme, die einige Ortschaften in Sundern betreffen. Nicht nur Hagen leidet unter den Blechlawinen, auch Allendorf ist davon betroffen. „Ich weiß, dass man in fast allen Dörfern große Anstrengungen unternimmt, um sie für die Menschen lebenswerter zu gestalten. Im Austausch mit den Ortsvorsteherinnen und Ortsvorstehern suchen wir gemeinsam nach Lösungen, damit diese Anstrengungen nicht durch die Verkehrsbelastungen konterkariert werden. Gleichzeitig möchten wir aber auch deutlich machen, dass wir den Verkehr nicht einfach willkürlich einschränken können und wollen“, betont Willeke.

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Kurzfristig hat man sich nun dazu entschlossen, einige Maßnahmen umzusetzen, um der Verkehrsbelastung entgegenwirken zu können. So wird eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h vor der Grundschule Allendorf und dem Seniorenzentrum Kursana. Ebenfalls angeordnet ist Tempo 30 in Hagen. „Wir haben uns dafür entschieden, dass dieses Tempo für alle Verkehrsteilnehmer gilt, um etwaige Überholverkehre zu unterbinden. In der Vergangenheit ist es schon zu Überholvorgängen über abgesenkte Bürgersteige gekommen, wenn diese Vorgabe nur für Lkw und Sattelzüge galt. Das soll verhindert werden“, erklärt der Bürgermeister.

Sunderns Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke versteht die Sorgen und Nöten der Anwohner.
Sunderns Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke versteht die Sorgen und Nöten der Anwohner. © WP Archiv | Unbekannt

Diese Anordnung sei zunächst befristet bis zur Wiedereröffnung der Rahmedetalbrücke, sagt Stephan Urny. Durch Messungen und Berechnungen habe man herausgefunden, dass sich der Verkehr durch die 30er Zone verstetige und es zu keiner signifikanten Verlängerung der Fahrtzeit komme.

In Hagen stehen die neuen Geschwindigkeitsschilder auch bereits seit vergangener Woche, aktuell gibt es eine Eingewöhnungszeit für die Verkehrsteilnehmer. „Wir haben natürlich auch mit den Polizeibehörden darüber gesprochen. Während dieser Eingewöhnungszeit werden keine Blitzer aufgestellt. Wir können das für die Zukunft aber nicht ausschließen. Irgendwann kann es also auch sein, dass dort geblitzt wird“, sagt Stephan Urny.

Dies dürfte auch im Sinne vieler Hagener sein, schließlich stehen bereits an etlichen Häusern Schilder, auf denen die Fahrerinnen und Fahrer zur Tempodrosselung aufgefordert werden.

Tempo 50 am Sorpesee

Auch am Sorpesee gibt es künftig Tempobegrenzungen. So soll an den Parkstreifen von Langscheid in Fahrtrichtung Amecke sowie im Bereich des Restaurants Meilenweit von April bis Oktober Tempo 50 herrschen. „Für die Zukunft gibt es auch hier Überlegungen, das durchgängig auszuweiten, wir möchten aber erst einmal die Effekte der ersten Maßnahmen abwarten. Grundsätzlich ist in den Sommermonaten ein erheblichen Anstieg des Verkehrsaufkommens im Bereich des Sorpesees zu verzeichnen“, so Urny.

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In einer nächsten Stufe möchte die Stadt Sundern dann auf Grundlage des Lärmaktionsplans weitere Maßnahmen vornehmen. Straßen.NRW berechnet aktuell den Verkehr auf der L 519 zwischen der Kreuzung Mescheder Straße/Umgehungsstraße am Sunderlandhotel und dem Abzweig zum Ochsenkopf. Des weiteren wird auch der Verkehr auf der B 229 zwischen dem nördlichen Ortseingang Hachen und dem Kreisverkehr in Hachen sowie auf der L 687 zwischen Silmecke Süd vom Abzweig Berliner Straße bis zum Ortsausgang berechnet. „Daneben gibt es noch eine Maßnahme, die nicht auf dem Lärmaktionsplan steht. In der Tiefenhagener Straße haben wir einen Hinweis von einem Anwohner erhalten, dass es hier erhöhte Lärmwerte geben soll“, sagt Stephan Urny. Bei all diesen Maßnahmen hoffe man auf eine Rückmeldung von Straßen.NRW bis März oder April in diesem Jahr.

2024 und 2025 soll dann der Lärmaktionsplan auch noch auf weitere Ortschaften ausgeweitet werden. Auch in Orten wie Stemel müsse gehandelt werden.

Wichtig ist es Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke, dass man sich bewusst dafür entschieden hat, selbst Maßnahmen gegen die Verkehrsbelastung zu ergreifen: „Wir möchten aber keine Durchfahrtverbote bewirken, um den Verkehr dann in andere Kommunen wie Balve auszulagern, damit diese dann unter den Problemen leiden!“