Enkhausen. Der Ort war nicht nur die Heimat von Heinrich Lübke, auch sonst ist in der Geschichte des Dorfes so einiges passiert

Welcher Ort in Sundern kann schon von sich behaupten, dass sein berühmtester Sohn an der Weltpolitik beteiligt war? Enkhausen kann es, denn von dort stammte Heinrich Lübke, seines Zeichens von 1959 bis 1969 Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.

Heutzutage deutet nur noch wenig auf Lübkes Leben und Wirken im 800-Seelen-Dorf mit seinen dazugehörigen Ortschaften Estinghausen und Tiefenhagen hin. Zwar steht das Elternhaus Lübkes noch, aber für Außenstehende ist es nicht als solches erkennbar. Immerhin, ein großer weißer Schriftzug deutet noch auf die Abstammung Lübkes aus Enkhausen hin. Dieser ziert das Heinrich-Lübke-Haus, welches bis 2019 ein Museum mit Exponaten aus Lübkes Besitz war. Doch nach einem Wasserschaden befindet sich das kleine Museum in einem bemitleidenswerten Zustand.

Rückhalt der Menschen

Darüber ist auch Ortsvorsteher Gerhard Hafner enttäuscht. Seit einem Vierteljahrhundert ist er das Bindeglied zwischen dem Bürgermeister in Sundern und den Menschen im Ort. Mit großer Leidenschaft und der nötigen Portion Gelassenheit, wenn mal wieder ein Projekt mehr Geduld und Zeit erfordert, kümmert er sich um die Belange der Einwohner. „Mir ist der Rückhalt bei den Menschen wichtig und daher versuche ich auch, mit möglichst vielen hier regelmäßig ins Gespräch zu kommen“, verrät Hafner. Dabei hilft ihm sicherlich der Umstand, dass es in Enkhausen und Tiefenhagen immerhin noch drei Gaststätten gibt, in denen ein Teil des Gemeinschaftslebens stattfinden kann. Einen Kindergarten oder eine Schule gibt es genauso wenig wie ein Geschäft für Lebensmittel.

Gerhard Hafner ist seit 25 Jahren Ortsvorsteher in Enkhausen.
Gerhard Hafner ist seit 25 Jahren Ortsvorsteher in Enkhausen. © Eric Claßen

Die Probleme, vor denen seine Kolleginnen und Kollegen in den anderen Sunderner Ortschaften stehen, machen auch vor Enkhausen nicht Halt. Natürlich sei es für die Vereine schwieriger geworden, Nachwuchs zu finden und die Vereinsarbeit am Leben zu halten, erklärt Gerhard Hafner. Besonders der Gesangverein und Kirchenchor Cäcilia hätten damit zu kämpfen. Corona habe die Situation noch weiter verschärft. „Im Gegensatz zu den anderen Orten haben wir auch nicht diese breite Vereinslandschaft. Neben dem Gesangverein gibt es hier natürlich die Schützen, die kfd und das Tambourkorps. Ergänzt wird das Ganze durch kleinere Gruppen, die sich projektbezogen engagieren.“

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Diese Gruppen seien aber dafür umso begeisterter bei der Sache, sagt Hafner. Zum einen wären da die sogenannten Klüngelköppe, auf die man im Ort besonders stolz ist. „Ich bin sehr glücklich, dass sie letztens mit dem 2. Platz beim Heimatpreis-Wettbewerb ausgezeichnet wurden. Das ist ein Verdienst für ihre tolle Arbeit. Die Klüngelköppe kümmern sich schon seit Jahren um die Pflege von Enkhausens Grünanlagen, reparieren Bänke und Bilderstöcke und sind mit Begeisterung am Werk. Die Geldsumme, die sie beim Heimatpreis der Stadt Sundern gewonnen haben, wollen sie auch wieder für Werkzeug verwenden – immer im Dienst der Gemeinschaft“, freut sich der Ortsvorsteher. Zuletzt fand sich auch eine Gruppe von Eltern, die den Bolzplatz und den Spielplatz im Ort umgestaltet haben und nebenan einen Bikepark installierten. „Das war der Wunsch einiger Kinder!“ Neben den Klüngelköppen und der Elterngruppe kümmern sich die sogenannten Hirten um den Aufbau der Krippe in der Kirche St. Laurentius. Diese Krippe zieht Menschen aus der ganzen Region in der Weihnachtszeit nach Enkhausen.

„Altes Kirchspiel“

Das Thema Kirche spielt im Ort generell eine große und wichtige Rolle, schließlich fußt die Geschichte Enkhausens auf das „Alte Kirchspiel“, das schon im Mittelalter tausende Menschen zum Laurentiusfest gelockt haben soll. Die im 19. Jahrhundert im neugotischen Stil erbaute Kirche St. Laurentius gehört zu den schönsten Sakralbauten auf städtischem Gebiet. Lange Zeit war sie auch die Mutterkirche für die umliegenden Gemeinden wie Hachen, Langscheid oder Hövel.

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Unweit der Kirche befand sich früher auch das Karolinum. Hierbei handelte es sich um das einzige allgemeine Krankenhaus auf Sunderner Gebiet. Bis 1960 wurden hier Kranke und Verletzte gepflegt, später wurde der Bau als Altenheim genutzt und 1985 dann letztlich abgerissen.

Nicht weit entfernt kann man heutzutage auf dem kleinen Dorfplatz stehen. Dieser soll bald erneuert und umgestaltet werden. Die Planungen dazu laufen aktuell. Und auch in Sachen Verkehr soll sich einiges bewegen, erklärt Gerhard Hafner. „Wir brauchen dringend eine Querungshilfe für die Bundesstraße 229 hier in der Ortsmitte. Speziell für Kinder und Senioren ist es sehr schwierig und bisweilen sogar heikel, hier über die Straße zu kommen. Deswegen laufen Gespräche über eine Ampelanlage, die hier erprobt werden soll.“