Westenfeld. Seit zwölf Jahren bastelt Klaus Pfisterer mit den Kindern des Kindergartens Westenfeld.
Eigentlich fing alles durch einen puren Zufall an. Da seine Tochter Silvia und die Enkelkinder allesamt den Kindergarten in Westenfeld besucht hatten, kannte Klaus Pfisterer die Einrichtung gut. Als er vor zwölf Jahren die Enkel abholte, fragte ihn die ehemalige Leiterin Margret Schülke, ob er nicht mit den Kindern etwas machen wolle. Seitdem ist Pfisterer für die meisten Kinder in Westenfeld nur noch der „Holzopa“.
Besonders im Kindergarten des Ortes ist er nur unter diesem Spitznamen bekannt. Der 80-Jährige bastelt seit vielen Jahren einmal die Woche mit den Kindern der Einrichtung. Für sein ehrenamtliches Engagement wurde er kürzlich mit dem ProEhrenamt 2022-Preis der Volksbank Sauerland und der Westfalenpost ausgezeichnet.
„Kinder-Garten im Kindergarten“
Der Naturkindergarten Westenfeld besteht schon fast 45 Jahre, ist ein Kindergarten in Trägerschaft der Stadt Sundern.
2005 hat der Deutsche Chorverband den Kindergarten mit dem Gütesiegel „Felix“ ausgezeichnet. Das Gütesiegel erhalten Kindergärten, welche sich um die musikalische Früherziehung von Kindern im Vorschulalter besondere Verdienste erwerben.
2014 wurde er vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau zum Netzwerk-Kindergarten „Kinder-Garten im Kindergarten“ berufen.
„Eigentlich wollte ich das nicht machen, aber ich habe dann gesagt, ich schaue mir das mal an“, erinnert er sich. Dann kam direkt am ersten Tag die entscheidende Begegnung mit der kleinen blonden Carla. Nach nicht einmal fünf Minuten seiner Anwesenheit in der Einrichtung schaute Carla den heute 80-Jährigen mit ihren Kulleraugen an und lud ihn spontan zu ihrem Kindergeburtstag ein.
Das war für Klaus Pfisterer der prägende Moment. Von diesem Moment an hatte er seine neue Aufgabe mit den Kindern gefunden. Seit dieser Zeit hatten ihn die Kinder ins Herz geschlossen. Die Kinder bauten ein Vertrauensverhältnis auf und erzählten ihm Dinge, die sie sonst niemandem mitteilen würden.
Vom Lkw-Fahren zur Holzarbeit
Eine Mutter sagte einmal: „Wenn ich meine Tochter suche, muss ich nur zum ‘Holzopa’ gehen, da finde ich sie immer.“ Klaus Pfisterer gehört zur festen Einrichtung des Kindergartens. „Bei Geschenken wählt er immer mit Bedacht“, erzählt Kindergartenleiterin Margit Braukmann. Auch in diesem Jahr, als der „Holzopa“ seinen 80-Geburtstag feierte, waren die Kinder dabei. Die 15 Vorschulkinder brachten dem Jubilar ein Ständchen und gehörten danach zur Geburtstagsrunde.
Klaus Pfisterer, der im beruflichen Leben Lkw- und Computer-Staplerfahrer war, suchte sich als Rentner ein neues Hobby. Dies fand er mit dem Material Holz. Er schaffte sich Maschinen an, um mit Holz arbeiten zu können. Nach dem Einstieg als ehrenamtlicher Mitstreiter im Kindergarten, schnitt er mit der Laubsäge für die Kinder Figuren aus Holz aus, in seinem eigenen privaten Hobbyraum. Die Figurensammlung wurde im Laufe der Jahre immer wieder nach den Wünschen der Kinder erweitert.
Inzwischen hat der „Holzopa“ rund 30 verschiedene Schablonen. Die ausgeschnittenen Holzfiguren malen die Kinder gemeinsam mit Klaus Pfisterer an. Am beliebtesten bei den Mädchen sind Pferde und Einhörner. Die Jungs stehen eher auf Dinosaurier. In der Vorweihnachtszeit waren auch Schutzengel begehrte Artikel.
Beliebte Deko fürs Kinderzimmer
Bei den Kindern ist der „Holzopa“ sehr beliebt. Emil finde es toll, dass Klaus Pfisterer einmal die Woche mit beliebten Holzfiguren kommt. „Ich mag es, die Holzteile auszumalen und mir später umzuhängen“, berichtet der Junge.
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Hanna liebt Einhörner und findet es sehr gut, dass sie die Figuren mit nach Hause nehmen kann. Bei Emil hängen schon viele dieser Figuren in seinem Zimmer. Anton findet es am besten, dass der „Holzopa“ auch immer Süßigkeiten dabei hat. „Die soll er nicht mitbringen, aber er macht das fast immer“, freut er sich.
Joshua hat im Vorfeld viele Holzfiguren ausgemalt, wovon er die schönsten seiner Mama zu Weihnachten schenken wollte. „Und Papa bekommt einen Schutzengel“, teilt er mit.
Auch Klaus Pfisterers Tochter Silvia findet es gut, dass ihr Vater eine Aufgabe hat.
Sorgen hatten die Kinder vor zwei Jahren, als Klaus Pfisterer drei Monate wegen eines Herzinfarktes nicht kommen konnte. „Die Kinder haben Bilder gemalt und ihm Genesungswünsche geschickt“, erzählt Kiga-Leiterin Margit Braukmann. „Das hat mir sehr geholfen“, sagt der 80-Jährige.
Bereicherung für die Kinder
Mutter Anna-Lena Köckmann meint, dass der „Holzopa“ eine Bereicherung für die Kinder ist. „Das fördert die kreative Art der Kinder“, sagt sie. Sie weiß, dass die Kinder ihre Werke voller Stolz präsentieren. Kinder haben sogar schon Weihnachtsbäume mit den Holzfiguren geschmückt.
Die 500 Euro Preisgeld des Ehrenamtspreises will Klaus Pfisterer sofort in die Arbeit der Kinder investieren. Davon wird er sich eine neue Bohrmaschine kaufen, weil sein altes Modell den Geist aufgegeben hat.