Sundern. Natalya Franz und Doro Hammeke setzten sich gemeinsam für Kriegsopfer der Ukraine ein.

Ein Tag, der Spuren hinterlässt. Der 24. Februar dieses Jahres sorgte weltweit für Fassungslosigkeit. Für die 45-jährige Natalya Franz hat der Beginn des Ukrainekriegs vieles verändert. Die gebürtige Ukrainerin ist in Winnyzja aufgewachsen und seit 2003 in Deutschland. Das Verbleiben ihrer Familie und Verwandtschaft in der Ukraine erfüllt sie in den heutigen Tagen ausschließlich mit Sorgen, Ängsten und tiefer Trauer.

Telefonhotline

Eine Arbeitsgruppe koordiniert in der Stadtverwaltung Sundern die Aufnahme der Geflüchteten und bewertet täglich die derzeit unübersichtliche Lage in der Ukraine und in angrenzenden Staaten. Telefonhotline: Mo.-Fr. 8.30 bis 16 Uhr unter der Mobilnummer 0175-33 72 423.

Die EU-Innenminister haben sich verständigt, dass Geflüchtete aus dem Kriegsgebiet kein Asylverfahren durchlaufen müssen und einen vorübergehenden Schutz in der EU für bis zu drei Jahre erhalten.

Nach und nach kommen auch in Sundern die ersten geflüchteten Ukrainer an. Sie haben ihr Leben in ihrer Heimat hinter sich lassen müssen. Ankommen in einer fremden Stadt ohne Perspektiven – eine schwer vorstellbare Situation. Natalya Franz gibt ihnen ein Licht in dieser dunklen Zeit.

Anlässlich der am 14. April in der Sunderner Innenstadt veranstalteten „Freedom-Feier“ kam es zu einer Idee: Die geflüchteten Frauen sollen auf dem Fest die Hymne ihres Heimatlandes singen.

Doro Hammeke (links) und Natalya Franz stellen gemeinsam etwas auf die Beine, um in der Ukraine zu helfen.
Doro Hammeke (links) und Natalya Franz stellen gemeinsam etwas auf die Beine, um in der Ukraine zu helfen. © WP | Lorena La Rocca

Auf diese Weise sollen nicht nur die Ukrainer mehr von der deutschen Kultur erfahren, sondern umgekehrt ebenso. Aus einem spontanen Auftritt wird dann ganz schnell mehr. Natalya Franz gründet als Leiterin einen ukrainischen Frauenchor. Dieser besteht mittlerweile aus 13 Mitgliedern, mit denen sie schon jetzt feste Strukturen in den Alltag der Geflüchteten bringt. Einmal wöchentlich steht eine Probe an – und am Wochenende haben sie verschiedene Auftritte in Kirchen und auf Benefizkonzerten in der Umgebung.

Freundschaften

Doch für die Ukrainerinnen ist es mehr als nur das gemeinschaftliche Singen, was der Chor ihnen bietet.„Es sind Freundschaften entstanden“, freut sich die 45-jährige Chorleiterin. Jede von ihnen trage Ängste und Trauer in sich. Der Chor sei dabei eine große Hilfe, nicht alleine mit diesem Schmerz zu sein. „Wir wollen nicht mehr einzeln im Zimmer sitzen und weinen. Hier können wir es gemeinsam tun“, so Natalya Franz. Besonders die ukrainische Nationaltracht, die sie während ihrer Auftritte tragen, gibt ihnen ein Gemeinschaftsgefühl. Ihr Erkennungsmerkmal sind die selbst gemachten Blumenkränze, die sie gemeinsam zusammengesteckt haben und bei jedem Auftritt tragen. Das dazugehörige Singen der heimatlichen Volkslieder löst bei vielen eine tiefe Trauer aus.

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„Es sind pure Emotionen – wir singen mit unserer Seele“, beschreibt es Franz. Im Oktober trat der Chor im Haus des Abschieds des Bestattungsunternehmens Adami in Sundern auf. Dabei wurde die Sauerländerin Doro Hammeke auf Natalya Franz aufmerksam. Nach kurzem Kennenlernen fassten die beiden einen Entschluss:

„Wir stellen jetzt etwas auf die Beine“. Den Ukrainern müsse auch vor Ort geholfen werden. Sie entschieden sich dafür, materielle Spenden zu sammeln.

Mit offenen Armen

Von Kerzenresten über trockene Lebensmittel bis hin zu Fertiggerichten in Dosen wird alles mit offen Armen entgegengenommen. Diese werden dann im Namen des gemeinnützigen Vereins „Sauerland – humanitäre Hilfe an Kriegsopfer“ in verschiedene Kleinstädte der Ukraine transportiert.

Bis zum 24. November kann man die Sammelprodukte noch bei Hammeke, Zum Dümpel 20 in Sundern, abgeben.