Stemel. Der Ort hat trotzdem seine eigene Identität bewahrt. Dafür sorgen auch die Bewohnerinnen und Bewohner

Um zu erkennen, dass der Ort Stemel stark von der Industrie geprägt ist, braucht man nicht lange. Entlang der ehemaligen Bahnstrecke Sundern-Hachen hat sich ein Dutzend Firmen aus den unterschiedlichsten Branchen angesiedelt - von der Metallverarbeitung, über das Recycling bis hin zur Produktion von sanitären Anlagen. Stemel gehört zweifelsohne zu den stärksten Industriestandorten auf dem Stadtgebiet Sunderns. Und viele Menschen aus Stemel arbeiten bei diesen Unternehmen.

Eine Firma aus Sundern setzt auf E-Mobilität>>>

Das sieht auch Ortsvorsteher Patric Cremer so. Seit 2019 ist er der Vermittler zwischen den Menschen im Ort und der Verwaltung rund um Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke. „Auch bei uns in Stemel hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten viel verändert“, erklärt Cremer. „Eine Kneipe als Dorfmittelpunkt gibt es nicht mehr. Da fehlt leider so ein richtiger Treffpunkt als Anlaufstelle für die Bewohnerinnen und Bewohner.“

Reges Vereinsleben

Das sei doppelt schade, denn der Ort verfüge über ein reges Vereinsleben. 15 Vereine, Gruppen und Initiativen listet Cremer auf, in denen die Stemelerinnen und Stemeler engagiert seien. Natürlich gibt es auch in Stemel Schützen, aber auch Karnevalisten, ein Tambourcorps und einen Männergesangverein, um nur einige der Gruppen zu nennen. Deshalb überlegt man auch derzeit, im Ort eine Art Ehrenamtskneipe einzurichten, die dann abwechselnd zu bestimmten Zeiten von den einzelnen Vereinen geführt wird. Dieses Prinzip hat schon in anderen Ortschaften gut funktioniert.

Seit 2019 ist Patric Cremer Ortsvorsteher in Stemel.
Seit 2019 ist Patric Cremer Ortsvorsteher in Stemel. © Eric ClaßeN

„Es ist schwieriger geworden, Zugezogene für eine dauerhafte Mitarbeit in den Vereinen zu gewinnen. Aus diesem Grund planen wir im Ortsring ein kleines Infoheftchen rauszubringen, in dem Neubürgerinnen und Neubürger mehr über die Geschichte des Ortes und die Vereine erfahren können“, erklärt Patric Cremer.

Orientierung nach Hachen

Die Geschichte Stemels ist dabei ein gutes Stichwort, denn historisch gesehen war der Ort lange Zeit eher in Richtung Hachen orientiert als in Richtung Sundern. „Noch heute spürt man das. Da wir keine Einkaufsmöglichkeiten hier haben, müssen alle außerhalb Stemels einkaufen. Und die Mehrheit fährt dafür dann eher nach Hachen“, unterstreicht Cremer. Auch die Vereine würden überwiegend die Kontakte nach Langscheid und Hövel pflegen. Und selbst bei den Kirchen gibt es einen intensiven Austausch unter den drei Ortschaften.

Mehr zu Sunderns Ortschaften>>>

Das ist auch deshalb notwendig geworden, da aufgrund fehlender Messdiener derzeit die Heilige Kommunion nicht in Stemel stattfinden kann. Für diese und viele weitere Nöte der Menschen hat Cremer, der im Ort aufgewachsen ist, stets ein offenes Ohr. „Natürlich sorgt der viele Verkehr für Unmut bei den Menschen.“ Bisweilen wären morgens und abends zu den Stoßzeiten von und nach Sundern richtige Blechlawinen unterwegs, so Cremer. „Eigentlich existiert ein Lärmaktionsplan, um diesen Verkehr zu lenken und einzudämmen. Dazu gehört das Versetzen von Ortsschildern und die Pflicht für Lkw-Fahrer von 22 bis 6 Uhr morgens nur noch 30 km/h die Stunde zu fahren. Leider ist davon aber bislang nichts umgesetzt worden. Da muss aber dringend etwas passieren“, mahnt der Ortsvorsteher.

Aktionen des Jugendfördervereins

Immerhin verfügt Stemel noch über einen eigenen Kindergarten. Und auch Jugendförderverein ist regelmäßig mit Aktionen für Kinder und Jugendliche aktiv: vom Backen bis zum Zeltlager. Und auch von außerhalb zieht es Familien in den Ort. Beliebt ist da vor allen Dingen die Freizeitanlagen. „Wir lassen von der Stadt gerade prüfen, ob wir Fördergelder für die Errichtung von Toilettenanlagen und sanitären Einrichtungen erhalten können. Die fehlen uns nämlich noch vor Ort.“

Damit Stemel auch ansonsten gepflegt und vorzeigbar bleibt, hat sich eine Gruppe Ehrenamtler gefunden, die in ihrer Freizeit die Grünflächen pflegt, Infotafeln repariert und Bänke renoviert. „Ich bin als Ortsvorsteher sehr dankbar, dass es diese Menschen gibt. Man kann das gar nicht genug würdigen.“