Sundern. Fluchtbewegungen als humanitäre Herausforderung in der Stadt Sundern erfolgreich angenommen

Es sind die Geschichten von Wärme und Herzlichkeit, die in diesen schweren Zeiten Mut machen. Wo Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine und Asylsuchenende oft nur als Zahl einer Statistik entmenschlicht werden, fallen Hilfsaktionen wie diese auf: Auf Nachfrage des Caritasverbandes Arnsberg/Sundern nahm die Stadt Sundern schon Ende März eine Gruppe von elf geistig behinderten ukrainischen Flüchtlingen im Alter von 13 bis 36 Jahren mitsamt zwei Betreuern auf. „Dank vieler Akteure und vieler Ehrenamtler aus Allendorf befindet sich die Gruppe auf einem guten Weg, in Sundern anzukommen“, sagt Petra Harmann-Schmidt, Abteilungsleiterin Soziale Leistungen bei der Stadt Sundern stolz.

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Sundern ist auf die Zuwanderung geflüchteter Menschen vorbereitet und weiß damit umzugehen. Seit Beginn des Jahres fanden 458 Menschen den Weg nach Sundern, für die durch die Stadt in kürzester Zeit Unterkünfte angemietet oder eigene hergerichtet worden sind. Allein 404 Menschen gelten als Kriegsfliehende aus der Ukraine (darunter 45 aus sogenannten Drittstaaten). 54 Geflohene aus anderen Nationen wurden der Stadt Sundern nach dem Verteilschlüssel zugewiesen.

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Daraus entstehende Aufgaben wurden bislang gemeistert: „Zahlreiche Kinder wurden kurzfristig in die örtlichen Kitas und Schulen aufgenommen“, sagt Petra Harmann-Schmidt. Für Kinder aus der Ukraine wurde spontan eine Auffangklasse eingerichtet und spezieller Sprachunterricht angeboten. Mit Hilfe der Volkshochschule Arnsberg/Sundern konnten zudem kurzfristig weitere sechs Sprachkurse eingerichtet werden.

Starke Netzwerke

Es bedarf Kooperationen und Netzwerke - und entschlossener Aktionen. So wurden mit Hilfe städtischer Mitarbeiter an einem Tag in gecharterten Bussen fast alle ukrainischen Flüchtlinge in einer Aufnahmeeinrichtung in Soest registriert. „So konnte fast allen der schnelle Zugang zu Jobcenterleistungen und zum Arbeitsmarkt ermöglicht werden“, erzählt Petra Harmann-Schmidt.

Sundern hat höchste Erfüllungsquote im Kreis

Zusätzlich hat die Stadt Sundern aktuell eine Aufnahmequote von neun unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. Drei davon wurden bereits in einer Wohnung in Amecke und einer in einer Jugendhilfeeinrichtung aufgenommen, zwei weitere sind angekündigt und drei stehen noch aus. Zuständig ist das Jugendamt.

In der Verteilstatistik im Hochsauerlandkreis nach dem Flüchtlingsaufnahmegesetz liegt Sundern kreisweit ganz vorne mit einer Erfüllungsquote von 133,21 Prozent (Stand 30. September 2022). Die geringste Erfüllungsquote im Kreis hat aktuell Arnsberg mit 89,15 Prozent.

Über 100 Prozent liegen sonst nur Medebach (122,36 %), Meschede (102,75 %) und Schmallenberg (107,88 %).

Zu den größten Herausforderungen zählt die Bereitstellung von Unterkünften und Wohnraum. Auch hier zeigt die Abteilungsleiterin der Verwaltung Hochachtung vor den Sundernern. „Ohne die Bereitschaft der Sunderner Bevölkerung, Wohnraum zur Verfügung zu stellen, wäre es sicher schwierig gewesen, die große Zahl der Geflüchteten in so kurzer Zeit unterzubringen“, sagt sie. Ein großer Dank gelte dem „unermüdlichen Einsatz des Bürgernetzwerkes Sundern sowie allen, die auf anderen Wegen helfen“.

301 Personen sind aktuell durch die Stadt Sundern entweder in von der Stadt angemietetem Wohnraum (249 Personen) oder in städtischen Unterkünften (52) untergebracht. Der Großteil davon lebt in der Kernstadt Sundern (126) und in Hachen (91). Beteiligt aber sind alle Ortsteile: Auch in Allendorf (18), Endorf (6), Enkhausen (22), Hagen (4), Stockum (8), Westenfeld (12) und Wulfringhausen (4) finden geflohene Menschen Schutz und eine neues oder vorübergehendes Zuhause.

Vorbereitung auf Zukunft

Tatsächlich wird aber auch in Sundern aufgrund der Krisenherde in aller Welt und des anstehenden Winters mit steigenden Flüchtlingszahlen gerechnet. „Das veranlasst uns dazu uns vorzubereiten“, sagt Petra Harmann-Schmidt. Aktuell verfüge man zwar noch über 50 freie Unterbringungsplätze/Betten, doch könnten diese je nach Konstellation der Zuweisung nicht ausgeschöpft werden. Teilweise handele es sich um Gemeinschaftsunterkünfte wie in einer ehemaligen Grundschule und um nicht voll belegte Zwei-Personen-Appartements. „Wohnungsangebote aus der Bevölkerung werden nach wie vor gesammelt“, so Petra Harmann-Schmidt. Teilweise tritt die Stadt als Mieter auf. Sofern Vermieter dazu bereit sind, dass Kontaktdaten weitergegeben werden dürfen, würden Geflüchtete die Wohnung eigenständig anmieten. „Das ist dann ein Schritt zur Integration“, so die Abteilungsleiterin.

Aber auch jetzt ist die Verwaltung nicht untätig. Derzeit werden sechs Familien-Wohnungen für eine Unterbringung von Geflüchteten instandgesetzt. Ende des Jahres soll die Fertigstellung erfolgen. Zwei der Wohnungen sind in Hachen, vier in Sundern. Insgesamt 25 bis 30 Personen könnten dort Platz finden. Durch den Umbau eines städtischen Gebäudes in Form von neu geschaffenen Appartements sollen im Verlauf des Jahres 2023 zudem 50 bis 60 Plätze entstehen. Weitere Gespräche zur Anmietung stehen zeitnah an. „Die Anzahl der potenziellen Plätze lässt sich da aber noch nicht beziffern“, erklärt Petra Harmann-Schmidt auf Nachfrage.