Linnepe. Der Ort wird immer lebenswerter. Was eine WhatsApp-Gruppe damit zu tun hat, erfahren Sie in Ihrer Zeitung.
Wer in den Ort kommt, landet zwangsläufig mindestens einmal hier: beim Gasthof „Zur Mühle“ und der erst kürzlich wieder aufgebauten Namensgeberin nebenan, der alten Mühle. Hier hält der Bus, nicht weit entfernt befindet sich der Kindergarten und die Kapelle zu Ehren der Heiligen Drei Könige ist auch nur wenige Meter entfernt.
„Man kann schon sagen, dass hier der Dreh- und Angelpunkt der Ortschaft ist“, verrät die Ortsvorsteherin Hedwig Rademacher. Eine Post, Bäckerei oder Metzgerei sucht man in Linnepe vergebens. Und doch ist der Ort, zu dem auch noch Linneperhütte und Weninghausen gehören, lebenswert. Denn hier passiert mehr, als man auf dem ersten Blick vermuten mag.
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„Mich hat das Dorfleben immer interessiert“, erklärt Reinhard Kaiser. Er ist seit zehn Jahren Ortsheimatpfleger in Linnepe. Doch was macht ein Ortsheimatpfleger überhaupt? „Ich halte fest, was so im Dorf abläuft, mache Fotos und erstelle quasi eine Art Chronik über die Geschichte Linnepes.“ Das macht er mit viel Akribie und Gewissenhaftigkeit und im stetigen Austausch mit Hedwig Rademacher und den Menschen, die in Linnepe leben.
Historische Ruinen
Ein Projekt, das Reinhard Kaiser besonders am Herzen liegt, befindet sich einige Hundert Meter oberhalb der Ortschaft im Hang. Die Überreste einer alten Wallburg - „Güllener Ring“ genannt - thronen über dem Tal zwischen dem Großen Sonnenstück und dem Dümberg. Längst ist nicht alles über das historische Bauwerk von Archäologen und Historikern erschlossen, wie Kaiser zu berichten weiß: „Man vermutet, dass bereits in der Eisenzeit hier eine Festungsanlage gestanden hat. Später, in der Zeit Karls des Großen, soll hier die Wallburg errichtet worden sein. Manch einer glaubt sogar, dass sie den Bewohnern des Tals als Fluchtburg gedient hat, wenn Feinde in das Gebiet eindrangen. Es gibt viele Vermutungen und nur wenig wirklich Belegbares. So richtig viel weiß man bis heute nicht über das alte Gemäuer.“
Wer jetzt glaubt, in Linnepe geht es ausschließlich um historische Bauten und jahrhundertealte Geschichte, der täuscht sich. Denn besonders bei jungen Familien mit Kindern ist der Ort seit geraumer Zeit äußerst beliebt, was auch Ortsvorsteherin Hedwig Rademacher festgestellt hat. „Wir haben eine große Nachfrage nach Baugrund im Ort. Oftmals kommen auch ehemalige Linneper nach Ausbildung und Studium zurück und möchten hier wieder ansiedeln. Aktuell steht kein Haus leer und Mietwohnungen sind auch vergriffen.“ Sogar das Mehrgenerationenwohnen habe sich zuletzt etabliert.
Denn natürlich gibt es auch noch jede Menge alteingesessene Linneperinnen und Linneper im Dorf. „Es ist schon ein bisschen kurios. Uns fehlt demografisch so ein bisschen der Mittelbau. Wir haben viele sehr junge Menschen und auch etliche ältere Menschen, aber von einer Flucht in die größeren Städte spüren wir hier nichts.“
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Dass so viele junge Familien sich in Linnepe ansiedeln habe zur Folge, dass es aktuell im Kindergarten „Rappel Zappel“ keinen freien Platz mehr gebe. Dieser ist allerdings neben Linnepe auch für Hellefeld, Altenhellefeld, Meinkenbracht und Herblinghausen zuständig.
„Momentan suchen wir schon etwas größere Kinder, die bei den Sternsingern mitmachen wollen. Das wird hier im Ort nämlich jedes Jahr sehr groß zelebriert,“ weiß Rademacher. Und weil die Jugend so eine große Rolle in Linnepe spielt, hat man auch den Jugendförderverein reaktiviert. So wurde ein Raum für Kinder und Jugendliche geschaffen, in dem aktuell eine Krabbelgruppe stattfinden kann. „Das Angebot soll kontinuierlich erweitert werden“, freut sich Hedwig Rademacher.
Ein Spielplatz in Linneperhütte
Ein weiteres Faustpfand für die Familien ist der große Spielplatz in Linneperhütte. Dort können die Kleinen toben, mit Wasser planschen und Fußball spielen. Auch zum Grillen eignet sich der Ort. „Wir haben eine Seniorengruppe, die sich um die Pflege des Platzes, aber auch vieler weiterer öffentlicher Stellen wie Bänke und Unterstände kümmert. Auch die Außenanlagen am Ehrenmal und der Kapelle gehören dazu“, berichtet Reinhard Kaiser.
Durch Gemeinschaftsarbeit wird auch derzeit der Speisesaal in der Schützenhalle kernsaniert. Zudem wird die Toilettenanlage modernisiert. „Wir haben eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet, in der wir uns ständig austauschen, wo gerade Hilfe benötigt wird. Das wird sehr gut angenommen. wir haben schon über 120 Unterstützerinnen und Unterstützer“, so Rademacher.