Altenhellefeld. Im Altenhellefelder Sudhaus hat Martin Petzold die alte Braukunst wiederentdeckt
Ganz vorsichtig schüttet Martin Petzold den Eimer mit den fünf Malzsorten in den gewaltigen Kessel. Was hier gerade entsteht, wird in einem guten Monat im Altenhellefelder Sudhaus ausgeschenkt. Martin Petzold braut eigenes Bier. Mit viel Liebe, jeder Menge Geduld und den richtigen Zutaten.
„Malz, Hopfen und bestes Wasser sind die drei zentralen Elemente, um ein vernünftiges Bier zu brauen“, erklärt der Brauer, der heute bereits um vier Uhr morgens aufgestanden ist, um frisches Bier herzustellen. Vor vier Jahren hat Petzold angefangen, sich mit dem Thema Bier und der dazugehörigen Braukunst intensiv auseinanderzusetzen. „Normales Bier aus dem Supermarkt oder von den großen Markenbrauereien hat mir nicht geschmeckt.“ Aber auf einer Reise mit seiner Partnerin Nicole nach Franken habe er die vielen kleinen Brauereien kennengelernt. Und plötzlich wollte er auch in die private Braukunst einsteigen. Petzold besorgte sich Fachliteratur, las sich ein und besorgte sich die nötigen Hilfsmittel.
Kesselbau in Eigenregie
„Man kann die Kessel teuer im Handel kaufen oder wie in meinem Fall selbst herstellen. Das ist deutlich günstiger.“ Heute stehen die Kessel und sonstigen Geräte, die Martin zum Brauen benötigt, im umgebauten Keller eines alten Bauernhofs aus dem 19. Jahrhundert. Hieraus ist das Altenhellefelder Sudhaus entstanden. Und dort bewirten er und Nicole seit einem guten Jahr in ihrer Freizeit auch ihre Gäste.
„Wir haben mittlerweile schon die ersten Stammgäste, die regelmäßig vorbeischauen, um einen echtes Altenhellefelder Bier zu probieren. Letzten war sogar eine Hobbyfußballtruppe aus Dortmund hier, um einen gemütlichen Nachmittag zu erleben“, erklärt Nicole, die sich auch um begleitende Speisen kümmert. „Wir bieten auch sonntags frischen Kuchen an. Viele Gäste trinken dazu dann keinen Kaffee, sondern lieber ein frisch gezapftes Bier.“
Herbstzeit im Arnsberger Wald>>>
Damit das immer vorhanden ist, muss Martin schon weit im Vorfeld mit dem Brauen beginnen. „Ich kann nicht sagen, dass ich heute braue und morgen ist das Bier fertig. So funktioniert das nicht. Die einzelnen Prozesse sind langwierig, sodass ich das heute gebraute Bier wahrscheinlich in sieben Wochen erst anbieten kann.“
Das Malz dafür erhält der Brauer mit Ausschankgenehmigung aus Bamberg, der Hopfen stammt aus Hallertau – das liegt südöstlich von Ingolstadt – und dann wäre da noch das heimische Wasser. Das ist ein wichtiger Faktor. „Wir haben hier in Altenhellefeld sehr gutes Wasser, weil es weich ist. Das hilft beim Brauen ungemein, weil es so vor dem Brauen nicht besonders aufbereitet werden muss, wie das mancherorts notwendig ist“, sagt Martin.
Das Bierbrauen mag den Laien aufgrund seiner Komplexität abschrecken, Martin sieht das gelassener. „Wer kocht, kann auch Bier herstellen. Heutzutage wird vieles viel zu sehr kompliziert dargestellt. Aber wenn man es mal auf seine Ursprünge aus dem Mittelalter zurückführt, dann ist es deutlich simpler, als es zunächst scheint.“
Akribische Dokumentation
Bei jedem Braugang – so nennt man die Herstellung einer bestimmten Sorte – dokumentiert er akribisch Temperaturen, Zutaten und sie sogenannten Raststufen. Das macht er nicht aus gesetzlichen Gründen, sondern einzig und allein um selbst zu wissen, wie er welches Bier hergestellt hat. „Bei uns schmeckt kein Bier gleich. Hier verändert sich jede Sorte immer wieder. So etwas ist auch gar nicht unser Anspruch. Hier soll Individualität entstehen.“
Und bisweilen helfen kleine Fehler sogar bei der Herstellung von etwas richtig Leckerem. „Eine unserer beliebtesten Sorten – das Vollbier – ist nur deshalb entstanden, weil ich beim Brauprozess nicht richtig aufgepasst habe“, gesteht Martin.