Langscheid. Die Sunderner Verwaltung veranstaltet in Langscheid eine Einwohnerversammlung zur Dorfentwicklung. Ein bestimmendes Thema.
Zuversichtlich zeigte sich Klaus-Rainer Willeke an diesem Dienstagabend vor Beginn der Einwohnerversammlung in Langscheid. Am Eingang der Schützenhalle begrüßte der Bürgermeister fast alle der rund 80 Gäste persönlich: „Ich möchte die Schärfe aus der Debatte nehmen“, bekräftigte er mit Blick auf das weiterhin schwelende Konfliktthema des laufenden Planverfahrens zur Entwicklung des ehemaligen Seehof-Geländes.
Und tatsächlich: Als Jacqueline Bila, Erste Beigeordnete der Stadt Sundern, die Themenrunde zur Dorfentwicklung eröffnete, herrschte zunächst für mehrere Sekunden Stillschweigen im Saal. Verblüfft schauten sich die Gäste an, ehe eine Frau den Elefanten im Raum offen ansprach: Wie geht es mit dem Seehof-Gelände an der Promenade weiter, das bereits seit einiger Zeit brach liegt?
Für Unmut sorgte zuletzt der Umstand, dass nun andere Pläne für die Gelände-Bebauung vorgelegt wurden, auf die sich die Politik bei ihrer Zustimmung zur Eröffnung des Verfahrens im Februar 2022 jedoch nicht eingelassen hatte. Einen sofortigen Stopp des Planverfahrens lehnte der Rat der Stadt Sundern vor wenigen Tagen ab.
Auch interessant
- Dorfkonferenz liefert viele Ideen für den Ort Langscheid.
- Langscheid: Seehof-Planverfahren wird nicht gestoppt.
Den neuen Plänen zufolge soll neben einem Café an der Promenade zudem Gebäudekomplexe an der Langscheider Straße entstehen – jeweils zur Hälfte genutzt als Mehrfamilienwohnungen und als Ferienappartements.
Der Verwaltung hat der Investor eine Änderung des Flächennutzungsplans vorgeschlagen, denn dieser sieht bislang nur eine Bebauung für touristische Zwecke vor. Wie es weitergeht, entscheidet der Planungsausschuss im Herbst. Erst danach sei die Bebauungsplanung rechtswirksam. Bis zum 1. Juli können Bürgerinnen und Bürger noch Stellungnahmen und Bedenken zum Verfahren einreichen.
Dorfentwicklung in Langscheid: Demografischer Wandel als Herausforderung
Einige Befürchtungen äußerten sie bereits an diesem Abend. Ein Familienvater vermutet in den neuen Plänen den Bau von Luxusimmobilien. Er beklagt: „Für das Seehof-Gelände werden teure Ferienwohnungen ausgewiesen, aber die eigenen Kinder, die zurück nach Langscheid ziehen wollen, bekommen keine Chance zum Bauen.“
Hier fehle es an verfügbaren Flächen und Angeboten seitens der Stadt, bemängelt er. Für die Dorfentwicklung sei es aber wichtig, dass Menschen in Langscheid bauen können.
Auf diesen Kritikpunkt angesprochen, verweist Stadtplaner Lars Ohlig auf die Vorgaben der Bezirksregierung Arnsberg für die Kommunen: „Wir können zusätzliche Wohnbauflächen nur dann ausweisen, wenn wir sie an anderer Stelle in der Stadt reduzieren“, erklärt er. Und diese neuen, hypothetischen Grundstücke könnten dann auch nicht von der Stadt Sundern angeboten werden, sondern würden dann zu üblichen Preisen auf den Markt kommen – und die Lage am Sorpesee in Langscheid sei eben sehr beliebt und teuer.
Den Einfluss der Stadt auf das Bauvorhaben auf dem Seehof-Gelände erklärte Lars Ohlig den Anwesenden ebenfalls: Da es sich um ein Privatgrundstück handelt, könne die Stadt dem Investor lediglich mit einem sogenannten vorhabenbezogener Bebauungsplan und Gestaltungssatzung Vorgaben setzen.
Wer jedoch durch Langscheid fährt, dem fällt das brachliegende Gelände im Dorfbild sofort negativ auf. Sollte dieser Umstand langfristig bestehen bleiben, würde das der Entwicklung des Ortes schaden. Diese möchte Bürgermeister Klaus Rainer Willeke im Rahmen der Einwohnerversammlungen in Sundern aber vorantreiben:
„Die Langscheider sollen ihre eigene Identität entwickeln, sich aber trotzdem als Sunderner fühlen“, sagt er. Ob eine Dorfentwicklung positiv sei, möchte er an folgenden Parameter messen:
Gesicherte Nahversorgung elementar für Dorfentwicklung in Langscheid
Erstens sei ein Anstieg der Bewohnerinnen und Bewohner im Alter von 30 bis 50 Jahren wichtig. Dafür brauche es eine gesicherte Nahversorgung sowie Angebote für Familien wie Kita, Schule oder Arbeit.
Zweitens sollte man mit Blick auf den demografischen Wandel weniger Baugebiete in den Dörfern ausschreiben, sondern den künftigen Leerstand sinnvoll nutzen.
Drittens müsse man die Vereinsarbeit stärker fördern, um dem Mitgliederschwund entgegenzuwirken.
Und viertens dürfe der Zustand von öffentlichen Gebäuden wie Schützenhalle oder Kirche nicht verkommen. Ein Selbstläufer, das weiß auch Klaus Rainer Willeke, wird das nicht.