Sundern. Aufräumarbeiten in Sunderns Fußgängerzone. Dank der Feuerwehr gilt THW-Helfern und drei Löschzügen aus Medebach und Olsberg.

Aufatmen im Stadtgebiet: „Die Lage hat sich deutlich entspannt“, erklärte Jürgen Voss am Donnerstagmittag im Rathaus.

Gemeinsam mit seinem Kollegen Elmar Müller informierte der Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Sundern während einer von Klaus Rainer Willeke anberaumten Pressekonferenz über die Situation nach fast 36 Stunden Starkregen und daraus resultierenden Über­flutungen.

„36 Stunden, die wir alle so noch nie erlebt haben“, sagte Bürgermeister Willeke, der sich gemeinsam mit der neuen Beigeordneten Jaqueline Bila am Morgen ein erstes Bild der Lage gemacht hatte – in Sunderns Fußgängerzone, wo Feuerwehr und THW auch mittags noch kräftig Wasser abpumpten… Nachmittags besuchte das Duo dann noch die ebenfalls schwer betroffenen Ortsteile Recklinghausen und Hachen.

Außergewöhnliche Situation

Von einer außergewöhnlichen Situation sprach auch Jürgen Voss, der sich gemeinsam mit seinen Feuerwehrkameraden bereits seit Dienstagmorgen gegen Tief „Bernd“ zur Wehr setzen musste… „Am Mittwoch gab es dann zunächst eine Pause“, so der Wehrsprecher, „aber ab 14 Uhr war es dann, als ob jemand einen Schalter umgelegt hätte.“ Einsatz für Einsatz lief auf, der Drucker, der diese „ausspuckt“, stand bis kurz vor Mitternacht nicht mehr still…

Das Hochwasser in Hachen wird mit allen Mitteln bekämpft. Vor der Provinzial-Agentur in der Hachener Straße sind Sandsäcke befüllt und platziert worden. Auch Versicherer müssen sich versichern.
Das Hochwasser in Hachen wird mit allen Mitteln bekämpft. Vor der Provinzial-Agentur in der Hachener Straße sind Sandsäcke befüllt und platziert worden. Auch Versicherer müssen sich versichern. © WP Sundern | Matthias Schäfer

250 Hilferufe erreichten die Einsatzzentrale in der Settmecke bis in die späten Nachtstunden, am nächsten Tag kamen noch einmal 100 hinzu, die zuvor einfach nicht abgearbeitet werden konnten. „Wo es keinen Sinn machte, mussten wir Einsatzstellen zunächst aufgeben“, so Voss. Für Anwohner nicht leicht – aber unvermeidlich. Die Wehr setzte Prioritäten, u.a. galt es, zu einem Galvanikbetrieb im „Schweinsohl“ und zu zwei Kellerbränden (!) auszurücken. „Kurzschluss – und dann fand sich trotz Wassereinbruch noch Brennbares“, erklärt Elmar Müller dazu.

Dank an zahlreiche Helfer

Großer Dank der heimischen Wehr geht an das Technische Hilfswerk – sowohl an Kräfte aus Arnsberg als auch an eine Gruppe mit Hochleistungspumpen, die aus Ostwestfalen anrückte – und an benachbarte Wehren: Zwei Löschzüge aus Medebach und einer aus Olsberg standen den Sundernern zur Seite, vor allem in der Nacht zum Donnerstag, als die heimischen Blauröcke erschöpft eine Pause einlegen mussten. Zahlreiche weitere Helfer standen parat: DRK-Kräfte sorgten für Verpflegung, die Firma Hilgenroth tankte Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr auf. Am Donnerstagmorgen ging der Einsatz dann weiter, inzwischen hatten jedoch schon viele Bürgerinnen und Bürger auch selbst die Initiative ergriffen – pumpten ab und räumten auf. Brenzlig wurde es gegen 10 Uhr noch einmal in Hachen – eine Gasleitung an der Röhr war beschädigt. Die Polizei sperrte die B 229 und evakuierte einige Anwohner, Mitarbeiter von Thyssengas und Westnetz waren schnell vor Ort und entschärften die Lage.

In der Fußgängerzone sind auch am frühen Nachmittag noch zahlreiche Kräfte von Feuerwehr und THW vor Ort und räumen auf.
In der Fußgängerzone sind auch am frühen Nachmittag noch zahlreiche Kräfte von Feuerwehr und THW vor Ort und räumen auf. © WP | Torsten Koch

Die lokalen Versorger brachten sich vorbildlich ein; auch der Ruhrverband: „Die wissen, was sie tun“, so Jürgen Voss zu in Hachen kursierenden Gerüchten, der Talsperrenbetreiber habe zu viel Wasser aus dem Sorpesee abgelassen und die Lage damit verschärft.

Tiefster Punkt in der Stadt

Nach dem Aufräumen in der Innenstadt rückten am Nachmittag immer mehr Einsatzkräfte ab in Richtung Hachen. „Tiefster Punkt in der Stadt – und unsere letzte Baustelle“, so Voss, der am Mittag zunächst davon ausging, der gesamte Einsatz könne gegen 18 Uhr abgeschlossen sein – und nicht von einem weiteren Starkregenereignis ausging. Erfreulich – niemand wurde verletzt oder verlor gar sein Leben. Angesichts der Wassermassen fast ein kleines Wunder, auf das man aufbauen kann. Bis die genauen Schadenssummen ermittelt sind, werden noch Tage, vielleicht sogar Wochen vergehen – viel Arbeit für die Versicherer...

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