Amecke. Dr. Fabian Mörtl vom Büro für Landschaftsplanung Mestermann in der Felderfassung für Artenschutz-Gutachten zum Amecker Ferienpark-Gelände
Der Arbeitstag von Fabian Mörtl beginnt an diesem kalten Donnerstagmorgen um kurz nach sechs Uhr. Aus dem Konzert der Vogelstimmen auf dem Areal des geplanten Ferienparks Amecke hören die geschulten Ohren des promovierten Biologen einzelne Arten heraus. Er arbeitet für das Hirschberger Büro Mestermann und im Auftrag der Stadt Sundern an Kartierung und Analyse für ein Artenschutzgutachten. „Es ist wichtig, den Gesang zu hören“, sagt er. Und das geht am besten früh am Morgen.
Von den störenden politischen Nebengeräuschen rund um die Fläche, den 350-Häuser-Plänen des Investors Helma und vom kürzlichen Verkaufsangebot an die Stadt Sundern für einen Verkaufspreis von sechs Millionen Euro (wir berichteten) hat der Biologe noch nichts gehört. „Ist das Thema hier so brisant?“, fragt er und ergänzt sofort, dass er sich bewusst vorher nicht mit diesen Vorgeschichten befasse. Zunächst müsse und wolle er unbeeinflusst die Artenvielfalt checken.
Vorliebe für Brutvögel und Eulen
Dr. Fabian Mörtl ist promovierter Biologe und Umweltplaner beim Büro für Landschaftsplanung Bertram Mestermann in Warstein-Hirschberg.
Der 33-Jährige ist im Ruhrgebiet groß geworden, lebt seit 2019 aber in Schmallenberg.
Sein Spezialgebiet sind Brutvögel, doch nimmt er bei seinen Felderfassungen alle planungsrelevanten und auch andere Arten in den Blick. Besonders gerne beobachtet er Eulen. „Außer Wölfen habe ich hier in den Wäldern eigentlich schon alles gesehen“, sagt er.
Seit Januar sind er und Kollegen des Büros schon auf der Fläche unterwegs. Insbesondere Horste und Aktivitäten der Brutvögel seien noch gut zu sehen, solange das bald sprießende Laub noch nicht die Sicht versperre. „Jetzt beginnt aber die heiße Phase“, sagt Dr. Fabian Mörtl.
Die Brutsaison beginnt, die ersten Zugvögel kehren zurück, und sogar die ersten Amphibien haben sich in der vergangenen Woche – angesichts des neuerlichen Wintereinbruchs etwas vorschnell – auf den Weg zu ihren Laichplätzen gemacht. Jede Art hat ihre Arbeitszeiten: Während die Brutvögel am Morgen am besten zu kartieren sind, beobachtet der Biologe Amphibien, Eulen oder Fledermäuse besser in der Dämmerung und am Abend. „Das sind halt die Unregelmäßigkeiten“, sagt Fabian Mörtl, „dafür habe ich aber den besten Job der Welt“.
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Abwechslungsreicher Lebensraum
Mit dem Ferienparkgelände hat er sich vorher lediglich aus ökologischer Sicht auseinandergesetzt. „Man macht sich vorher ein Bild von der Fläche“, erzählt er. Abgeholzter Wald, Birkenwuchs, Wiesenflächen, Gehölze und alter Laubwald. „Das ist ein abwechslungsreicher Lebensraum“, so Fabian Mörtl.
Der nahe See spiele nur indirekt eine Rolle, weil einige Fledermaus-Arten das Wasser zur Jagd und umgekehrt Wasservögel das Ferienparkareal als Fressplatz nutzen. Geschaut wird auch auf frühere Arten-Kartierungen. Die beim Landesumweltamt vorliegenden Werte für das Ferienpark-Areal und die Region stammen aber aus dem Jahr 2000. Es gilt also, eine komplett neue Erfassung vorzunehmen. Dabei wird der Hauptblick auf die sogenannten „planungsrelevanten Arten“ gelegt. Hier wird auch quantitativ kartiert, während es bei typischen Standort-Tieren einfach nur um die Feststellung des Vorkommens geht. In den Fokus genommen wird dabei nicht allein die Ferienparkfläche, sondern auch eine umliegende Pufferzone. „Tiere interessieren sich ja nicht für Grundstücksgrenzen“, so Dr. Mörtl.
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Noch bis Ende August aktiv
Bis Ende August, so schätzt der Biologe, werde die bewertungslose Kartierung noch laufen, ehe ein artenschutzrechtlicher Fachbeitrag verfasst werde. „Das Gutachten beschreibt dann, welche Konflikte es bei einer Maßnahme geben könnte“, erklärt Dr. Fabian Mörtl.
Bislang hat der Biologe bei seinen Besuchen in Amecke noch „nichts Überraschendes“ festgestellt. „Das ist bisher eher unspektakulär“, sagt er. Auffällig sei eine hohe Anzahl an Singvögeln. Mit seinem Fernglas, guten Ohren, einem Ultraschalldetektor und einer Wärmebildkamera wird Dr. Fabian Mörtl noch eine Weile in Amecke zu Fuß unterwegs sein. „Gute Beine braucht man auch“, sagt er, „bei so einer Artenschutzanalyse ist der Winterspeck spätestens im Mai weg.“