Arnsberg/Sundern. Landgericht: Fünf der sechs größtenteils aus Sundern stammenden Angeklagten im „Drogenbanden-Prozess“ räumen Vorwurf der Staatsanwaltschaft ein.

Der vierte Prozesstag vor der 2. Großen Strafkammer beim Landgericht Arnsberg war ausgefüllt mit den Stellungnahmen zu den Tatvorwürfen und zu den persönlichen Umständen der sechs Angeklagten des Drogenbanden-Prozesses.

Drei Beschuldigte in U-Haft

Die Staatsanwältin wirft den Männern, größtenteils aus Sundern, im Alter zwischen 27 und 36 Jahren bandenmäßiges Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge vor. Drei der sechs Angeschuldigten – die Haupttäter - sitzen in Untersuchungshaft. Nach einer Telefonüberwachung durch die Polizei und der Festnahme eines der Haupttäter erfolgten Wohnungsdurchsuchungen der übrigen Tatverdächtigen. Man fand größere Mengen verschiedenster Betäubungsmittel, Messer, Schusswaffen, Feuerwerkskörper, eine Feinwaage und Mobiltelefone.

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Nach einem Rechtsgespräch am Ende des ersten Verhandlungstages unterbreitete die Vorsitzende Richterin den Angeklagten einen Verständigungsvorschlag. Sie stellte für die einzelnen Angeklagten bestimmte Strafhöhen in Aussicht, die bei einem umfassenden Geständnis Höchstgrenzen nicht überschreiten würden. Daraufhin räumten am nächsten Verhandlungstag fünf der Angeklagten den Vorwurf der Staatsanwaltschaft ein. Einer war damit nicht einverstanden, weil er kein Bandenmitglied gewesen sei.

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Dealer-Geschäfte

Über die Stellungnahme eines der Haupttäter wurde in der Westfalenpost bereits berichtet. Auch der zweite Angeklagte, der sich in Untersuchungshaft befindet, berichtete, dass er unter anderen in Dortmund größere Mengen Drogen gekauft und diese selbst, aber meist über andere, hier Mitangeklagte, gewinnbringend weiter verkauft habe. Er habe sich als Dealer betätigt und zu solchen Kontakt gesucht und diesen auch gefunden. Bei einer Polizeikontrolle fand man auch Amphetaminöl, das der Angeklagte versucht haben soll, vor der Polizei auszugießen, um Beweismittel zu vernichten. Das bestritt der Angeklagte und gab an, er habe die Flasche mit dem Öl in der Hand gehalten, als ein Polizist sie ihm wegnehmen wollte. Dabei habe er von der Flüssigkeit etwas ins Gesicht bekommen und die Flasche sei hingefallen. Daraufhin habe er sich auf den Boden geworfen.

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Neben dem Amphetaminöl hatten die Beamten ein Messer gefunden. Die Polizei habe ihn beschimpft und im Gewahrsam mit dem Kopf gegen die Wand geschlagen.

Tränen vor Gericht

In weiteren Stellungnahmen der Angeklagten, die von ihren Verteidigern verlesen wurden, hieß es: „Ich räume alles ein. Damals ist alles um mich herum zusammengebrochen, werde eine Therapie machen.“ Er wolle dem Gericht alle Fragen beantworten, sei aber momentan dazu emotional nicht in der Lage. Er weinte ins Taschentuch. Ein weiterer Haupttäter, der ein Geständnis abgelegt hatte, sagte: „Meine Drogensucht hat alles kaputt gemacht, schäme mich sehr, auch darüber, was ich meiner Familie angetan habe.“ Drei der sechs Angeklagten hatten nach ihrer Darstellung lediglich für die Haupttäter Drogen gebunkert und diese nur flüchtig gekannt. Sie sahen sich auf keinen Fall als Bandenmitglieder. Ansonsten räumten alle ihre Beteiligung ein. Ob sich der Vorwurf des bandenmäßigen Handeltreiben mit Drogen halten lässt, wird die weitere Beweisaufnahme ergeben.