Arnsberg/Hövel. . Das Unfallgeschehen am 1. August 2018 wurde im dritten Tag des Raserprozesses in Arnsberg genau analysiert – auch die Zeugenaussagen.

Die brennende Frage auf den Zuschauerbänken im Landgericht lautet am dritten Verhandlungstag im Raserprozess: Wie würde ich als Zeuge eine Wahrnehmung von Sekundenbruchteilen erinnern? Die neun Zeugen, die im Verfahren gegen einen 42- und 58-Jährigen geladen sind, sehen sich dabei bohrenden Fragen der Verteidiger ausgesetzt, die minutiös Maße, Zeiten und Abläufe wissen wollen. Das gipfelt um kurz nach 15 Uhr in einem Befangenheitsantrag gegen den Dekra-Gutachter Maximilian Runkel aus Dortmund.

Selbst in Gefahr geraten

In der Summe bestätigen die Zeugen, dass sich am Abend des 1. August

Gab es im Porsche eine Beifahrerin?

Der Prozess wird mit dem vierten Verhandlungstag am kommenden Mittwoch, 5. Juni, fortgesetzt.

Der Gutachter, gegen den ein Befangenheitsantrag seitens der Verteidigung des 58-jährigen Porsche-Fahrers gestellt wurde, soll bis zum Mittwoch eine Stellungnahme bei Gericht abgeben.

Erstmals im Verlauf des Prozesses hat ein Zeuge eine Frau als Beifahrerin ins Spiel gebracht: Er stand an der Höveler Kreisstraße und sah auf dem Beifahrersitz des Porsche eine Frau um die 40 Jahre mit schulterlangen dunklen Haaren.

2018 ein Audi und ein Porsche auf der total schlechten Wegstrecke der L 744 ein „Duell“ lieferten, so schildert ein Zeuge seine Wahrnehmung. Selbst in Gefahr geriet das Ehepaar, das aus Kirchlinde über die K1 nach Estinghausen wollte. Da der 52-jährige Fahrer vorsichtig war, blieb er etwa drei Meter vor der Halteline am Stopschild stehen. Kurz darauf „rauschten“ der Audi und der Porsche auf gleicher Höhe vorbei. „Der Audi war etwas davor“, so seine Ehefrau.

Er hätte uns gerammt

In Höhe der Kreuzung hätte der Porsche sicherlich ihr Fahrzeug gerammt, hätte es an der Haltelinie gestanden. Der Audi sei dort links gefahren, habe Gas gegeben und sei vor der darauf folgenden Linkskurve kurz vor dem Porsche eingeschert. Dadurch sei dieser beim Bremsvorgang ins Schlingern gekommen: „Dann fuhren sie Stoßstange an Stoßstange weiter.“

Bohrende Fragen an Zeugen

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Auch beim nächsten Zeugen, der die B 229 in Richtung Hövel befuhr, bohren Cramer und Kirschbaum nach: Wie groß war der Abstand? Wer saß im Auto? Wie sah das Kennzeichen aus? Doch die Momentaufnahme ist für die Zeugen nur schwer zu sezieren. Ihre Wahrnehmung zu den Insassen und auch zur Farbe der Wagen schwankt: „Ich dachte, es wäre ein dunkler Porsche“, sagt der 46-jährige Hemeraner, der die Autos in Hövel von der Land- auf die Bundesstraße abbiegen sah.

Zeuge sah silbernen Porsche

Ein anderer Zeuge, ein gelernter Kfz-Mechatroniker aus Iserlohn, der hinter dem Unfall an der Kreisgrenze zu stehen kam, ist sich sicher, dass der Porsche silber war, seine Freundin ebenfalls, sie hat ein „flaches Auto“ gesehen. In dieser Frage wird vermutlich der Fahrer eines Blitzerwagens aus dem MK Auskunft geben können, denn er hatte eingangs Beckum einen Porsche geblitzt: Danach war die Straße blockiert und er meldet sich an der Unfallstelle.

Fast zeitgleich um die Kurve

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Auch für die Opfer wird es wieder sehr dramatisch, als ein Brüderpaar (25 und 26 ) aus Menden den Unfall aus ihrer Perspektive schildert. Beide sind sich sicher, dass das, was sie als Überholmanöver des Audis zu erkennen glaubten „niemals gut gehen würde“. Der 25-jährige Beifahrer des Honda erkannte ein plötzliches Aus- und sofortiges Wiedereinscheren des Audi, danach ein Schlingern: „Er hat zurückgezogen, da er den VW Golf aus unserer Richtung kommen sah.“ Auch der Fahrer hat den Unfall ebenfalls kommen sehen. Beim ersten Erkennen seien die Fahrzeuge dicht hintereinander gewesen. Das bestätigt auch ein Beifahrer, der sich vermutlich im dritten Fahrzeug hinter dem Golf befand: „Sie kamen fast zeitgleich um die Kurve am Abzweig Sorpesee“, beschreibt er die Situation.