Siegerland. Beim Heimat-Check kommt die Siegerländer Gastronomie bei den Teilnehmern nur mittelmäßig weg. Doch worauf kommt es eigentlich an?
Dass etwas Geschmacksache sei, wird häufig behauptet. Wo könnte das wahrer sein, als in dem Bereich, aus dem diese Bezeichnung ursprünglich stammt und in dem es auch wirklich auf den Geschmack ankommt: Der Gastronomie. Über Geschmack lässt sich zwar bekanntlich nicht streiten, doch im Heimat-Check haben unsere Leserinnen und Leser abgestimmt, wie es ihnen in ihrer Kommune schmeckt. Aber woran liegt es? Ein Erklärungsversuch.
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Siegen hat breite Auswahl an Gastronomie
Auf die Ausgewogenheit komme es an, betrachtet man das gastronomische Angebot einer Kommune als Ganzes, sagt Christoph Dücker, Inhaber und Gründer von Gastroguide Siegen, einem regionalen Gastronomieführer für den Kreis Siegen-Wittgenstein. Über 280 Einträge hat Dücker auf seinem Portal, er pflegt den Kontakt zu vielen Gastronomen der Region. Der Gast müsse die Wahl zwischen vielen verschiedenen Gastronomie-Angeboten haben – „ob es die ‚einfache‘ Gastwirtschaft für einen geselligen Abend ist, der Imbiss für was ‚Schnelles zwischendurch‘ oder die gehobene Küche für eine Familien- oder Firmenfeier.“
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Die sei in Großstädten natürlich einfacher. Siegen zum Beispiel habe eine breite Auswahl an gastronomischen Angeboten. Schwieriger sei es in kleineren Kommunen. „Je kleiner die Gemeinde, desto kleiner natürlich das Angebot“. Auch bei einer kleineren Auswahl „kann die Qualität überragend sein“, fügt Dücker hinzu. „Im Idealfall findet man eine vielfältige Gastronomie mit hoher Qualität vor.“ Wobei Qualität natürlich Geschmackssache sei.
Gastronomie 2020: Corona überleben
Auf die Vielfalt und die bunte Mischung komme es an, findet auch Thorsten Hellwig, Pressesprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Nordrhein-Westfalen. „Ein gutes gastronomisches Angebot zeichnet sich dadurch aus, dass die, die ausgehen wollen, etwas Passendes finden“. Er hat dabei jedoch auch die Zahlen im Blick – vor allem angesichts der aktuellen Krise, die den Gastronomiesektor besonders getroffen hat.
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16,5 Milliarden Euro Jahresumsatz macht das Gastgewerbe in NRW nach Angaben des Dehoga. 401.000 Beschäftigte und 10.203 Auszubildende arbeiten in diesem Sektor. „Das ist keine Folklore, das sind Wirtschaftsbetriebe“, sagt Hellwig. Es müsse nicht überall alles geben, vielmehr müsse das Angebot die jeweilige Nachfrage vor Ort bedienen. Die ganze Bundesrepublik zeichne sich insgesamt jedoch durch ein buntes und vielfältiges Angebot aus, sagt Hellwig. Damit diese Struktur erhalten werden könne, sei staatliche Hilfe unbedingt nötig. „Der Trend für 2020 ist, Corona zu überleben“, sagt er.
Vegane Angebote finden im Siegerland mehr Beachtung
Bei einzelnen Restaurants komme es zunächst auf die Qualität der Speisen an, sagt Christoph Dücker. „Das sollte auch für jeden Gastronomen das höchste Ziel sein.“ Der Trend gehe dabei zum „bewussteren Essen“. Neben dem Geschmack würden die Gäste vermehrt auf die Herkunft der Zutaten legen. „Wo wurde der Fisch gefangen? Mit welcher Fangmethode? Wo kommt das Stück Fleisch her, welches nun auf meinem Teller als leckeres Filetsteak liegt?“
Auch vegetarische und vegane Angebote fänden mehr und mehr Beachtung – auch im Siegerland. Dazu komme der „Wohlfühleffekt“, das Ambiente müsse stimmen. „So dass man nach dem Essen gerne noch etwas länger bei einem guten Wein oder kühlen Bier verweilt, oder sich noch einen Kaffee und ein leckeres Dessert gönnt.“
Gastronomie im Siegerland entwickelt sich
Warum Hilchenbach so gut und Netphen so schlecht abschneidet, findet Dücker, der heute in Siegen und früher in Netphen wohnte, schwer zu sagen. „Ein Grund könnte aber sein, dass Hilchenbach einen Teil seiner Gastronomie direkt im Ortskern angesiedelt hat“, vermutet er. Für Netphen wünsche er sich gerade für den Ortskern mehr Gastronomie. „In den verschiedenen Ortsteilen kann Netphen aber auch wieder mit Hilchenbach mithalten.“
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Insgesamt habe sich die Gastronomie im Siegerland in den letzten Jahren weiterentwickelt. „Neue Sachen auszuprobieren, zu entdecken, zu schmecken“, das mache die Gastronomie aus. Der Siegerländer habe sich in dieser Hinsicht bereits geöffnet, es sei aber durchaus noch Luft nach oben. „Wir haben viele tolle Restaurants und vor allem Gastronomen im Siegerland“, sagt Christoph Dücker und appelliert an alle potenziellen Gäste: „Seien Sie offen für Neues.“
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