Siegerland. Die Einkaufsmöglichkeiten im Siegerland schneiden bei den Teilnehmern am Heimat-Check gut ab. Doch worauf kommt es eigentlich an?
Auf eine „bunte Mischung“ komme es beim Einkaufsangebot einer Kommune an, sagt Marco Butz, Leiter des Referats für Einzelhandel bei der IHK Siegen. Mit den lokalen Händlern arbeitet die Industrie- und Handelskammer daran, attraktive und somit erfolgreiche Shopping-Möglichkeiten für die Menschen im Siegerland anzubieten. Der Heimat-Check zeigt, dass sich die Kommunen insgesamt auf einem guten Weg befinden. Auf drei Elemente kommt es nach den Erfahrungen von Marco Butz besonders an.
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Siegerländer Händler können mit Beratung punkten
„Man braucht einen oder mehrere Magneten, ohne die geht es nicht“. Wenn die einmal da seien, käme der Rest – fast – von alleine. Solche Magneten könnten beispielsweise große Lebensmittelgeschäfte sein. Wichtig sei vor allem das Angebot an frischen Waren, die Konsumenten kauften heute eher öfter und zielgerichteter ein. „Die Zeiten, in denen sich die Leute einmal in der Woche den Kofferraum voll gemacht haben, sind vorbei“, so Butz.
Das Aufenthaltsqualität insgesamt sei ebenfalls wichtig für die Zufriedenheit der Kunden, sagt Ann Katrin Hentschel, Mitarbeiterin für den Einzelhandel bei der IHK Siegen. Dazu trügen beispielsweise gute Cafés und Restaurant bei. „Die Gastronomie ist wichtig“, sagt Henschel, das habe auch die aktuelle Krise gezeigt. Faktoren wie ausreichende Parkplätze seien zwar auch wichtig, so Henschel, „die machen ein Zentrum aber nicht lebendiger“.
Ein weiterer entscheidender Faktor sei die Beratung – und hier könne sich gerade der örtliche Einzelhandel hervortun. „Der lokale Handel ist exklusiv“, sagt Henschel. Diesen Faktor stellt die IHK bei ihrer Aktion „Heimat shoppen“ 2020 besonders in den Vordergrund. Vom 11. bis 19 September, länger als üblich, findet die Aktionswoche in diesem Jahr statt, Händler sollen die Möglichkeit bekommen, ihre Beratungskompetenz zu unterstreichen. Modegeschäfte könnten beispielsweise ein Styling anbieten, Baumärkte eine Dekoberatung, stellt sich Butz vor.
Um all diese Dinge umzusetzen, sei vor allem eine aktive Werbegemeinschaft entscheidend, sagt Marco Butz. Kommunen müssten die Händler vor allem unterstützen, zum Beispiel indem sie ihnen die Möglichkeit bieten, sich im Netz zu präsentieren. Dabei ginge es nicht darum, großen Onlinehändlern durch eigene Webshops Konkurrenz zu machen, sondern um die Sichtbarkeit.
Attraktives Einkaufserlebnis in Neunkirchen
Die Gemeinde belegt beim Heimat-Check den ersten Platz – und viele der von Butz genannten Erfolgsfaktoren finden sich in Neunkirchen wieder. „Neunkirchen hat ein sehr vielseitiges Einkaufssortiment“, sagt Sylvia Heinz, zuständig für die Wirtschaftsförderung. Es gäbe viele Fachgeschäfte, auch für etwas ausgefallenere Wünsche, wie etwa ein Musikhaus. Auch im Bereich Lebensmittel sei Neunkirchen gut aufgestellt. „Diese Mischung an Einzelhandel, im Zentrum fokussiert, mit kurzen Wegen und ausreichend Parkplätzen, erzeugt sicherlich ein attraktives Einkaufserlebnis“.
Die größte Stärke sieht Heinz allerdings woanders: „Das Besondere ist aber sicherlich die absolut erstklassige Beratung“, sagt sie. Für Händler in Neunkirchen bietet die Gemeinde – in Kooperation mit dem örtlichen Einzelhandelszusammenschluss „ProKunde“ – Seminare an, um die Qualität sicherzustellen.
Die Händler können sich in „Verkaufsphilosophie“ und „Der Verkaufsabschluss“ weiterbilden, für junge Verkäufer und Auszubildende gibt es ein Knigge-Seminar. Auch zum Thema „Social-Media & Online-Dienste“, ein Bereich in dem Heinz noch Verbesserungspotenzial für Neunkirchen sieht, gibt es ein Seminar. Bis auf das Knigge-Training sind diese Angebote für die Einzelhändler kostenlos. Aktuell rüstet die Gemeinde Neunkirchen die Ortsmitte mit W-Lan aus, dass für die Bürger kostenlos ist. Auch die Infrastruktur für die vielen Fahrradnutzer soll weiter ausgebaut werden.
Luft nach oben in Hilchenbach
Nachholbedarf bei den Einkaufsmöglichkeiten gibt es in Hilchenbach, und das scheint den Verantwortlichen auch bewusst zu sein. „Dass es an einer gewissen Vielfalt an Einkaufsangeboten in Hilchenbach mangelt und diese der Bevölkerung andererseits besonders wichtig sind, ist der Stadtverwaltung durchaus bewusst“, sagt Wirtschaftsförderer Kyrillos Kaioglidis.
Um die Situation zu verbessern, sei die Zusammenarbeit mit allen Akteuren wichtig, also mit Anwohnern und Händlern, aber auch mit Gastronomen und Eigentümern. Die Aufenthaltsqualität und damit die Verweildauer zu erhöhen, sieht Kaioglidis als zentralen Stellschraube. „Mit der aktuell angedachten Umgestaltung des Hilchenbacher Marktplatzes soll genau hieran gearbeitet werden“, so Kaioglidis. Als großen Pluspunkt in Hilchenbach sieht er die „hervorragende ortsansässigen Gastronomie“, die zum Beispiel durch ein von vielen gewünschtes Café am Markt noch weiter ausgebaut werden könnte.
Das sieht auch Marco Butz so, der der Stadt Mut macht. Der Hilchenbacher Marktplatz sei ein „einmaliges Ensemble“. In Anbetracht des besonderen Ambiente, der guten Gastronomie und der Kaufkraft in Hilchenbach sieht er großes Potenzial: „Da lässt sich was machen“.
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