Siegen. . Nichts weniger als den Verkehr in Siegens Innenstadt revolutionieren, wollen Wolfgang Keller und Uwe Latsch. Das Zauberwort: Carsharing. Mit Stationen für fünf bis sechs Autos könnten Bürger in der Innenstadt künftig bequem von A nach B kommen – für kurze Strecken oder längere Ausflüge.

„Dieser Markt ist mit einer exponentiellen Steigerung in Bewegung“, sagt Wolfgang Keller vom gleichnamigen Autohaus. Gelegenheit, solche Sätze zu sagen, hatte er auf der Konferenz für Elektromobilität oder „eMobility“. Was Keller meint, ist der Markt für das sogenannte Carsharing – also ein gemietetes Auto mit anderen zu teilen.

Wenn es nach ihm und Uwe Latsch von der Dreis-Tiefenbacher Firma Invers geht, ist das ein Weg, um den Verkehr in der Siegener Innenstadt ins Rollen zu bringen. In einem Radius von 500 Metern etwa um das Parkhaus Markt in der Oberstadt hoffen sie auf eine aufgeschlossene Klientel. „In diesem Kreis besteht ein hohes Potenzial.“

Das Prinzip ist simpel: Kunden reservieren ein Fahrzeug und entriegeln das Auto an der Abstellstation mit einer speziellen magnetischen Karte. Mit einem Pincode lässt sich der Zündschlüssel freigeben. „Einfach buchen, hin und losfahren“, fasst Keller zusammen.

Der Vorteil: „Ein Carsharing-Fahrzeug ersetzt bis zu acht Pkw“, rechnet Keller vor. Je mehr Menschen auf ein eigenes Auto verzichten und stattdessen auf das Angebot zurückgreifen, desto leerer die Straßen in der Innenstadt. „Man müsste weniger Parkplätze zur Verfügung stellen.“

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Auch die Verwaltung könnte der Wechsel finanziell entlasten. Wochentags könnten die Behörden die Fahrzeuge für Dienstfahrten nutzen. An den Wochenenden und am Feierabend stünden sie dann den Bürgern zur Verfügung. Mit diesem System habe die Stadt Münster einen hohen sechsstelligen Betrag einsparen können, argumentiert Keller.

Auch für die Kunden sehen die Unternehmer die Vorteile: Je nach Anbieter variieren die Preise für eine Fahrtstrecke von zehn Kilometern zwischen 4,10 und 5,20 Euro. „Dafür haben Sie keinerlei Anschaffungs- oder Fixkosten. Alle Fragen wie ,Müssen noch Winterreifen drauf?’ obliegen dem Anbieter.“

Bundesweit wachsen Carsharing-Geschäftsmodelle rasant 

Bundesweit wachsen Carsharing-Geschäftsmodelle rasant. Seit 2011 ist die Zahl von Fahrzeugen von 5500 auf 15 W000 gestiegen. An Siegen fährt der Boom bislang allerdings vorbei. „Wir sind heute Weltmarktführer in der Carsharing-Technologie“, sagt Invers-Geschäftsführer Latsch selbstbewusst. Sein Unternehmen stellt die Module für Carsharing-Anbieter her. Heute operiert es auch in Kanada und Singapur. „Wir liefern überall hin. Nur nicht nach Siegen.“

Ein Tesla S beim Carsharing

Elegant und ziemlich teuer: Das Carsharing-Projekt Ruhrauto E hat jetzt...
Elegant und ziemlich teuer: Das Carsharing-Projekt Ruhrauto E hat jetzt... © WAZ Fotopool
...als erster Anbieter in Deutschland einen Tesla S im Bestand...
...als erster Anbieter in Deutschland einen Tesla S im Bestand... © WAZ Fotopool
Der Tesla S gilt als teuerstes Elektroauto der Welt.
Der Tesla S gilt als teuerstes Elektroauto der Welt. © WAZ Fotopool
Wer ihn sich mal leihen möchte...
Wer ihn sich mal leihen möchte... © WAZ Fotopool
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... "tesla-tauglich" sein; was das ist, entscheidet der Vermieter Ruhrauto E. © WAZ Fotopool
Prof. Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Essen-Duisburg hat Ruhrauto E mit ins Leben gerufen.
Prof. Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Essen-Duisburg hat Ruhrauto E mit ins Leben gerufen. © WAZ Fotopool
...Klar, dass Dudenhöffer es sich bei der Vorstellung nicht hat nehmen lassen, mit dem Tesla zu posieren.
...Klar, dass Dudenhöffer es sich bei der Vorstellung nicht hat nehmen lassen, mit dem Tesla zu posieren. © WAZ Fotopool
Ansonsten hat Ruhrauto E auch Modell von Nissan und Opel zu bieten. Aber das ist natürlich längst nicht so cool, wie der Blick...
Ansonsten hat Ruhrauto E auch Modell von Nissan und Opel zu bieten. Aber das ist natürlich längst nicht so cool, wie der Blick... © WAZ Fotopool
...auf ein Tesla-Armaturenbrett (ein ziemlich altmodischer Ausdruck)...
...auf ein Tesla-Armaturenbrett (ein ziemlich altmodischer Ausdruck)... © WAZ Fotopool
Wer diesen Anblick
Wer diesen Anblick "in echt" haben möchte, muss knapp 180 Euro für einen Tag im Tesla bezahlen. © WAZ Fotopool
Neu kostet so ein Tesla übrigens 97.000 Euro.
Neu kostet so ein Tesla übrigens 97.000 Euro. © WAZ Fotopool
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Der Grund: „Die klassischen Carsharing-Städte wie Karlsruhe sind uns voraus. Siegen ist eine sehr Auto-affine Stadt“, findet Latsch. Einerseits meint er damit „die schlechte Radwegeinfrastruktur“. Andererseits „gibt es sehr lange Fahrwege mit dem ÖPNV aufgrund der Topographie.“ Wer das Zentrum Siegen mit Bussen ansteuert, müsse sich Zeit für die Tour über die Dörfer nehmen.

Fürs Umland ist Carsharing eher ungeeignet

Genau deshalb „hat fast jeder schon ein Auto. Man hat nur wenige Möglichkeiten, sich anders fortzubewegen.“ Das engt das Marktpotenzial ein. Die Klientel im Umland sei aber ohnehin nicht anzusprechen, kalkulieren Keller und Latsch. Berufspendlern, die das gemietete Fahrzeug erst am Abend wieder zurückbrächten, würde auch die Zeit in Rechnung gestellt, in der das Fahrzeug ungenutzt stehen bleibt.