Siegen. Der Platzmangel an der Uni Siegen bringt außergewöhnliche Planungen mit sich: Ab Ende 2015 verlagert die Hochschule Hörsäle in einen Teil des Karstadt-Gebäudes in Siegen. Dieses Vorhaben soll außerdem Karstadt langfristig in Siegen halten.
Ein Teil des Karstadt-Gebäudes in Siegen wird Ende 2015 zum Campus der Uni Siegen. Das geht aus Planungen hervor, die am 28. August in einer Sondersitzung des Rats diskutiert werden. Damit bestätigt die Stadtverwaltung einen Exklusivbericht in dieser Zeitung von Anfang Juli. Der Rat soll Bürgermeister Steffen Mues ermächtigen, die Pläne voran zu treiben.
Vor der Karstadt-Fassade Richtung Schlossplatz soll demnach ein Vorbau in fast gleicher Höhe und einer Tiefe von etwa. 7,80 Meter errichtet werden. Im Obergeschoss sind zwei Hörsäle mit mindestens 300 Plätzen und Nebenräumen geplant. Im Erdgeschoss soll ein Bistro mit 100 Plätzen entstehen.
Die Hörsäle im Obergeschoss werden teilweise im Bestand des Karstadt-Kaufhauses und teilweise im neuen Anbau liegen, heißt es im Verwaltungstext. Das Bistro-Café soll nur im Anbau liegen. Karstadt wird mit seiner Tochterfirma Le Buffet neben der vorhandenen Gastronomie im Obergeschoss auch dieses Bistro-Café betreiben. Das gastronomische Angebot soll sich in Ergänzung zum vorhandenen Restaurant vor allem an die künftigen Studenten richten. Vorgesehen ist auch eine Außenbewirtung auf dem Schlossplatz. Die Planung ist laut Verwaltung mit der Firma Karstadt abgestimmt und werde „ausdrücklich begrüßt.“
Kein Neubau am alten Krankenhaus
Ursprünglich war vorgesehen, im Hof des Kreisklinikums das Gebäude der Isolierstation abzubrechen und dort ein Hörsaalgebäude mit zwei Hörsälen zu errichten. Davon wird jetzt Abstand genommen. Die rund 12.000 Quadratmeter große Karstadt-Immobilie hatte vor einigen Monaten den Eigentümer gewechselt. Eine regionale Investorengruppe, an der neben der Sparkasse Siegen auch Siegener Bauunternehmer, unter anderem die Firma Otto Quast, beteiligt sind, hatte das Gebäude von der Highstreet-Holding, einem Immobilien-Konsortium, erworben. Durch diesen Kauf werden die jetzt vorgestellten Planungen möglich.
Die Uni Siegen soll Mieterin in dem neuen Komplex werden und einen Vertrag mit Laufzeit von mindestens 25 Jahren abschließen. Der Anbau soll rund drei Millionen Euro kosten. Der Eigenanteil der Stadt Siegen beträgt 650.000 Euro.
Der Siegener Sparkassen-Chef Winfried Groos hatte Anfang Juli gegenüber dieser Zeitung von „kleineren Eingriffen bei Karstadt“ im Zuge des jetzt veröffentlichten Anbaus gesprochen. Wie viel Verkaufsfläche den zwei Hörsälen mit Nebenräumen zum Opfer fällt, ist der Verwaltungsvorlage nicht zu entnehmen.
Die Stadtverwaltung sieht die Pläne als Chance, Karstadt langfristig in Siegen zu halten. „Hinzukommen nicht zu unterschätzende Aspekte, die für das Kaufhaus Karstadt selbst entstehen werden, sodass es sich auch um eine Standortsicherungsmaßnahme für einen wichtigen Einkaufsmagneten im Bereich der Oberstadt handelt“, heißt es. Außerdem erwartet sie positive Effekte für den gesamten Handels- und Dienstleistungsbereich entlang der Bahnhofstraße, des Kölner Tors, der Kölner Straße und der Poststraße.
Aufwertung Richtung Schlossplatz
Der Vorbau habe den Vorteil, dass „die unansehnliche Fassade des heutigen Kaufhausgebäudes zum Schlossplatz hin eine komplette Aufwertung erfahren wird“, heißt es in der Verwaltungsvorlage weiter. Drei Architekturbüros sollen beauftragt werden, Entwürfe zu gestalten. Eine Jury mit Vertretern der Investoren, des Rats der Stadt Siegen und der Verwaltung soll dann entscheiden, welcher Entwurf den Zuschlag erhält.