Siegen/Arnsberg. . Die Siegener Firma Dometic hat sich mit lautlosen Absorber-Kühlschränken eine Nische gesucht und ist heute Weltmarktführer. Hauptabsatzmarkt sind Reisemobile, aber auch Hotels, Studentenwohnheime oder Altenheime. Auch auf Jachten und in Luxus-Autos ist die Technik aus Siegen gefragt.

Sommer, Wärme, wachsende Reiselust. Drei gerade ganz aktuelle Komponenten, die die Siegener Dometic GmbH, Spezialist für lautlose Absorber-Kühlschränke mit 30 bis 190 Liter Volumen, zum Weltmarktführer gemacht haben. Einer von 128 in Südwestfalen.

„Auf dieses Wetter haben wir lange gewartet, Sie glauben nicht, wie gut uns das tut“, sagt Geschäftsführer Joachim Kinscher gut gelaunt. Denn Dometic, der größte Absorberkühlschrank-Hersteller der Welt, liefert nicht nur an Hotels, Studentenwohnheime, Altenheime, sondern vor allem an den Freizeitbereich: Caravan-, Reisemobil- und Bootsbesitzer. Als lukrative Märkte gelten auch Luxusautos und Kreuzfahrtschiffe.

Kein lauter Kompressor

„Unser Produkt wird überall dort gebraucht, wo man nahe beim Kühlschrank schläft“, erläutert Kinscher. Kein lauter Kompressor, der in Küche oder Keller stört, sondern nächtliche Stille. Mit der lautlosen Kühlung - dem Inneren wird mit einem Ammoniak-Gasgemisch Wärme entzogen - korrespondiert das Marketing der Dometic GmbH. „Wir sind leise, damit die Großen der Branche erst gar nicht auf uns aufmerksam werden“, gesteht Kinscher und korrigiert sich, als er merkt, dass diese Bescheidenheit eines südwestfälischen Weltmarktführers nicht mehr erwünscht ist: „In den Nischen, in denen wir beachtet werden wollen, machen wir uns bemerkbar.“

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Im Falle des Autozulieferers A+E Keller aus Arnsberg wäre Bescheidenheit auch kontraproduktiv. „Die Weltmarktführerschaft ist uns wichtig“, sagt der Geschäftsführende Gesellschafter Dr. Stephan Guht. „Bei unseren Kunden, die alle groß sind, tut man sich keinen Gefallen, wenn man nichts von sich hören lässt.“

Weltmarktführer ist das weltweit tätige Unternehmen mit 180 Mitarbeitern in Arnsberg und 450 in der Gruppe für „hohle Kaltfließpressteile zur Schwingungsdämpfung“, wie es korrekt heißt. Also meist mit Gummi umspritzte Achs- und Motorlager. „Kleinteile“, wie Guht bemerkt. Mehre Millionen verlassen monatlich das Werk. Aber sie haben einen Ruf begründet: „Uns ist niemand eingefallen, der in unserer Kernkompetenz besser ist als wir“, begründet der Geschäftsführer seine Bewerbung. Trommeln gehört hier zum Handwerk.

Kein Widerspruch

Anders offenbar als in Siegen. Kühlschrank-Herstellung im Siegerland, dem Zentrum der metallverarbeitenden Industrie - das ist kein Widerspruch. 1921 gegründet, stellte der Dometic-Vorläufer Siegas zunächst Benzintanks und Auspufftöpfe her. Die Nachfolgefirma Silo begann 1949 mit Kompressor-Kühlschränken, verkaufte an Neckermann und Quelle, konnte aber im Massenmarkt nicht mehr mithalten, wie Kinscher erzählt. Lösung: Absorber-Kühlschränke und Minibars für den wachsenden Hotel- und Freizeitbereich. „Das erfordert feinste Schweißtechnik, aber so etwas beherrscht man im Siegerland.“

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1973 dann die Wende: Der schwedische Elektro-Riese Electrolux übernimmt den Familienbetrieb, prägt von Siegen aus den Begriff Minibar. „Wir haben damals schwedische Patente umgesetzt“, berichtet der Geschäftsführer. „Der große Albert Einstein stand als Consultant zur Verfügung.“ 2002 verlor Electrolux dann die Lust an der deutschen Tochter - die Freizeit-Sparte machte sich als Dometic GmbH selbstständig und hat nach Kinschers Worten seitdem 45 kleinere Firmen übernommen. 1100 Mitarbeiter in Deutschland, davon 450 in Siegen, erwirtschaften 900 Millionen Euro Umsatz.

Ohne Zukunftssorgen

2011 wurde in Siegen der zehnmillionste Absorber-Kühlschrank ausgeliefert. Zukunftssorgen macht sich Kinscher nicht. Die Demografie spricht für Dometic. „Die Menschen werden älter und unternehmungslustiger“, so der Geschäftsführer. „Reisemobile sind Fluchtfahrzeuge vor schlechtem Wetter.“