Siegen-Kaan-Marienborn.

Kurz nach elf Uhr gab Salvatore Alabiso am Freitagvormittag die Dienstanweisung zum Schichtende. Mit großem Bahnhof begrüßten der Segmentleiter und die 22 Mitarbeiter seiner Produktionsstraße den zehnmillionsten Kühlschrank, der soeben bei der weltweit operierenden Dometic-Group im Industriegebiet Weißtal vom Band gelaufen war. Das sollte gefeiert werden.

Für Joachim Kinscher, Geschäftsführender Direktor des Siegener Unternehmens, ist die Erfindung des Kühlschrankes, die zwei junge schwedische Studenten 1923 gemacht und an den früheren Dometic-Mutterkonzern Electrolux verkauft hatten, „eine einzige Erfolgsgeschichte“. Dass diese in seinem Unternehmen so lange andauert, sei auch ein Verdienst seines Vorgängers Adolf Kretzer, der von der Belegschaft mit tosendem Beifall empfangen wurde.

Aus Siegas wurde
1973 Electrolux

In den 60er Jahren wurden in Siegen die ersten Absorberkühlschränke unter dem Namen Siegas produziert, ehe 1973 Electrolux die Firma übernahm. In den folgenden Jahren lag die Konzentration auf dem globalen Ausbau des Hotel- und Wohnwagenmarktes mit Minibars und Caravankühlschränken.

„Diese Nische der lautlosen Kühlung ging als Idee um die Welt und unterschied sich zunehmend vom klassischen Haushaltssegment, so dass Electrolux diesen Geschäftsbereich ausgliederte und Dometic sich als Eigenmarke etablierte“, erläuterte Kinscher.

Täglich würden von Siegen im Schnitt zwei komplette Hotels mit Minibars ausgestattet. „Und das rund um den Erdball!“ Jedes Reisemobil, jeder Caravan weltweit habe mindestens ein Dometic-Produkt an Bord. „Wir sind ein Botschafter made in Siegen“, rief Kinscher seinen Mitarbeitern selbstbewusst zu.

Zurzeit beschäftigt die Dometic Group weltweit rund 6600 Mitarbeiter, 550 am deutschen Hauptsitz in Siegen. Ihnen gehörte gestern das Augenmerk von Firmenleitung und Ehrengästen. Nachdem Salvatore Alabiso das Ende der Schicht verkündet hatte, tauschten alle 550 Mitarbeiter ihr spezielles Arbeitsgerät gegen Bestecke, Teller und Gläser ein, um den zehnmillionsten Absorberkühlschrank gebührend zu feiern.

Dabei war der Rahmen so locker gehalten, dass sich Landrat Paul Breuer mit seiner Krawatte „overdressed“ vorkam. Er gratulierte der Firmenleitung und den Mitarbeitern, dass sie sich in einem so schwierigen Markt-Segment als Weltmarktführer behauptet hätten.

Er sei als Bundestagsabgeordneter 1992 während eines Russland-Besuches in seinem Hotelzimmer überraschend auf eine Minibar in einem Siegener Dometic-Kühlschrank gestoßen. Das habe ihn sehr gefreut. Allerdings habe er im Inneren statt eines Siegerländer Biers nur eins aus dem Sauerland gefunden. Es mache ihn stolz, bekannte Bürgermeister Steffen Mues, dass das Unternehmen aus dem Weißtal den Namen Siegens in alle Welt trage. Er sei schon jetzt gespannt, „mit welchen Raffinessen in knapp 40 Jahren der zwanzigmillionste Kühlschrank ausgestattet ist.“