Wilnsdorf. . Das Wilnsdorfer IT-Unternehmen Guntermann & Drunck vertreibt seine KVM-Lösungen über den ganzen Globus. Diese Technologie ermöglicht es dem Nutzer, von verschiedenen Bedienstationen aus auf mehrere Computer oder Server zuzugreifen. Sendestudio, Flughafentower, Schifffahrt - G&D-Technik ist dort überall zu finden.

Der schwere Eisbrecher bahnt sich seinen Weg durch die stark vereiste kanadische See. Er führt einen kleinen Konvoi aus Containerschiffen sicher durch die schmale Fahrrinne auf dem Weg ins offene Meer. Ohne den modernen Hochleistungseisbrecher „Griffon“ der kanadischen Küstenwache CCG (Canadian Coast Guard) hätten diese in den überaus kalten Wintern in Reichweite des Polarkreises keine Möglichkeit, ihre Handelsrouten zu befahren.

Wilnsdorfer Unternehmen ein „Hidden Champion“

Aber auch die Griffon hätte Schwierigkeiten, in der eisigen See die richtige Fahrrinne zu finden, wenn sie sich nicht auf Hardware aus dem Siegerland verlassen könnte. Auf Produkte der Firma Guntermann & Drunck. Das Wilnsdorfer Unternehmen ist einer der sogenannten „Hidden Champions“. Das sind kleine und mittelständische Unternehmen, die zwar eher unscheinbar wirken, in ihrem speziellen Bereich allerdings Weltmarktführer sind. G&D hat sich auf die KVM-Technologie spezialisiert.

Dabei handelt es sich um die Verlängerung, Umschaltung und das Verteilen von standardisierten Rechnersignalen. Die Abkürzung KVM steht für Keyboard, Video and Mouse. Diese Technologie ermöglicht es dem Nutzer, von verschiedenen Bedienstationen aus auf mehrere Computer oder Server zuzugreifen. Es wird nur eine Tastatur, ein Bildschirm und eine Maus benötigt. „Und das völlig latenzfrei, also ohne jede zeitliche Verzögerung“, erklärt Roland Ollek, Vertriebs- und Marketingleiter der Firma.

1985 von Udo Guntermann und Martin Drunck gegründet

Im konkreten Beispiel des Eisbrechers Griffon kann die Crew auf der Brücke auf das Radar- und auf das GPS-System zugreifen, die sich im Serverraum unter Deck befinden. Die Vorteile sind groß. Die Auslagerung der Server verhindert ein Platzproblem auf der Brücke. Zudem sind diese in einem separatem Technikraum geschützt vor klimatischen Einwirkungen. Auch Reparaturarbeiten können durchgeführt werden, ohne die Arbeitsabläufe auf der Brücke zu stören.

Guntermann & Drunck wurde im Jahr 1985 von Udo Guntermann und Martin Drunck gegründet. Das erste bekannte Produkt des Unternehmens war das sogenannte „Video-Net“. Dieses wurde bei Softwareschulungen eingesetzt und ermöglichte es, die Monitorinhalte eines zentralen Schulungsrechners auf andere Monitore zu schalten. Im Jahr 1991 entwickelte G&D den ersten KVM-Switch. Er wurde weiter entwickelt und bald auch in Österreich und in der Schweiz vertrieben.

„Im Jahr 2008 beschloss das Unternehmen, auch im nicht-deutschsprachigem Ausland aktiv Fuß zu fassen“, erklärt Roland Ollek, Vertriebs- und Marketingleiter der Firma. Seitdem hat sich Guntermann & Drunck weltweit einen Namen gemacht. Die KVM-Produkte werden über rund 70 externe Vertriebspartner in mittlerweile 35 Ländern vertrieben.

Portfolio umfasst vier große Bereiche

Die Einsatzorte der G&D-Geräte sind sehr verschieden. „Unser Portfolio umfasst vier große Bereiche. Das Broadcasting (Studiotechnik), die Schifffahrt, die Industriautomation und die Flugsicherung“, erklärt Annette Häbel, Redakteurin bei G&D. Nahezu jeder öffentlich-rechtliche Fernsehsender arbeite mit KVM-Lösungen aus Wilnsdorf. Auf dem Gebiet der Flugsicherung ist G&D sogar zum Weltmarktführer geworden. In Flughafentowern rund um die Welt wird mit ihrer Technik gearbeitet.

Das Geheimnis des Firmenerfolges liegt laut Annette Häbel in der Qualität der Produkte. Sie müssen in den verschiedensten Regionen der Welt funktionieren und unterschiedlichsten Bedingungen trotzen. Sei es der großen Hektik in der Frankfurter Verkehrsleitzentrale oder aber der Hitze in Dubai, wo große Baggerschiffe KVM-Technik nutzten, um die große Palmeninsel „Jumeirah“ aufzuschütten.

Dabei gelte das Prinzip der deutschen Wertarbeit. „Made in Germany ist noch immer ein wichtiges Verkaufsargument“, betont Annette Häbel. Und das trifft auf G&D-Produkte definitiv zu. In Wilnsdorf erfolgt sowohl die Entwicklung, die Fertigung als auch der Vertrieb und der Service der KVM-Technik.

„Wenn ich die Fotos oder Anwenderberichte dieser weltweiten Projekte sehe“, meint Annette Häbel nachdenklich, „muss ich schon staunen. Wir sind ja eigentlich nur eine kleine Siegerländer Firma.“ Roland Ollek teilt auch nach vielen Jahren in der Firma die Begeisterung:„Es ist doch schön zu wissen, dass ein Eisbrecher am anderen Ende der Welt mit unseren Produkten am Polarkreis entlang schippert. Das motiviert im Arbeitsalltag ungemein.“