Siegerland. . Der Brand bei der Telekom in Siegen Ende Januar sorgte für Millionenschäden bei Unternehmen in der Region. Besonders hart getroffen wurde der Mittelstand. Geschäftsführer aus dem Siegerland erläutern, weshalb bei ihnen die Produktion still stand und ob sie glauben, eine Entschädigung zu bekommen.
Der Brand bei der Telekom in Siegen Ende Januar hat für Millionenschäden bei Unternehmen in der Region gesorgt. Besonders hart getroffen wurde der Mittelstand. Geschäftsführer aus Freudenberg, Kreuztal und Kirchen erläutern, weshalb bei ihnen die Produktion still stand und ob sie glauben, für ihren Ausfall von der Telekom entschädigt zu werden.
„Wir haben zwei Aufträge verloren. Das tut sehr weh“, sagt Oliver Homrig, Inhaber der Druckerei mrd in Freudenberg. Das Unternehmen beschäftigt 27 Mitarbeiter. Die Druckerei ist auf einen funktionierenden Datenverkehr angewiesen. Am 21. Januar, dem Tag des verheerenden Feuers, habe es einen Komplettausfall aller Netzsysteme gegeben. Daher konnten zwei Agenturen Daten für Druckaufträge nicht nach Freudenberg senden. „Die Aufträge haben Konkurrenzunternehmen bekommen“, klagt Homrig, der den Schaden auf 25.000 Euro taxiert. Ende Januar hat er über einen Rechtsanwalt Schadensminderungsforderungen gegenüber der Telekom geltend gemacht. „Eine Reaktion hat es bislang aber nicht gegeben.“
Drei Tage lang kein Telefon
Auf mindestens 30.000 Euro schätzt der Werkzeuglieferant Schübo aus Kreuztal den wirtschaftlichen Schaden. Drei Tage lang war das Unternehmen, das 30 Mitarbeiter beschäftigt, komplett von der Telekommunikation abgeschlossen. „Am Mittwochmittag funktionierte immerhin das Telefon wieder“, sagt Geschäftsführer Stefan Tenhaken.
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Email-Bestellungen und Aufträge über das Internet habe man erst am Freitag wieder entgegen nehmen können. „In diesen Tagen haben wir so gut wie keinen Umsatz gemacht.“ Da ein Großteil der Kunden Werkzeuge und Maschinen innerhalb von 48 Stunden nach Bestellung benötige, geht auch Tenhaken davon aus, dass Konkurrenzfirmen von der Misere im Siegerland profitierten. Dass das Kreuztaler Unternehmen den Schaden ersetzt bekommt, glaubt er indes nicht. „Das uns tatsächlich Umsätze entgangen sind, ist nur sehr schwer nachzuweisen.“
US-Tochtergesellschaft konnte auch nicht arbeiten
Forderungen gegenüber der Telekom geltend machen wird dagegen die Firma Pintsch Bubenzer aus Kirchen. Das mittelständische Unternehmen (156 Mitarbeiter), das u.a. in den Branchen Schiffbau, Bergbau und Windkraftnutzung tätig ist, war drei Tage lang arbeitsunfähig. „Sämtliche Einheiten lagen brach. Produktion, Einkauf, Lagerverwaltung, Versand, Rechnungswesen – nichts ging mehr“, klagt Geschäftsführer Stefan Kröger, der den Schaden auf einen „fünfstelligen Eurobereich“ schätzt. Selbst die US-Tochtergesellschaft, die auf die Daten des Servers in Deutschland zurück greift, konnte drei Tage lang nicht arbeiten. „Wir haben unseren Anwalt eingeschaltet“, sagt Kröger. Er ist zuversichtlich, die Ausfälle ersetzt zu bekommen. Ein Passus im Vertrag mit der Telekom begrenze mögliche Netzausfälle auf wenige Stunden, ohne dass das Unternehmen Forderungen stellen könne.
Unterdessen erwartet der heimische SPD-Landtagsabgeordnete Falk Heinrichs, dass der Innenausschuss des Landtags sich im März mit dem Netzausfall beschäftigt. Derzeit werte das Ministerium den Erfahrungsbericht des Kreises Siegen-Wittgenstein noch aus. „Das alles wird aber Konsequenzen nach sich ziehen“, ist sich Heinrichs sicher. Ob die Staatsanwaltschaft Siegen Ermittlungen gegen die Telekom aufnimmt, steht indes noch nicht fest. Das Brandgutachten, von dessen Ergebnis die Einleitung eines Ermittlungsverfahren abhängt, lag gestern noch nicht vor.