Siegen-Wittgenstein/Olpe. . Der voraussichtliche wirtschaftliche Schaden für die Unternehmen in Siegen-Wittgenstein und Olpe durch den Telekommunikationsausfall vor fast drei Wochen wird deutlich im zweistelligen Millionenbereich liegen.
Das geht aus einer Umfrage der Industrie und Handelskammer Siegen hervor, an der sich 1300 der 25.000 Unternehmen in den beiden Kreisen beteiligten.
Telekom: Kein Kommentar
Die Telekom wollte sich dazu auf Nachfrage nicht äußern. „Wir kommentieren keine Zahlen, die nicht von uns selbst stammen“, sagte Unternehmenssprecher André Hofmann. Ob bereits Forderungen gegenüber der Telekom geltend gemacht wurden, wollte Hofmann ebenfalls nicht sagen. „Auch dazu gibt es keinen Kommentar.“ Firmen und Privatpersonen könnten sich an die Telekom wenden, sofern ihnen ein wirtschaftlicher Schaden entstanden sei. „Jeder Fall wird von uns auf die Rechtmäßigkeit der Forderung geprüft.“
Fast alle spürten Konsequenzen
Auf die Rechtsabteilung der Telekom wird dann viel Arbeit zukommen. Denn ein großer Teil der befragten Unternehmen hat angekündigt, Schadensersatzforderungen zu prüfen. Unklarheit besteht laut IHK darüber, wie solche Forderungen geltend gemacht werden können. Die Kammer plant daher einen Runden Tisch mit betroffenen Unternehmen, wo auch geklärt werden soll, wie in Zukunft die Sicherheit des Kommunikationsnetzes gewährleistet und verbessert werden kann. Die IHK Siegen will dazu auch Verantwortliche aus dem Management der Telekom einladen.
95 Prozent der 1300 Unternehmen, die 35.000 Menschen beschäftigen, waren von den Folgen des Brands betroffen. Deutlich mehr als die Hälfte meldete einen Komplettausfall ihres Festnetzes von ein bis zwei Tagen, mehr als ein Viertel für eine längere Zeit. Fast zehn Prozent sogar vier Tage oder länger. Die Ausfälle von Internet oder E-Mail-Empfang waren gravierender. Das Mobilfunknetz war für über die Hälfte für einen Tag lahmgelegt. Für rund ein Drittel bestand dieses Problem mindestens zwei Tage.
Hohe Schadensdunkelziffer vermutet
Für fast zwei Drittel der Unternehmen bedeutete der Ausfall der Kommunikationsnetze einen finanziellen Schaden. Eine Firma gab Einbußen in sechsstelliger Höhe an. Viele Firmen konnten ihre Schäden noch nicht beziffern und machten deswegen keine Angaben oder gaben vorsichtige Schätzungen ab. Dennoch summierte sich die Summe bislang auf mehr als fünf Millionen Euro. Die IHK Siegen betreut 25.000 Unternehmen, ohne nicht zugehörige Freiberufler, Handwerksunternehmen oder öffentliche Betriebe. Die Schadensdunkelziffer ist also hoch. Insgesamt dürfte der Schaden für die regionale Wirtschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich im zweistelligen Millionenbereich liegen, so die Kammer.
Verlust von Aufträgen befürchtet
Befragt nach den konkreten Auswirkungen durch die Vorfälle gab die Mehrheit von 88 Prozent der Betriebe einen Ausfall der Kommunikation nach außen an. Daraus folgend gaben auch 77 Prozent einen fehlenden Kundenkontakt an. In der Konsequenz befürchten 39 Prozent einen Verlust von Aufträgen. 28 Prozent konnte Liefertermine nicht einhalten. Bei rund 40 Prozent der Betriebe führten die Auswirkungen des Feuers zu einem Ausfall bzw. einer Beeinträchtigung der internen Logistik oder der internen betrieblichen Abläufe. Bei 19 Prozent waren interne Rechnungssysteme ausgefallen. 9 Prozent gaben an, dass andere Betriebsstätten in Deutschland oder weltweit von den Ausfällen mit betroffen waren. Trotz allem mussten mit 11 Prozent nur wenige Betriebe teilweise oder komplett schließen.
Für mehr Sicherheit sensibilisiert
In Bezug auf die Konsequenzen zieht fast die Hälfte der Unternehmen einen Anbieterwechsel in Erwägung. Ungeachtet der Maßnahmen anderer Akteure oder der Telekom als Antwort auf die Vorfälle, kündigen viele eigene Aktivitäten an, um solche Ausfälle zu vermeiden oder in diesem Umfang zu verhindern. Sie suchen selbst nach Alternativen oder möchten für sichernde Redundanzen sorgen.