Düsseldorf/Hilchenbach. . Die Euro-Schuldenkrise trifft auch den weltweit operierenden Maschinen- und Anlagenbauer SMS mit Stammsitz Hilchenbach im Siegerland. Die Aufträge bleiben aus. Möglicherweise müssen sich die Beschäftigten auf Kurzarbeit gefasst machen.

Der erfolgsverwöhnte Maschinen- und Anlagenbauer SMS mit Stammsitz in Hilchenbach muss angesichts der EU-Schuldenkrise und ausbleibender Anschlussaufträge im kommenden Jahr den Gürtel enger schnallen. „Wir machen rund 80 Prozent unserer Geschäfte außerhalb des EU-Raums, aber auch unsere Kunden in der ganzen Welt sind verunsichert“, sagte Heinrich Weiss, Vorsitzender der SMS-Gruppe, bei einem Pressegespräch in Düsseldorf. „Von daher verschieben sich sehr viele Großprojekte.“

Das wirkt sich vor allem beim Auftragseingang aus, der nach Weiss’ Worten 2013 im Wert „deutlich unter drei Milliarden Euro“ betragen soll - im Vergleich zu 3,2 Milliarden Euro im ablaufenden Jahr und 3,42 Milliarden 2011. Folge: Die Auslastung der Kapazitäten dürfte damit „an der unteren Grenze“ liegen. In der Konsequenz schließt Weiss Kurzarbeit im Frühjahr „als Option“ nicht aus. Dann sei der Auftragsberg, der zum Teil nur mit Überstunden bewältigt werden konnte, abgearbeitet.

„Wir haben gut gefüllte Arbeitszeitkonten für schlechtere Zeiten“, beruhigte Weiss, aber: „Ab Mitte 2013 könnten wir Beschäftigungsprobleme bekommen.“ Geplant sind daher Kostensenkungsmaßnahmen bei der SMS-Gruppe, einem der größten Arbeitgeber Südwestfalens, an deren Hilchenbacher Stammsitz allein 2200 Menschen beschäftigt sind. „Wir stehen vor ein bis zwei schwachen Jahren“, ergänzte Weiss.

Stammbelegschaft halten

Kostensenkung schließe auf jeden Fall ein, die Stammbelegschaft zu halten, betonte Weiss. Und die Stammbelegschaft sei bereits ausgelastet, wenn 80 Prozent des Geschäftsvolumens erreicht seien. Moderat sparen will der Inhaber des Familienunternehmens in der Verwaltung und beim Einkauf sowie mit verbesserten Herstellungskosten - da will er „fertigungsgerechter“ produzieren lassen und führt als Vorbild die Autobauer an. Dort gebe es ein preisgünstiges Basisangebot, alle weiteren Optionen kosteten Geld. „Vielleicht haben wir in unsere Anlagen bisher zu viel Luxus eingebaut“, merkte Weiss selbstkritisch an.

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Auf jeden Fall sind die Hüttenwerke von SMS teurer als die der Konkurrenz wie etwa Danieli oder Siemens. Weiss bezifferte den Kostennachteil auf 10 bis 15 Prozent - vor allem wegen der Fertigung in Deutschland. Das müsse mit besserem Service und „vermehrter Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter“ ausgeglichen werden. Deren Zahl erhöht sich durch die erst kürzlich erworbene Mehrheitsbeteiligung am Luxemburger Unternehmen Paul Wurth, Marktführer beim Bau von Hochöfen, Kokereien und Sinteranlagen, noch einmal um gut 1500 Personen auf dann 13.800 Beschäftigte weltweit.

Größere Anstrengungen

In diesem Zusammenhang rief Weiss seine Mitarbeiter angesichts der Wettbewerbssituation zu noch größeren Anstrengungen auf und warnte vor Selbstzufriedenheit: „Die Stellung als Weltmarktführer muss man sich immer wieder erarbeiten.“ Diese Stellung auf Dauer zu halten sei schwieriger als sie neu zu erobern. Heute seien Chinesen und Südkoreaner dabei, gemeinsam einen weiteren Währungsblock gegen den Dollar zu schaffen, und auch im Bereich Maschinenbau holten sie rasant auf.

Noch hat der deutsche Maschinenbau einen Weltmarktanteil von 17 Prozent, aber China und Südkorea haben mit je 13 Prozent Japan und die USA (je 12 Prozent) überholt. Daher steckt Weiss die Ziele nicht zu hoch: „Wir beschränken uns auf die Marktnischen, die wir haben, und wollen dort der beste Anbieter für unsere Kunden sein.“