Düsseldorf/Hilchenbach. . Die SMS Group, der weltweit tätige Maschinen- und Anlagenbauer mit Siegerländer Wurzeln, hat für 360 Millionen Euro 59,1 Prozent der Anteile der Paul Wurth S.A. übernommen. Das größte Industrieunternehmen Luxemburgs erzielte 2011 mit 1950 Mitarbeitern und 27 Tochterunternehmen einen Umsatz von 491 Millionen Euro.

„Das ist eine ideale Ergänzung“, erklärte Heinrich Weiss, der Vorsitzende der SMS Group, in Düsseldorf. „Wir vervollständigen damit unser Programm.“ Während Paul Wurth im Hochofenbau führend sei und eine bedeutende Stellung bei vorgeschalteten Anlagen innehabe, lieferten SMS Siemag und SMS Meer die nachfolgenden Anlagen in der Prozesskette - vom Stahlwerk über Walzwerke bis zu Bandveredelungsanlagen. „Wer ein neues Hüttenwerk plant, dem stehen wir jetzt komplett zur Seite.“

Es gebe einige Felder der Ergänzung, aber keine Überschneidungen, betonte Weiss. Deshalb werde die Fusion keine Arbeitsplätze kosten. Im Gegenteil: „Paul Würth hat als reines Ingenieursbüro keine eigenen Werkstätten mehr. Da könnte einiges für unsere abfallen.“ Ohnehin gelte: „Wir wollen alle Kern-Arbeitsplätze in Deutschland erhalten.“ Die SMS Group hat 2011 mit über 11 000 Mitarbeitern einen Umsatz von 3 Milliarden Euro erwirtschaftet.

Die SMS Holding wolle bei Paul Wurth die industrielle Führung in Strategiefragen übernehmen, aber nicht ins operationale Geschäft eingreifen, sagte Weiß: „Das ist eine ehrwürdige, erfolgreiche Firma, da kommen jetzt keine jungen SMS-Leute an und erklären, wie es geht. Die neue Gesellschaft wird keine Tochter-, sondern eine Schwesterfirma.“

Großinvestition angesichts der Marktlage erstaunlich

Die Großinvestition ist auf den ersten Blick erstaunlich, denn die Marktlage beurteilt Heinrich Weiss, der frühere BDI-Präsident, äußerst skeptisch: „Ich rechne damit, dass wir in Europa in eine tiefe Rezession fallen ähnlich wie 2008/2009. Mich rettet nur der Gedanke, dass wir 80 Prozent unseres Geschäfts außerhalb Europas machen.“ Doch auch in Indien und auf anderen Märkten sei schon Zurückhaltung spürbar: „Das ist für ein Investitionsgüterunternehmen ein Problem.“

Aber eine Unternehmensstrategie müsse man unabhängig von Konjunkturzyklen verfolgen. Und außerdem sei es bei einer hohen Liquidität, über die das Familienunternehmen SMS aufgrund zurückgehaltener Gewinnausschüttungen verfüge, derzeit äußerst ratsam, in industrielle Substanz zu investieren, so Heinrich Weiss (70), der Urenkel des Firmengründers: „So langsam erkennt ja auch die Politik, dass das Eintreten für die Schulden anderer Länder unseren Wohlstand gefährdet und dass wir eine Inflation bekommen.“

Seine Prognose für die Euro-Zone: „Griechenland fällt sicher heraus, möglicherweise auch andere. Es wird Bankenpleiten geben, einen Schock in der Finanzindustrie, Auswirkungen für die Realwirtschaft.“ Dennoch plant die SMS Group, die am Stammsitz Hilchenbach 2200 Mitarbeiter beschäftigt, mindestens ein weiteres Investitionsprojekt. Weil Weiss für große Hochöfen und Hi-Tech-Walz- und Hüttenwerke weltweit immer noch eine große Zukunft sieht.